Wohnungen und Polizeiposten

Neubau in Herbrechtingen: Warum die Stellplatzfrage Knackpunkt war

Die Kreisbau will an der Badstraße ein Mehrfamilienhaus inklusive Polizeiposten bauen. Im Gemeinderat wurde vor allem über die Stellplatzsituation diskutiert. Nun wird nachjustiert.

Tolles Projekt, aber die Stellplatzsituation muss geklärt werden: Auf diesen Nenner kann man die Stimmung und schließlich auch die Entscheidung des Herbrechtinger Gemeinderats zum geplanten Wohnhausneubau an der Badstraße bringen. Der Tagesordnungspunkt wurde in der jüngsten Sitzung intensiv diskutiert.

Zum Hintergrund: Die Kreisbaugesellschaft möchte an der Badstraße einen Neubau realisieren. Hier sollen auf gut 630 Quadratmetern elf kompakte Wohnungen entstehen. Im Erdgeschoss könnte ein neuer Polizeiposten eingerichtet werden, den die Stadt und vor allem das Land Baden-Württemberg schon lange dringlich haben möchte.

Kreisbau-Chef Schipek: Keine Investoren-Geschäfte

Kreisbau-Geschäftsführer Jürgen Schipek betonte in seiner Präsentation der Entwürfe nicht nur einmal: „Wir brauchen dringend Wohnungen. Wir wollen das machen.“ Schipek erklärte, dass es sich um Mietwohnungsbau und nicht um Investoren-Geschäfte handle. 25 Prozent sei öffentlich geförderter Wohnbau, sprich, betroffene Mieter können bei den Kosten vom Staat unterstützt werden.

Der Herbrechtinger Bürgermeister Daniel Vogt hatte eingangs den Wohnungsbedarf und das Ziel der innerstädtischen Nachverdichtung betont und die Dringlichkeit eines eigenen Polizeipostens hervorgehoben. Die Pläne der Kreisbau hatte er als „absolut bestes Ergebnis“ für die zu lösenden Probleme beschrieben.

So stellt sich die Kreisbau den Neubau an der Badstraße vor. Illustration: Kreisbau

Am Neubau selbst wollte im Rat niemand rütteln, hier gab es – abgesehen von der Höhe (15,10 Meter) und den Auswirkungen auf anliegende Bauten – kaum Einwände. Stadtrat Thilo Eckermann (SPD) sagte etwa: „Ich kann das nur befürworten.“ Susanne Walter (SPD) gab hingegen zu bedenken: „Die Bürger schrecken vor dem großen Block zurück.“ Vielleicht, so ihre Anregung, könne man mit einer entsprechenden Fassadengestaltung oder Ähnlichem Abhilfe schaffen. Manfred Strauß (CDU) war deutlicher: „Das ist ein Klotz von 15 Metern Höhe.“ Kreisbau-Chef Schipek sagte: „Schöner wird’s, aber über die Geschossigkeit ist nicht zu diskutieren.“

Intensive Diskussion über die Zahl der Stellplätze

Knackpunkt war, wie erwartet, die Stellplatzfrage. Laut Stellplatzschlüssel müssten für den Neubau 19 Stellplätze vorgehalten werden – inklusive zweier Stellplätze plus Garage für die Polizei. Elf könnte die Kreisbau auf dem eigenen Grundstück anlegen, die acht weiteren könnten, so der Kreisbau-Vorschlag, auf anliegenden städtischen Flächen umgesetzt werden. „Oder wir könnten auf einen anderen Stellplatzschlüssel ausweichen“, hatte Kreisbau-Chef Schipek zur Diskussion gestellt.

An der Badstraße sei es eng, die bestehenden öffentlichen Parkplätze würden bereits jetzt gebraucht – so war es zu hören. Martin Müller (Freie Wähler) forderte: „Wir müssen schauen, wie wir aus diesem Dilemma herauskommen.“ Matthias Sturm (Freie Wähler) beklagte die Diskussion zur „scheibchenweise“ Reduzierung der Stellplätze. Dieses Hin und Her möge er gar nicht. „Das Projekt ist gut, der Vorschlag für die Stellplätze ist nicht akzeptabel“, meinte er. Auch Walter Fuchslocher (SPD) wollte die Parkplatzsituation „vorher gelöst“ haben. Martin Müller ergänzte: „Wir können nicht für jedes Projekt einen anderen Stellplatzschlüssel festlegen.“

Gemeinderat will weitere Stellplätze auf dem Grundstück

Bürgermeister Vogt vermittelte und räumte ein: „Wohlwissend verdrängen wir zu den besten Zeiten andere Parkplatznutzer.“ Das sei klar. Es gäbe innerstädtisch aber andere Parkmöglichkeiten, die man nutzen könne.

Annette Rabausch (Freie Wähler) ordnete die Situation anders ein, lenkte das Augenmerk auf das Klima und den herbeigesehnten Mobilitätswandel. „So ein gutes Projekt sollte man nicht am Stellplatzschüssel scheitern lassen“, sagt sie. Zumal man sich doch fragen müsse, wie viel Fläche man für ein paar Stunden Autoparken versiegeln wolle. Eckermann (SPD) ergänzte: „Wenn wir uns innen verdichten wollen, müssen wir über die Hürde springen.“

Kreisbau-Chef Schipek warf in den Ring, auf die geplanten vier Garagen zu verzichten und so mehr Stellplätze unterzubekommen. Dafür gab es zustimmendes Nicken im Gremium. Robert Smejkal (CDU) brachte noch Etagengaragen ins Spiel und ordnete den geltenden Stellplatzschlüssel für die kleinen Wohneinheiten als „viel zu viel“ ein.

Am Rande informierte sich Günter Thierer (Freie Wähler) aufgrund der Gebäudehöhe über die Rettungswege der Feuerwehr. Kreisbau-Chef Schipek: „Die Feuerwehrleute aus Giengen kommen rechtzeitig ran.“

Die Kreisbau soll nun hinsichtlich der Stellplätze nachjustieren und im Idealfall alle benötigten Plätze auf dem eigenen Gelände realisieren. So entschied der Gemeinderat bei zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.

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