Es gibt noch kein Baugesuch, keinen Termin für den ersten Spatenstich und erst recht keinen für den ersten Schultag im Neubau der Grundschule auf dem Herbrechtinger Bibris-Campus. Dennoch musste sich der Ausschuss für Umwelt, Bauwesen und Verkehrsangelegenheiten in seiner jüngsten Sitzung mit vielen Details der Materialauswahl beschäftigen, die bis zur Struktur der Deckenverkleidung reichten. Der Grund: Nicht nur müssen die Architekten entsprechend weiterplanen – es geht auch um die Kosten, denn die Frage, ob man für die abgehängten Decken Holzwolleplatten nimmt oder gelochten Gipskarton, macht bei den Baukosten schnell eine Differenz im sechsstelligen Bereich aus.
Bei den Holzwolleplatten, in der Baubranche bisweilen der Optik wegen auch Sauerkrautplatten genannt, gab es im Ausschuss vor allem optische Vorbehalte. Annette Rabausch (FWV) räumte freimütig ein, ihr gefielen die Platten schlicht nicht. Auch Simon Zimmermann (FWV) hätte dem Gipskarton gerne den Vorzug gegeben. Weil die Planer zuvor aber von den Vorteilen der Holzwolle beim Lärmschutz berichtet hatte, nahm Zimmermann als Lehrer pragmatisch an: „Ich weiß, dass Kinder nicht leiser werden, also nehmen wir bitte die Holzwolle.“ Dieter Mathes (CDU) gab dem Holzprodukt von Vornherein den Vorzug: „Bei diesen Lochplatten denke ich immer, ich bin besoffen.“ Tatsächlich kann der Anblick der gelochten Platten ein unangenehmes Schwindelgefühl erzeugen.
Die Entscheidung für die Holzwolle fiel denn auch eindeutig aus. Der Nebeneffekt ist, dass Mehrkosten von 105.000 Euro vermieden wurden. Hinsichtlich der Optik wusste schlussendlich auch Stadtbaumeister Dieter Frank zu beruhigen: Auch beim Bau der Bibrishalle seien Holzwolleplatten verwendet worden, und heute störe sich niemand mehr an deren Aussehen.
Für eine Mehrausgabe von nach heutigem Planungsstand rund 150.000 Euro einigte man sich dagegen an anderer Stelle: Zwischen dem Obergeschoss der Grundschule und dem nördlich gelegenen Bestandsbau der Bibrisschule soll ein Verbindungssteg gebaut werden, der bislang ohne Überdachung geplant war. Zwischenzeitlich wurde diese Idee jedoch als ungünstig erkannt: Mit einer Überdachung könnten Kinder und Lehrpersonal nicht nur trockenen Fußes zwischen den Gebäuden verkehren, im Winter könnte man sich auch das Schneeräumen sparen und die Gefahr von Glatteisbildung vermeiden. Die Mehrkosten für die Überdachung: 150.000 Euro.
Den größten Raum nahm freilich die Diskussion über die Fassadengestaltung ein. Der Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung sah in Abstimmung mit den Planern eine Kombination aus Holz-Alu-Fenstern und einer in Teilen aus Holz erstellten Fassade vor, wie sie auch bereits in der Kostenberechnung vorgesehen ist. Hierfür entschied sich der Ausschuss am Ende auch.
Stadt rechnet mit 45 Millionen Euro Baukosten
Einschließlich der prognostizierten Baupreissteigerungen und Rückstellungen für Unerwartetes liegen die erwarteten Kosten für den Neubau aktuell bei 14,7 Millionen Euro. Hinzu kommen rund 30 Millionen Euro für die Sanierung des Gymnasiums, die sich an den Grundschulneubau anschließen soll.