Fragen und Antworten zum Sanierungsgebiet "Ortskern Ost" in Herbrechtingen
„Ein wunderschöner Tagesordnungspunkt.“ Mit so viel Enthusiasmus hört man Bürgermeister eher selten über Themen des Gemeinderats sprechen. Herbrechtingens Schultes Daniel Vogt zeigte sich angesichts der Entwicklung um das Sanierungsgebiet „Ortskern Ost“ jedenfalls erfreut – und das nicht zu Unrecht. Denn ganz behutsam nimmt das Projekt Fahrt auf. Bei einem Zeitrahmen, der wie in diesem Fall mehrere Jahrzehnte in Anspruch nimmt, ist es allerdings leicht, den Überblick zu verlieren. Im Folgenden daher ein Überblick über den Stand der Dinge.
Fragen und Antworten zum Sanierungsgebiet "Ortskern Ost"
Gibt es das Sanierungsgebiet „Ortskern Ost“ jetzt offiziell? Ja, bei seiner Sitzung im vergangenen September hat der Herbrechtinger Gemeinderat das Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Den Bereich offiziell abzugrenzen war unter anderem nötig, um entsprechende Fördermittel zu erhalten.
Was ist der aktuelle Verfahrensstand? Die vorbereitenden Untersuchungen, die vor der förmlichen Festlegung erfolgen müssen, sind inzwischen abgeschlossen. Zweck dieser von der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH (WHS) vorgenommenen Untersuchungen ist es, sich ein Bild über die Notwendigkeit der Sanierung, über die sozialen, strukturellen und städtebaulichen Verhältnisse und Zusammenhänge, über die anzustrebenden allgemeinen Ziele und die Machbarkeit der Sanierung im Allgemeinen zu machen.
Welche Mängel und Missstände wurden festgestellt? Die Herbrechtinger Innenstadt wird maßgeblich von der Langen Straße und dem Buigen-Center geprägt. Wenig überraschend kommt die WHS in ihrem Bericht zu der Erkenntnis, dass insbesondere das Buigen-Center in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund des strukturellen Wandels an Bedeutung verloren hat. Auch das Karl-Kaipf-Heim entspreche nicht länger dem heutigen Stand und sei als „Schlüsselmaßnahme“ der Sanierung im Ortskern Ost vorgesehen.
Defizite sieht die WHS darüber hinaus bei den Straßen und Wegen. Insbesondere im östlichen und dem hügeligeren Teil des Untersuchungsgebiets falle auf, dass vor allem Gehwege, aber auch die Gebäudesubstanz keine guten Zustände aufweise. Mehrere Gebäude stehen zudem leer, so etwa Objekte in der Kirchhöflesstraße, in der Giengener Straße und in der Mühlstraße.
Sanierungsbedarf stellt die WHS zudem bei öffentlichen Plätzen sowie am Benzufer fest. Auffällig sei beispielsweise die geringe Anzahl an öffentlich zugänglichen Freiflächen; mit Ausnahme einiger Spielgeräte auf dem Rathausplatz gebe es innerhalb des Sanierungsgebietes auch keine Flächen, die als Spielplätze klassifiziert werden könnten. In der Aufwertung des Brenzufers sieht die Wüstenrot Haus- und Städtebau zudem die Möglichkeit, die Aufenthaltsqualität vor Ort zu erhöhen.
Sanierung soll bis in zehn Jahren abgeschlossen sein
Wie stehen die Anwohner dazu? Bis Mai dieses Jahres könnten Bewohnerinnen und Bewohner des Sanierungsgebiets einen Fragebogen ausfüllen. Ebenfalls im Mai fand eine Infoveranstaltung statt. Die Resonanz bewertet die WHS insgesamt als positiv – eine Meinung, die im Gemeinderat nicht gänzlich geteilt wurde. Stadtrat Martin Müller (FWV) berichtete von „viel Enttäuschung“ bei der Infoveranstaltung. Diese sei dadurch begründet gewesen, dass Privateigentümer im Zuge der Sanierung nur auf wenig Teilförderungen zugreifen könnten – in der Regel sei nur eine Gesamtförderung möglich. Lisa Kieferle von der WHS entgegnete, dass eine Kombination verschiedener Förderprogramme möglich sei.
Wie lange wird die Sanierung voraussichtlich dauern? Nachdem die vorbereitenden Untersuchungen abgeschlossen sind, musste sich der Gemeinderat selbst eine Frist für die Sanierung setzen. Der Bewilligungszeitraum wurde auf den 30. April 2031 festgelegt. Dieser kann nach derzeitiger Praxis in begründeten Fällen um zwei Jahre verlängert werden. Die Durchführungsfrist, also der Zeitraum, in dem die Stadt Herbrechtingen die Sanierung also tatsächlich angehen und abschließen will, beträgt zehn Jahre. Der Ortskern Ost soll demnach bis 31. Dezember 2033 saniert werden.