Geht es nach der Politik im Land und in der Region, dann wird der Wasserstoff in Zukunft ein zentraler Energieträger sein. Unternehmen wie Schwenk Zement in Heidenheim und die Papierfabrik Palm in Unterkochen könnten ihren Energiehunger über Wasserstoff stillen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Vor allem wird es noch Jahre dauern, bis es die Infrastruktur gibt, um das Gas dorthin zu bringen, wo die Verbraucher sind. Auf Skizzen und Plänen existieren die nötigen Pipelines zwar schon, aber bis das viele Kilometer lange Netz gebaut ist, werden noch Jahre vergehen.
Hans-Günther und Thomas Schwarz betreiben zwar keine Fabrik, dafür schickt ihr Logistikunternehmen von Herbrechtingen aus rund dreihundert Lastwagen zu Kunden in nah und fern. Die Logistikbranche gilt ebenfalls als einer der potenziellen Treiber des erhofften Wasserstoff-Booms. Im Abschlussbericht des Projekts „H2Ostwürttemberg“ gilt das „Logistiknetzwerk Heidenheim“ als eines der Ankerprojekte der Region.

Lkw, aus deren Auspuffrohren nur ein wenig Wasser tropft – das klingt nach einem guten Ansatz zur Eindämmung des Klimawandels. Unternehmen wie Voith arbeiten beispielsweise an Speichersystemen, damit der Treibstoff Wasserstoff in ausreichender Menge unter Hochdruck mitgeführt werden kann.
Wasserstoff-Lkw schafft bis zu 400 Kilometer pro Tankladung
Mit Blick auf diese Zukunft haben die Gebrüder Schwarz einen Wasserstoff-Lkw angeschafft und testen ihn seit einigen Monaten. Ihr Fazit fällt durchwachsen aus. „Technisch ist das ein gutes Fahrzeug“, sagen sie. Die Firma Schwarz hat den 26-Tonner vom Unternehmen Hylane angemietet und setzt ihn vor allem im Werksverkehr mit Zeiss ein. Mehrmals am Tag pendelt der Wasserstoff-Truck zwischen Herbrechtingen und Oberkochen, pro Tankladung sind zwischen 300 und 400 Kilometer Reichweite drin.
Der Haken: Der Wasserstoff ist derzeit noch sehr teuer. Umgerechnet käme man auf einen Dieselpreis von etwa drei Euro, sagt Thomas Schwarz. Angesichts der knappen Margen in der Logistikbranche ist der Treibstoffpreis aber ein gewichtiger Faktor. Hinderlich ist auch die Versorgung mit Wasserstoff. Dass das Unternehmen Mint Hydrogen im Giengener Industriepark A7 im vergangenen Jahr eine Wasserstoff-Tankstelle eröffnet hat, war für Schwarz der entscheidende Punkt für den Testlauf – denn es ist die einzige Tankstelle für Wasserstoff in der Region.

„Die harte kaufmännische Betrachtung ist: Es ist zu teuer“, sagt Thomas Schwarz. Zwar sind Wasserstoff-Lkw wie auch batterieelektrische Lastwagen von der Maut befreit, dieser Kostenvorteil werde jedoch vom höheren Kraftstoffpreis wieder aufgefressen. Derzeit zahlen sie gut 14 Euro pro Kilogramm Wasserstoff. „Wenn der Preis bei etwa vier Euro liegt, wird der Antrieb Sinn machen“, schätzen die Schwarz-Brüder. Dafür fehlt es aber noch massiv an Produktionskapazitäten für Wasserstoff.
Lkw mit alternativen Antrieben sind noch zu teuer
Allerdings grämen sich Hans-Günther und Thomas Schwarz deshalb nicht. „Wir wollen Erfahrungen sammeln“, sagen sie. Sie wollen frühzeitig erkennen, wie der Speditionshof der Zukunft aussehen wird. Im Moment seien alle Diesel-Alternativen noch zu teuer. Batterie-Lastwagen kosten derzeit noch mindestens das Doppelte im Vergleich zu Diesel-Lkw. Die E-Lkw, die Schwarz im vergangenen Jahr gekauft hat, lagen sogar beim Vierfachen. Welche Technologie sich am Ende durchsetzen wird? „Das wissen wir auch noch nicht.“

Dennoch hat die Firma Schwarz schon große Summen in die E-Infrastruktur investiert. Fünf Batterie-Laster haben sie im Einsatz, vor allem im Werksverkehr. Sie wollen als Logistiker die Anbindung der Lager an die Fabriken CO2-neutral gestalten. Und weil es in der Region in öffentlichen Ladeparks nur sehr wenige Ladesäulen gibt, an denen auch ein kompletter Lastzug zum Laden halten kann, haben sie entsprechende Ladesäulen auf dem Betriebsgelände installiert. Auch der Strom – zumindest ein großer Teil davon, kommt von den Photovoltaikanlagen auf den eigenen Hallendächern. Zudem haben sie in Batteriespeicher investiert. Mehrere Millionen Euro sind in Lkw und Infrastruktur geflossen, zum Teil auch dank Förderprogrammen.
Dass es solche nun nicht mehr gibt, bedauern die Gebrüder Schwarz. „Wichtig wäre jetzt mal ein Signal der Politik, wie es weitergeht“, sagen sie. Dass die technische Entwicklung der E-Lkw schnell voranschreitet, kann nämlich auch ein Hemmschuh sein: Wer heute investiert, hat übermorgen schon wieder einen veralteten Laster auf dem Hof stehen. Hinzu kommt: Die Logistikbranche in Deutschland schickt jeden Tag rund 410.000 Lkw auf die Straße – für die es längst noch keine Ladeinfrastruktur gibt.
Bis 1969 waren auch Pferde beschäftigt
Klimafreundliche Transporte hat die Firma Schwarz schon vor Jahrzehnten bewerkstelligt: Noch bis 1969 war in Giengen ein von zwei Pferden gezogenen Fuhrwerk in Diensten der Firma Schwarz. Im März 1969 berichtete die HZ jedoch, dass der letzte Kutscher in den Ruhestand gegangen war und die Arbeitspferde damit aus dem Giengener Stadtbild verschwanden. Was das Schicksal der beiden Pferde, "Gretel" und "Liesel", angeht, ließ der damalige Autor wenig Raum für Interpretationen: Sie landeten auf der Schlachtbank.