Mikroabenteuer

Feuer machen ohne Feuerzeug: Wie es gelingt und wie man grandios scheitert

Es wärmt, schützt und nährt uns: das Feuer. Wie kann man ohne Feuerzeug oder Streichhölzer eine Flamme erzeugen? Selbstversuch eines absoluten Anfängers.

Feuer machen ohne Feuerzeug: Wie es gelingt und wie man grandios scheitert

Den antiken Griechen brachte es ein Titan. Prometheus, na klar. Der Homo erectus gelangte durch einen Blitz in seinen Besitz. Zeus, womöglich? Die Rede ist natürlich vom Feuer. Egal mit welcher Kultur man sich näher befasst, die rote Flamme zu bändigen, wird praktisch durchgängig als mit der bedeutendste Schritt in Richtung Zivilisation angesehen. Heute tragen wir dieses Monument der Menschheitsgeschichte ganz unzeremoniell in der Hosentasche mit uns herum. Was aber, wenn man einmal weder Feuerzeug noch Streichhölzer zur Verfügung hat und trotzdem ein Feuer entfachen will?

Im vorangegangenen Teil dieser Serie ging es um das nasse Element. Feuer und Wasser sind zwei gute Diener, aber schlimme Herren, heißt es. Meine Mission lautet daher: Das Feuer unter meine Kontrolle zu bringen und dabei hoffentlich keinen verheerenden Waldbrand auszulösen. Knapp außerhalb von Bolheim finde ich auf Einladung eines Kollegen vor einer kleinen malerischen Hütte mein Trainingsgelände. Hier soll mir gelingen, was meine Vorfahren bereits vor Zehntausenden von Jahren geschafft haben.

Erster Versuch: Feuer machen mit einer Lupe

Die Regeln sind klar: Kein Feuerzeug, kein Streichholz. Sonst ist praktisch alles erlaubt. Mein erstes Utensil dürften einige vor allem in ihrer Kindheit genutzt haben. Mit einer Lupe bewaffnet nutze ich an diesem Augustabend die unerhört starke Intensität der Sonne. Mangels einer sadistischen Ader lenke ich den gebündelten Sonnenstrahl allerdings auf keine Ameise, sondern auf ein kleines Bündel dünner Zweige, das in einer Feuerschale liegt.

Ein ruhiges Händchen reicht, um innerhalb von Sekunden Rauch zu verursachen. Mehr aber auch nicht. Die Zweige überspringen die Feuerstufe und verwandeln sich direkt in Asche. Mit einem Messer bearbeite ich einen Holzscheit so lange, bis ein kleines Häufchen Späne in der Schale liegt. Doch auch hier: Rauch ja, Feuer nein.

Zweiter Versuch: Funken erzeugen mit einem Feuerstahl

Egal. Meine Geheimwaffe habe ich schließlich noch gar nicht gezückt. Ein Feuerstahl ist klein und handlich, sieht schlicht aus und besteht aus Auermetall III, einer Legierung aus Eisen, Cer und anderen Metallen der Seltenen Erden. Mit ihm generiert man Funken, die im Idealfall ein Feuer entfachen. Die Handhabung ist relativ selbsterklärend und nach ein paar Versuchen verstehe ich, in welchem Winkel man den Feuerstahl halten muss, um es ordentlich funken zu lassen.

Leider auch hier: Rauch ja, Feuer nein. Mist. Weder die Zweige, noch die Späne wollen sich entzünden. Selbst die etwas mühsam gesammelte und abgeschabte Birkenrinde scheint nicht zu helfen. Dabei ist die aufgrund ihrer ätherischen Öle eigentlich als Eins-a-Zunder bekannt.

Feuer machen ohne Feuerzeug: Erfolg dank Betrug

Neben der Feuerschale liegt eine verlockend aussehende Packung Grillanzünder. Ganz fair ist das zwar nicht, doch ich will herausfinden, ob meine bisherigen Misserfolge aus meiner Technik oder meinem Material resultieren. Ein zerbröselter Grillanzünder landet schließlich in dem Zweige-Späne-Birkenrinde-Gemisch.

Also gut. Einmal tief durchatmen. Der Feuerstahl blitz auf und zack! Feuer! Unglaublich! Kaum zwei Funken sind nötig, um die Flamme zu entfachen. Zugegeben, sie ist recht klein und von vergleichsweise kurzer Lebensdauer. Doch das Ziel war und ist zunächst ja lediglich, einen Funken in Feuer zu verwandeln. Wir halten fest: So ein Feuerstahl ist eine feine Sache, das Unterfangen steht und fällt jedoch mit dem Zunder. Warum es bei mir ohne Grillanzünder nicht geklappt hat? Vielleicht war der Zunder zu grob. Vielleicht war er nicht trocken genug. Wer weiß.

Erfolg! Mit einem Feuerstahl (und etwas Hilfe) gelingt es durchaus, ein Feuer zu entfachen. Maximilian Haller

Zu guter Letzt bleibt die Frage: Warum sich mit einem Feuerstahl oder Ähnlichem herumquälen, wenn man einfach ein Feuerzeug mitführen könnte? Die nüchterne Begründung: Ein Feuerstahl funktioniert auch bei Nässe und Sturm, er ist handlich, er hält lange. Die philosophische Begründung: Es ist einfach erfüllender. Das Schaben über den Stahl, das Aufblitzen der Funken, die simple Motorik. Zumindest bei diesen Aspekten kann ein Feuerzeug einfach nicht mithalten. Und vielleicht ist der Feuerstahl genau das: Eine Ode an die Haptik.

Im achten Teil der Serie steigt unsere Kollegin Katharina Horrer in eine umfunktionierte Gefriertruhe und versucht sich am Eisbaden.