"Liederfrühling"

Französisches Flair an der Brenz in Herbrechtingen: So brachte der Chansonabend das Publikum zum Mitsingen

Bei bestem Sommerwetter boten Theresa Maria Romes und ihr Ensemble eine treffsichere Auswahl an französischen Chansons. Die Gäste stellten die Veranstalter zunächst vor Probleme.

Französisches Flair an der Brenz in Herbrechtingen: So brachte der Chansonabend das Publikum zum Mitsingen

Französische Chansons an einem herrlich sommerlichen Abend, das war eine Kombination, die für großen Ansturm sorgte: Bierbank um Bierbank musste noch zusätzlich herbeigeschafft werden, um all den Besuchern einen Platz am Heimatmuseum zu bieten. Und schließlich war da ja noch eine weitere Attraktion, die sicherlich verlockend wirkte: Liederfrühling mit Theresa Maria Romes und ihrem Ensemble, und dieser Liederfrühling hatte sich ja schon in vielen Veranstaltungen bestens empfohlen. Dieses Mal also auf den Spuren der französischen Liedermacher. Romes hatte ein Programm zusammengestellt, das sowohl das berücksichtigt, um das man nicht herumkommt, also Jacques Brel und Edith Piaf etwa, aber auch Stücke, die man nicht unbedingt auf dem Schirm hat, und das in schöner Vielseitigkeit.

Die Liebe in allen Facetten

Und wenn man singt, singt man viel über die Liebe, ließ Bariton Uli Bützer in seiner gewandten und humorvollen Moderation wissen. Und wenn man Chansons singt, dann singt man noch mehr über die Liebe, so Bützer. Das Publikum erlebte sie, die Liebe, die in Frankreich ja als beheimatet gilt, in allen Facetten. Die frisch erblühte, schwungvolle übermütige Verliebtheit in Charles Aznavours „For me, formidable“, die sehr erotische in „Un homme et une femme“ von Francis Lai, bei dem sich das Publikum nicht lange bitten ließ und die nicht minder verführerischen Textzeilen „Daba Daba Dab“ eifrig mitsang, die einschleichende Gewohnheit in „Comme d’habitude“ von Jacques Revaux und Claude François, von Frank Sinatra zum Welthit geworden unter dem Titel „My way“. Der große Rückblick auf die Liebe und das gemeinsame Leben wurde gehalten in „Les vieux amants“. 

"Brel und Piaf können sehr direkt sein"

Und hatte Sopranistin Theresa Maria Romes noch bei Françoise Hardys „Mer“ das fedrige Timbre der französischen Ikone, so beeindruckte sie bei den Stücken „Milord“ und eben dem „Säufer“ mit der Spur Rotzigkeit in der voluminösen Stimme, die diese Lieder nun einmal bedürfen. Wie sagte Romes gleich zu Beginn? „Brel und Piaf können sehr direkt sein, geradezu vulgär“, um hinzuzufügen, „wir haben das auch so gelassen“. Warum auch nicht, selbst dann, wenn, wie hier der Fall, die Texte auch auf Deutsch gesungen wurden und sich die Deutlichkeit nicht hinter melodischem Fluss der französischen Sprache verstecken konnte. Das Publikum genoss das durchaus und nutzte die Gelegenheit zum Mitsingen, wann immer es textfest war. Und das war erstaunlich oft, nicht nur bei relativ einfachen Texten wie „Padam Padam“. Zum Beispiel bei „Pigalle“ – genau genommen kein französisches Chanson, sondern ein deutscher Schlager aus der Feder von Heinz Gietz, aber das Publikum hatte großen Spaß daran.

Zungenbrecher im Walzertakt

Uli Bützer bewies eine enorme Wandelbarkeit in seiner Stimme. Weich und zärtlich, ganz wie es der Titel verlangt, klang er bei „La tendresse“, sein „Non, je ne regrette rien“ gelang so kraftvoll und überzeugt, dass gar kein Gedanke an Bedauern aufkommen konnte, und schließlich Jacques Brels „Walzer der tausend Takte“ mit dem zungenbrecherischen Text in atemberaubender Geschwindigkeit, dass einem nicht nur vom Walzertakt schwindlig werden konnte. Hut ab vor beiden Sängern, die wieder einmal allererste Sahne lieferten.

Und Respekt auch dem großartigen Ensemble: Kevin Bernard am Akkordeon, Gitarrist Hubert Steiner, Pianistin Jieun Baek und Schlagzeuger Andreas Pickel zeigten nicht nur bei den Instrumentalstücken ihre Qualitäten, sondern auch in der Begleitung der beiden Sänger, die zum französischen Flair des Abends einen enormen Beitrag leistete.

Und als sich die Dämmerung schon über den malerischen Platz zwischen den beiden Brenzläufen legte, durfte auch noch Charles Trenets „La Mer“ rauschen und in „La vie en rose“ geschwelgt werden. „Paris canaille“ war der schmissige Schlusspunkt des gelungenen Chansonabends, an dem, wenn überhaupt, nur einzuwenden wäre, dass die Technik nicht ganz optimal funktionierte: Im Gegensatz zu den Musikern waren die Gesangsstimmen manches Mal zu leise.

Der Stimmung aber tat dies keinen Abbruch, im Gegenteil: Den geplanten Schlusspunkt ließ das Publikum nicht so stehen, stand vielmehr selbst zum Beifall auf und erklatschte sich vor dem Heimweg noch ein Schlendern auf der Champs-Elysées in Joe Dassins gleichnamigem Hit. Bliebe noch nachzutragen, mit welchem Programmteil denn so gar nicht zu rechnen war: „Göttingen“ der Chansonnière Barbara, das Symbollied der Friedensbewegung und der deutsch-französischen Freundschaft, sorgte für nachdenkliche Ruhe.

Wiederhören im Mai

Die nächsten Veranstaltungen des "Liederfrühlings" gibt es dann, wenn tatsächlich Frühling ist: Im Mai wird es wieder Konzerte geben. Veranstaltungsort wird dann Heidenheim sein.

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