Stadtentwicklung

Warum Herbrechtingen Mittelmaß ist und welche Impulse die Stadt umsetzen will

Eine neue Studie bescheinigt Herbrechtingen in vielen Belangen Mittelmaß. Das begreift man vor Ort als Chance und Auftrag, der Stadt neue Impulse zu geben. Was als Nächstes geschehen soll:

Warum Herbrechtingen Mittelmaß ist und welche Impulse die Stadt umsetzen will

Herbrechtingen ist in vielen Belangen Durchschnitt. Was auf den ersten Blick beinahe wie ein Affront klingt und womöglich das Potenzial hat, den Blutdruck von Lokalpatrioten steigen zu lassen, wurde im Gemeinderatsausschuss regelrecht erleichtert aufgenommen: Die Herbrechtinger Innenstadt steht nicht ganz schlecht da, und es gibt Chancen, sie mit relativ geringem Aufwand aufzuwerten.

Die Bewertung der Innenstadt war freilich kein Bauchgefühl, sie wurde vielmehr von der in Aalen ansässigen Imakomm-Akademie erarbeitet. Finanziert wurde die Untersuchung wiederum vom Regionalverband Ostwürttemberg und vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium. Das Ziel: Ansätze finden, um die Innenstadt zu stärken. In der jüngsten Sitzung des Herbrechtinger Ausschusses für Umwelt, Bauwesen und Verkehrsangelegenheiten stellte Imakomm-Mitarbeiter Matthias Prüller die Ergebnisse vor.

Unterdurchschnittlich: Leerstand in den Läden

Erfreulich fiel aus Herbrechtinger Sicht beispielsweise die Leerstandsquote aus. Während in der Region Ostwürttemberg elf Prozent aller Läden zum Zeitpunkt der Erhebung nicht belegt waren, standen in der Buigen-Stadt nur sechs Prozent leer.

Ein Problem entdeckte die Untersuchung dagegen bei der Gastronomie: Während sich Herbrechtingen über alle Arten von Gastronomie hinweg im regionalen Mittelfeld bewegt, sei die Versorgung mit innerstädtischen Cafés deutlich unterdurchschnittlich.

Überdurchschnittlich: Viel Grün und Wasser

Ebenfalls im regionalen Durchschnitt bewegen sich die Ergebnisse einer nicht repräsentativen Kundenumfrage in der Innenstadt. Bei den Fragen nach dem Ambiente und Flair der Stadt wie auch den Gebäuden und Fassaden fiel Herbrechtingen zwar zurück, dafür punktete die Stadt etwa mit Grün- und Wasserflächen und der Familienfreundlichkeit. Auch Spielplätze und Sportangebote wurden überdurchschnittlich gut bewertet.

Befragt wurden die Innenstadtbesucher auch nach ihren Gründen, in die Stadt zu gehen. Im Vergleich zur Region Ostwürttemberg gaben zwar etwas weniger Befragte an, die Innenstadt zum Einkaufen zu besuchen. Dafür war der Anteil jener, die gastronomische Angebote nutzen wollten, sehr viel größer als in der Gesamtregion. Auch das Vorhaben, Freunde und Bekannte zu treffen oder schlicht die Atmosphäre zu genießen, wurde leicht überdurchschnittlich oft genannt.

Sehr wichtig: Was wird aus dem Buigen-Center?

Ein wichtiges Herbrechtinger Ziel müsse laut Matthias Prüller sein, die Kaufkraft vor Ort zu binden. Das deckt sich auch mit den Ergebnissen des Stadtentwicklungskonzepts, das einen seiner Schwerpunkte auf die Stärkung der lokalen Wirtschaft legt. Als großes Plus wertet das jüngste Konzept das bereits vorhandene Grün. Prüller riet, die „grüne Innenstadt“ als Leitthema zu verstehen und sich so von Heidenheim oder Giengen abzusetzen. Konkrete Maßnahmen wären demnach, die bereits vorhandenen Blumenkübel räumlich auszuweiten und Kiesflächen zu „grünen Oasen“ umzubauen.

Eine der größten Fragen für die Innenstadt ist die Zukunft des Buigen-Centers, dem das Imakomm-Papier eine zentrale Rolle für die Attraktivität der Innenstadt zuspricht. Bei der Frage, ob das Buigen-Center saniert oder gar neu gebaut werden sollte, dürften sich Stadt und Gemeinderat „keine Denkverbote“ auferlegen. Unter dem Stichwort „Empfohlene Kernmaßnahmen“ spricht das Konzept klar von einem „Neubau des Buigen-Centers als Gesundheits- und Ärztezentrum“. Als Grundlage für eine politische Entscheidung solle ein Nutzungskonzept erstellt werden.

Bürgermeister Daniel Vogt erklärte, die Herbrechtinger Verwaltung werde die Impulse aufgreifen. Ratsmitglied Manfred Strauß (CDU) zeigte sich erfreut darüber, dass die Stadt „im Mittelfeld“ stehe und sprach sich dafür aus, schnell umsetzbare Maßnahmen auch zeitnah anzugehen. Herbrechtingen solle sich ein Beispiel nehmen an den „Bodenseestädtchen“, die durchweg sehr einladend seien.

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