Mehr städtebaulicher Sachverstand im Herbrechtinger Rathaus
Wer bei dem von der „IG Flächenverbrauch stoppen“ veranstalteten, vielbeachteten Vortrag von Prof. Nobel im letzten Herbst aufgepasst hat, weiß, dass Nachhaltigkeit ein Begriff aus der Forstwirtschaft ist und im Prinzip beschreibt, dass nur so viel der Natur entnommen werden darf, wie auch wieder aufgeforstet oder anderweitig zurückgegeben wird.
Die Halle der Sahalift GmbH im IPA A7 mag sicherlich zweckmäßig sein, ist aber als Standard-Industriegebäude in Stahlskelettbauweise mit Alu-verkleideten Wandpaneelen sowie einem für Photovoltaik nicht besonders gut geeigneten Satteldach im Hinblick auf moderne Umweltstandards doch allenfalls Durchschnitt, aber wohl kaum nachhaltig.
Vielleicht war der Hinweis von Bürgermeister Vogt dahingehend gemeint, dass die Test- und Vorführfläche mit Betonsteinen so nachhaltig versiegelt ist, dass kein Wasser mehr in die darunterliegende Mineralbetonschicht versickert und über das städtische Abwassersystem der Kläranlage zugeleitet wird.
Ziemlich nachhaltig dürfte die Geschäftstätigkeit auf das Verkehrsaufkommen sein, werden doch in Zukunft Kunden in ganz Süddeutschland, Österreich und der Schweiz von Herbrechtingen aus bedient. Das dürfte sich aber eher auf Giengener Gemarkung abspielen, wo Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit ja eher keine Rolle mehr spielen.
Es bleibt dann nur noch die Frage, wie nachhaltig es ist, auf einer Fläche von ca. 6000 Quadratmetern einen Betrieb mit fünf bis zehn Mitarbeiter anzusiedeln. Eine dorthin führende Buslinie wird mit jährlich mehr als 80.000 Euro bezuschusst. Nur zum Vergleich sei erwähnt, dass auf einer Fläche dieser Größe acht Einfamilienhäuser oder 20 Reihenhäuser oder gar 60 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern untergebracht werden können. Ohne ÖPNV-Anschluss versteht sich.
Dem Ratschlag „Oh Herr, wirf Hirn ra“ folgend, wünscht man sich einfach mehr städtebaulichen Sachverstand und Kompetenz im Herbrechtinger Rathaus.
Werner Buttschardt, Herbrechtingen