Grußworte beim Neujahrsempfang

Herbrechtingen feiert ein Wochenende lang 1250 Jahre

In Herbrechtingen wird auch in diesem Jahr viel für Verbesserungen getan. Das sagte Bürgermeister Daniel Vogt beim Neujahrsempfang. Was vorgesehen ist, was schon geschafft wurde und wie es um die Situation in den Schulen bestellt ist.

Dass mit dem Beginn des neuen Jahres das Leid und die Probleme des zurückliegenden keinesfalls der Vergangenheit angehören, machten die Redner beim Neujahrsempfang der Stadt Herbrechtingen und der Kirchengemeinden am Samstagabend deutlich. Kriege, Vertreibung, Flucht, Katastrophen und Umweltzerstörung dominierten auch weiterhin die Welt.

„Wir müssen uns immer wieder darauf besinnen, wie wir leben, und dass der Wohlstand hier nicht selbstverständlich ist“, sagte der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Dieter Knolmar, in seinem Grußwort im Gemeindesaal von St. Bonifatius. Auch Frieden sei keine Selbstverständlichkeit und müsse wertgeschätzt und bewahrt werden. Das betonte auch der evangelische Pfarrer Michael Rau, der dazu aufforderte, im Alltag in Liebe und Frieden miteinander zu leben. Er kündigte an, dass der Bolheimer Pfarrer Danny Müller ab März zweiter Pfarrer in Herbrechtingen werde, „ich freue mich schon jetzt auf die Zusammenarbeit“.

Gute Voraussetzungen für die Schulen

Zur Situation der Schulen in Herbrechtingen äußerte sich der Rektor des Buigen-Gymnasiums, Axel Krug. Als Lehrer sei man quasi Berufsoptimist, auch wenn es derzeit schwerfalle, Positives zu finden. Auch er sagte, dass es an der Zeit sei, Selbstverständliches wie Reichtum, Sicherheit, funktionierende Regierungskoalitionen, teure Fernreisen und dergleichen abzuschütteln, denn die Welt sei im Wandel, und darauf müsse man sich einstellen. Vielfältige Probleme gebe es auch in den Schulen, auch wenn, und das betonte Krug, in Herbrechtingen sehr gute Voraussetzungen herrschten, was Räumlichkeiten und Unterrichtsausstattung betrifft.

Doch habe die jüngste Pisa-Studie gezeigt, dass es ums Lesen und Rechnen der Schüler in Deutschland nicht gut stehe, „aber sie können viel besser englisch als früher“. Nach der wissenschaftlichen Untersuchung könne niemand mehr sagen, es bestehe kein Handlungsbedarf. Die Ergebnisse hingen allerdings auch damit zusammen, dass es viel mehr Kinder und Jugendliche aus Flüchtlings- und Einwandererfamilien an den Schulen gebe. Allein am Buigen-Gymnasium würden derzeit 30 junge Menschen aus der Ukraine unterrichtet, „und es dauert einfach, bis die die Sprachkenntnisse erlernt haben, um ihre Talente zu entfalten“. Die Tatsache, dass der Unterricht meist nur vormittags stattfinde und die Lockdowns während der Corona-Zeit hätten zudem eine Rolle gespielt, „deshalb ist das Pisa-Ergebnis eigentlich keine Überraschung“, so der Rektor.

Auch Familien in die Pflicht nehmen

Er betonte, dass an den Herbrechtinger Schulen sowohl schwache als auch begabte Schüler gefördert werden, „aber wer Förderung braucht, muss sich auch fördern lassen“. Hier komme nicht zuletzt den Familien auch eine Schlüsselrolle zu. An ihnen liege es, wie sich Schüler entwickeln, die gesamte Verantwortung dürfe nicht auf die Lehrer abgeschoben werden. Kritisch nahm Krug auch an den zahlreichen digitalen „Zerstreuungs- und Verblödungsmöglichkeiten unter die Lupe und angesichts der vielen Verführungen von einer „Pest für die Schüler“.

Bürgermeister Daniel Vogt ging auf die Gewöhnung der Menschen an den hierzulande herrschenden Wohlstand ein und betonte, dass Frieden und Sicherheit nicht als Selbstverständlichkeit gesehen werden dürften. In Herbrechtingen habe sich im Jahr 2023 vieles entwickelt. So erwähnte er den Mehrgenerationenpark und die Kindergarten-Modernisierung ebenso wie die Investitionen in die Hort-Betreuung, den Breitbandausbau, das Stadtentwicklungskonzept und den Wohnungsbau.

Viele Herausforderungen im Jahr 2024

„Aber auch 2024 erwarten uns viele Herausforderungen“, sagte Vogt: „Wir werden weiterhin bemüht sein, den Bürgerinnen und Bürgern bestmögliche Lebensbedingungen zu schaffen.“ So werde auch im laufenden Jahr weiter in Bildung und Betreuung investiert, „denn wir müssen einen Raum schaffen, in dem gut unterrichtet werden kann, und der von den Lehrkräften ausgefüllt wird“. Außerdem gehe der Breitbandausbau mit der Vorvermarktung durch die Netcom in eine entscheidende Phase und die Wärmeplanung zur Schaffung eines Nahwärmenetzes sei am Laufen.

Auch in kultureller Hinsicht werde im noch jungen Jahr wieder vieles geboten. Als einen der Höhepunkte nannte Vogt die geplanten Feierlichkeiten der 1250-Jahr-Feier, verbunden mit 50 Jahren Stadterhebung. Aus diesem Anlass ist ein Festwochenende geplant. An alle Bürgerinnen und Bürger gewandt sagte Vogt, es gelte, an einem guten Zusammenleben zu arbeiten, rücksichtsvoll miteinander umzugehen und „Gemeinsames über Trennendes zu stellen“.

Gemeinsamer Empfang

Traditionell veranstalten die Herbrechtinger den Neujahrsempfang gemeinsam mit der Kommune und den christlichen Gemeinden. Dem Empfang voraus ging auch in diesem Jahr ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche St. Bonifatius.

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