Winterserie Ausflugstipps

Eisbaden in der Brenz: das ungewöhnliche Winterritual der Meinerts für Geist und Gesundheit

Judith und Dennis Meinert aus Heidenheim baden im Winter regelmäßig bei Anhausen in der Brenz. Warum sie das tun und welche Tipps sie dafür haben:

Es ist ein Wintersonntag morgens kurz vor 9 Uhr. Die Sonne erhebt sich langsam, färbt die Ränder der vereinzelten Wolken golden. Kaum jemand ist auf der Straße unterwegs. Es ist frostig, aber auch ein bisschen magisch, um diese Zeit draußen unterwegs zu sein. Auf dem Parkplatz zwischen Anhausen und Herbrechtingen am Eingang zum Eselsburger Tal warten schon Dennis und Judith Meinert, warm eingepackt in Kuschelpullis und Surfermäntel. Das Thermometer zeigt 1,5 Grad, es weht ein kalter Wind entlang der Brenz. Das Wasser im Fluss hat 6,8 Grad und die beiden Heidenheimer wollen gleich baden gehen.

Wie kommt man auf so eine Idee? Die Anregung kam von einem Onkel, der in den USA lebt, erzählt Dennis Meinert. Dieser habe sich intensiv mit den Themen Sport und Gesundheit beschäftigt. Im Profisport ist das Eisbad nach intensivem Training oder nach dem Wettkampf eine beliebte Methode, um Muskelkater vorzubeugen und eine schnellere Regeneration zu bewirken. Auch in sozialen Medien findet man Vorbilder fürs Eisbaden, etwa den amerikanischen Extremsportler Rich Roll oder den Niederländer Wim Hof, der auf Instagram unter dem Namen „Iceman_Hof“ zu finden ist.

Training fürs Herz-Kreislauf-System

Dennis Meinert ist überzeugt davon, dass durch den ständigen Aufenthalt in beheizten Räumen die Gefäße erschlaffen und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen Vorschub geleistet wird. Er verspricht sich vom winterlichen Baden in kaltem Wasser einen Trainingseffekt fürs kardiovaskuläre System.

Judith Meinert führt noch einen anderen Aspekt an: „Ich versuche, immer wieder aus meiner Komfortzone herauszugehen“, sagt sie. Die Mutter von zwei Söhnen sagt, sie habe es sich früher nie vorstellen können, in kaltem Wasser zu baden. „Ich bin eine Warmduscherin“, so die Heidenheimerin, die ihre Abonnenten auf Instagram öfter ins kalte Wasser mitnimmt. Auch ihr Mann Dennis betont die mentale Dimension des Eisbadens: „Man geht ins Unbequeme und muss sich fokussieren“, beschreibt er den Moment, wenn die warmen Klamotten abgelegt sind und es ins kalte Wasser geht.

Panik und Schnappatmung

Der Körper reagiert ganz instinktiv auf die Kälte: Schnappatmung und Panikgefühle sind normal, wenn man das Winterbad zum ersten Mal ausprobiert. Daran erinnert sich auch Dennis Meinert noch gut. Als sie vor drei Jahren mit dem Eisbaden begonnen haben, hätten sie es anfangs nur kurz im Wasser ausgehalten. Beim dritten Mal habe er eine Art Aha-Erlebnis gehabt: „Da war die Panik weg und ich konnte ganz ruhig atmen.“

Die Meinerts haben sich eine Stelle etwas nördlich der Brücke ausgesucht, an der ein alter Baumstamm als Ablagestelle für Handtücher und Kleider dienen kann. „Wir haben schon im Herbst angefangen, in der Brenz zu baden“, erzählt Dennis Meinert. Meistens trifft man sich am Sonntag, oft gehen Freunde und Bekannte mit, die auch Lust auf das kalte Erlebnis haben.

Eintauchen in die Kälte: die beiden Winterbadenden in der Brenz bei Anhausen. Foto: Rudi Penk

Die beiden stehen jetzt in Badekleidung am Brenzufer, Neoprensocken schützen die Füße vor der Kälte, Dennis Meinert trägt außerdem eine Mütze. Zügig geht es in den Fluss, bis zu den Oberschenkeln stehen die Winterbadenden im Wasser. Das Untertauchen dauert noch ein wenig, die Hände werden jetzt unter den Achseln gewärmt. Schließlich lassen sich beide bis zum Hals ins Wasser gleiten, von außen wirkt das Winterbad recht unspektakulär.

Ein paar Minuten halten es die Meinerts im Wasser aus, dann ist Schluss. Draußen an der Luft kühlt der Wind die beiden zusätzlich aus und es ist wichtig, schnell wieder warm und trocken zu werden. Allein für den gesundheitlichen Aspekt könnte man sich auch unter die kalte Dusche stellen, aber auch das Erlebnis in der Natur ist den beiden wichtig. Während winterliches Baden in kalten Gewässern in den nordischen Ländern Tradition hat, sieht man auf der Ostalb eher selten Menschen in der kalten Jahreszeit ins Wasser gehen: „Manche Spaziergänger sind schon sehr erstaunt, wenn sie uns baden sehen“, so Judith Meinert.

Nach dem kalten Bad ist es wichtig, schnell wieder warm zu werden – wobei auch heiße Getränke helfen. Foto: Rudi Penk

Abgetrocknet und wieder in dicken Kleidungsschichten verpackt, trinken die beiden noch einen gemeinsamen Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne. Dann geht es wieder zurück zum Auto und nach Hause ins Warme.

Dennis und Judith Meinerts Tipps fürs Winterbaden:

- Nie allein gehen.
- Auf keinen Fall bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ins Eisbad!
- Die Konfrontation mit dem kalten Wasser kann man unter der Dusche üben.
- Auch mental sollte man sich aufs Eisbaden vorbereiten.
- Im Wasser auf den Körper achten, hinausgehen, wenn es wehtut oder die Motorik nicht mehr funktioniert.
- Hinterher schnell wieder trocken und warm werden.

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