So war das Kabarett mit "Der Pfefferle und sein Ernst" in Herbrechtingen
Aufs Neue haben „Der Pfefferle und sein Ernst“ mit „Muss des sei?“ in der alten Turnhalle vor vollbesetztem Haus gesellschaftspolitische Phänomene hinterfragt.
Bereits zum vierten Mal sind Werner Schwarz und Markus Rabe alias „Der Pfefferle und sein Ernst“ in die alte Turnhalle nach Bolheim gekommen, diesmal mit einem politisch und gesellschaftskritisch angehauchten Programm: „Muss des sei?“. Fürs Publikum gab es viel zu lachen, aber manchmal blieb das Lachen im Hals stecken, denn manche Pointen waren bissig und manch einer hat sich entdeckt in seinem (Fehl)Verhalten.
Auftritte seit zehn Jahren
Die beiden Kabarettisten aus dem Ulmer Raum, die schon über zehn Jahre miteinander auftreten, haben ihren Umkleideraum auf die Bühne verlegt, wo die notwendigen Jackets und Hüte an zwei Garderobenständern hängen und ein Bistrotisch – darauf zwei Weizengläser – Kulisse ist für viele tiefsinnige Gespräche und Gedanken. Sie haben die Klimaaktivisten aufs Korn genommen, die Erhöhung des Rentenalters („Rente mit 80 – von der Hobelbank ins Gitterbett“), die Lebensmittelverschwendung sowie Sinn und Unsinn des Mindesthaltbarkeitsdatums: Warum ist auf einer Dose mit 200 Millionen Jahre altem Himalaya-Salz überhaupt ein Verfallsdatum angebracht? Beamte auf der Behörde haben ihr Fett abbekommen; wer nicht spurt wird verwiesen an das „AFD - Amt für Dumme“.
Schwäbeln und sächseln
Großartig ist auch, wenn Pfefferle in die Rolle eines Politikers schlüpft und mit vielen Worten nichts sagt, und sein genialer Partner Ernst dies in die Gebärdensprache übersetzt – später bezeichnet er ihn als „Soichbeitel“. Talkshows im Fernsehen wurden durch den Kakao gezogen und Pfefferle gab die Rolle der „Anna Will-Quote“, die Gäste zum Thema Arm und Reich interviewte. Dabei stellte Ernst in einer Doppelrolle unter Beweis, wie gut er nicht nur schwäbeln, sondern auch „sächseln“ kann.
Ein Handykauf veranschaulichte digitalen Unsinn – von den beiden Künstlern als digitaler Virus bezeichnet. Die Freiheit des 21. Jahrhunderts müsse so gedacht werden, dass die Freiheitsstatue ein Notebook unterm Arm trägt und statt der Fackel ein Handy in die Höhe hält. Nach 90 Minuten war das Programm zu Ende und im Abgehen haben sich Pfefferle und sein Ernst, die so viel hinterfragt haben mit „Muss des sei?“, murmelnd über die Anschaffung eines neuen SUV und eines zweiten Thermomix unterhalten.
Viel Beifall spendete das Publikum für einen unterhaltsamen Abend und von den Akteuren auf der Bühne gab es eine humorvolle Zugabe mit einem vertrauten Männergespräch über deren Bäuche und Hinterteile, die ab einem gewissen Alter aus der Form geraten.