Wie und wo bringt man jemanden auf dem Feldberg um die Ecke? Diese Frage beschäftigte den Krimi-Autor Wolfgang Schorlau, bevor er sich daran machte, den elften Roman zu schreiben, in dessen Mittelpunkt der Privatermittler Georg Dengler steht.
Schorlau hat mithilfe eines Schwarzwald-Rangers nach einem Tag Suche einen geeigneten Ort gefunden, an dem – zumindest literarisch – ein Mord begangen werden kann. „Ich hatte die Leiche, den Tatort und einen Wolf“, sagte der Schriftsteller am Dienstagabend im voll besetzten Karl-Saal des Klosters.
Und schon waren er und das Publikum mittendrin in Schorlaus „Black Forest“, wie er seinen Krimi, der fast ausnahmslos im Schwarzwald und dort in Altglashütten, Neustadt oder Freiburg angesiedelt ist, betitelte.
Subjektiv gesehen kommt der jüngste Dengler-Krimi in Bezug auf Erzählung und Spannung nicht an alle zehn Vorgänger heran. „Black Forest“ gehört dennoch ganz nach oben ins Krimi-Regal: Schorlaus Schwarzwald-Roman lässt einen aktuellen gesellschaftlich-politischen Kontext nicht vermissen. Es geht um Familie, unterschiedliche Sichtweisen von Generationen, es geht vor allem um die Energiewende und hier speziell um die Windkraft und damit um eine Art Energiegewinnung, die zuletzt von politischen Akteuren als „hässlich“ oder gar als „Schande“ bezeichnet wurden.
Wie bei allen Vorgängern: gründliche Recherche und aktueller Bezug
Schorlau führt in der Lesung humorvoll ein in seinen Stoff rund um den Feldberg, erzählt, welche Kniffe er nutzen musste, um eine Beziehung zu seinem Ermittler und dessen Mutter herzustellen. Das Publikum goutiert das Gehörte mit Lachen – beispielsweise bei der Anleitung, wie Mücken am besten gefangen werden; ist aber ebenso still, als der Autor die Mythen widerlegt, die angewandt werden, um Windräder in Misskredit zu bringen. Wie alle anderen Dengler-Romane hat Schorlau auch bei seinem im Oktober des vergangenen Jahres erschienenen Buch gründlich recherchiert, hat ebenso im Schwarzwald mit Experten gesprochen wie in Brüssel.
Wie sich die Geschichte am Feldberg entwickelt oder gar, welchen Ausgang sie nimmt, lässt Schorlau bei der von der Stadtbibliothek Herbrechtingen organisierten Lesung offen – gut für diejenigen, die das Buch noch lesen wollen. Alle, die den Stoff schon intus haben, hatten durch die Erzählungen um den Roman herum einen Mehrwert.
Den gibt es ebenso in musikalischer Hinsicht: Schorlau wird nicht nur auf seiner Lese-Tour von Werner Dannemann und dessen Bluesmusik begleitet, sondern stimmt an der Mundharmonika mit ihm und Harry von Stein an der Trompete selbst Lieder an: „All along the watchtower“ etwa war ebenso ein Genuss wie der ganze Abend.
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Schorlau: Vom Informatiker zum ausgezeichneten Schriftsteller
Wolfgang Schorlau, geboren 1951 in Idar-Oberstein, lebt in Stuttgart-Mitte mit seiner Partnerin Petra Olschowski. Sie ist Landesministerin für Wissenschaft und Forschung. Seine eigene Wohnung im Heusteigviertel nutzt er, wie Stefan Siller jüngst in der „taz“ schrieb, lediglich als Büro und zum Schreiben.
Seine Jugend verbrachte Schorlau in Freiburg, wo er den Beruf des Großhandelskaufmanns lernte. Dann zog Schorlau nach Westberlin und holte auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach. Er wurde Informatiker und gründete in Ludwigsburg bei Stuttgart ein kleines Software-Unternehmen. Weil er die Hintergründe der Ermordung des Treuhandchefs Detlev Karsten Rohwedder mysteriös fand, beschloss er, darüber einen Kriminalroman zu schreiben. Mit Ende 40 zog er sich aus seiner Firma zurück, um als Schriftsteller zu arbeiten.
Neben mittlerweile elf Krimis um den Protagonisten Georg Dengler hat er unter anderem auch drei Krimis um Commissario Claudio Morello zusammen mit dem Schauspieler Claudio Caiolo geschrieben. Schorlau wurde mehrfach mit Krimi-Preisen ausgezeichnet.