Da hat sich einer was vorgenommen: sämtliche Klaviersonaten in neun Konzerten. Alle? Alle von Beethoven, um die volle Wahrheit zu verraten. Das sind immer noch jede Menge Noten. Von insgesamt 32 Sonaten ist hier die Rede. 32 Sonaten, die, wie gern behauptet wird, zusammen das Neue Testament für Klavierspieler darstellen. Fürs Alte Testament war in dieser Lesart bekanntlich mit seinem wohltemperierten Klavier Bach zuständig gewesen. „Meer sollte er heißen“, hatte dem Beethoven nachgerufen.
Und damit zu Georg Michael Grau. Der nämlich ist es, der sich vorgenommen hat, in Sachen Beethoven in die Vollen zu gehen und sämtliche 32 Sonaten als Konzertzyklus zu spielen. Der aus Sontheim an der Brenz gebürtige Pianist erfüllt sich damit, wie er sagt, „einen Kindheitstraum“. Endlich wird’s klappen. Und warum gerade jetzt? Georg Michael Grau lacht: "Vielleicht, weil es mir gelungen ist, den inneren Schweinehund zu überwinden. Aber es spielt selbstverständlich auch mit, dass es zeitlich einfach mal gepasst hat, so etwas muss ja auch koordiniert werden."
Karlsaal statt Carnegie Hall
Ort des Konzertgeschehens wird immer der Karlsaal im Kloster in Herbrechtingen sein. Dort steht, für diesen Raum gerade richtig, ein kleiner, aber kräftig feiner und generalüberholter Steinway-Stutzflügel des Baujahres 1938. Der und Grau, den sein Weg bislang schon ebenso in die Berliner Philharmonie wie in die Carnegie Hall in New York führte, kennen sich, und das sind doch schon einmal gute Voraussetzungen.
"Pathétique" zum Start
Neun Konzerte umfasst der Zyklus. Der Startschuss wird am Sonntag, 21. Januar, erfolgen. Los geht’s um 17 Uhr. Das große Finale ist dann für den 16. November 2025 geplant. Den Aufbau der einzelnen Konzerte darf man sich so vorstellen, dass sie immer gewissermaßen um eine der besonders namhaften und deshalb auch mit einem Namen wie „Mondschein“, „Waldstein“, „Appassionata“ oder „Hammerklavier“ bedachten Sonaten kreisen werden. Diese werden in chronologischer Reihenfolge erklingen, alle anderen, wie Georg Michael Grau verrät, „nach Lust und Laune drumherum“. Bei 32 Sonaten und neun Konzerten kann man sich ausrechnen, dass pro Abend drei bis vier Werke erklingen werden. Herzstück des ersten Konzerts wird am 21. Januar die „Pathétique“ gerufene Sonate Nr. 8 op.13 sein.
Ein Dutzend fehlt noch
„So um die zwanzig“ der Sonaten gehören schon lange oder länger zum Konzertrepertoire von Georg Michael Grau in Konzerten. „Den Rest muss ich mir für den Zyklus jetzt draufspielen.“ Und wie darf man sich das vorstellen, zum Beispiel in Sachen zeitlicher Aufwand? "Jedenfalls nicht mehr so wie früher, wenn man als Kind oder Jugendlicher ein halbes Jahr an einer Sonate saß. Das geht schon schneller jetzt. Die Noten hat man in zwei, drei Tagen drin. Dann legt man’s noch einmal weg, um es etwas sacken zu lassen. Ab sechs Wochen vor einem Konzert kümmere ich mich dann intensiv um eine für mich neue Sonate, die auf dem Programm steht." Und dabei gibt’s ja auch Unterschiede im Schwierigkeitsgrad zu beachten, der bei den Beethoven-Sonaten bei weitem nicht gleichbleibend ist. „Die späten Stücke etwa sind deutlich komplexer, dichter, auch verkopfter komponiert als die frühen.“
Der Eintritt zu sämtlichen Konzerten ist übrigens frei. „Da ist organisatorisch einfacher zu handhaben“, sagt der Pianist. Es zahlt sich wiederum aber nur dann aus, wenn die Besucher am Ende des Konzerts auch eine Spende dalassen.
Von Januar 2024 bis November 2025
Neun Konzerte im Kloster Herbrechtingen vom 21. Januar 2024 bis zum 16. November 2025 umfasst der von Georg Michael Grau gespielte Konzertzyklus mit allen 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven. Der Eintritt ist jeweils frei. Weitere Informationen sind im Internet unter www.musikfestivalschlossbrenz.de erhältlich.