Alle Jahre wieder füllt sich die St.-Bonifatius-Kirche in Herbrechtingen mit Menschen, die bewusst eine besinnliche Adventszeit suchen. So auch in diesem Jahr, zumal mit dem 25-jährigen Bestehen des Singkreises ein besonderer Höhepunkt anstand. Alle Jahre wieder wirken auch das Orchester und das Blockflötenensemble der Musikschule mit. In beiden Ensembles spielen fast nur Erwachsene, Einheimische und auch viele Auswärtige. Gerade das große vielstimmige Blockflötenensemble hat ein Alleinstellungsmerkmal und zieht viele musikliebende Menschen von auswärts an. Es gibt im weiten Umkreis keine vergleichbare Gruppe.
Umso bedauerlicher, dass dies bald zu Ende sein könnte, wie man nach dem Konzert erfahren musste, denn die unverhältnismäßigen Gebührenerhöhungen der Musikschule – zum Teil über 130 Prozent – treffen diese Gruppen am meisten, und nicht wenige denken ans Aufhören oder Wechseln zu anderen Orchestern im Kreis. Das wäre für eine Stadt in der Größe von Herbrechtingen ein Armutszeugnis, denn beide Orchester vertreten die Stadt ja auch nach außen und werden bei offiziellen Anlässen gerne in Anspruch genommen.
Lebenslanges Lernen soll ja der Altersdemenz entgegenwirken und gemeinsames Musizieren die Lebenszufriedenheit steigern. Es gibt in beiden Musikgruppen viele Auswärtige, die trotz der Kosten gerne nach Herbrechtingen kommen, denn dass das Musizieren nicht umsonst zu haben ist, versteht sich von selbst. Aber diese Gebührenerhöhungen gehen weit über das übliche Maß hinaus.
Ist das etwa ein beabsichtigter Schachzug der Verwaltung, die Musikschulkosten klein zu halten, zumal auf mehrere Einsprüche gegen die Erhöhung in keiner Weise reagiert wurde? Dann könnte auch der Schuss nach hinten losgehen, denn etliche andere Einrichtungen könnten schon bald in die Bresche springen und sind schon in Wartestellung, um die beiden Ensembles zu übernehmen.
Wie gesagt, jeder und jede der Musizierenden ist selbstverständlich bereit, für gute Betreuung und Orchesterarbeit einen angemessenen Beitrag zu leisten. Aber so nicht.
Helga Fezer, Herbrechtingen