Man muss dahin, wo sich das Leben abspielt, findet Bürgermeister Daniel Vogt. „Und das ist eben außerhalb des Rathauses.“ Deshalb gibt es nun ein neues Format, um mit den Herbrechtingern ins Gespräch zu kommen: einen offenen Bürgertreff. Zum ersten Mal fand er am Mittwoch in der Talschenke in Eselsburg statt und gut 15 Personen nahmen teil. „Das soll keine Eintagsfliege sein“, machte Vogt zu Beginn klar. „Ich möchte das Format ausbauen.“ Gute Erfahrungen habe er bereits mit den offenen Bürgersprechstunden auf dem Wochenmarkt gemacht. „Das erste Mal war das Interesse überschaubar, aber bei den folgenden Malen habe ich in einer Stunde doppelt so viele Gespräche geführt, wie in einer zweistündigen Sprechstunde im Rathaus.“
Der geplante Windpark im Teichhau bei Dettingen
Und wo drückt nun der Schuh? Bauchschmerzen macht den Eselsburgern der geplante Windpark im Teichhau bei Dettingen. Die Windräder befänden sich zwar auf Gemarkung Gerstetten. „Aber wir sind trotzdem betroffen“, sagte ein Bürger. „Das Eselsburger Tal ist ein Aushängeschild für die Region und das Landschaftsbild würde kaputtgehen.“ Der Abstand von 1000 Metern würde zwar eingehalten werden, aber: „Windräder sind im Laufe der Jahre immer höher geworden und an den 1000 Metern hat sich trotzdem nichts geändert. Und an der Stelle braucht es wegen des Karstuntergrunds Pfahlbauten, die bis zu 30 Meter in die Tiefe ragen. Wie sich das auswirkt, ist auch unklar.“ Dazu komme die nicht ideale Windhöffigkeit in dem Gebiet.
Allerdings wird Herbrechtingen wenig Einfluss auf den Bau auf Gerstetter Gemarkung haben. Der Wunsch der Bürger: „Wir würden es gerne sehen, wenn sich die Stadt bei der öffentlichen Beteiligung vehement gegen die Pläne ausspricht.“ Ihre Hoffnung: 2017 waren die Windpark-Pläne im Teichhau schon einmal gescheitert. Bürgermeister Vogt: „Seitdem ist aber viel passiert. Die Interessen des Denkmalschutzes, Sichtachsen zum Welterbe Lonetal, Artenschutz – vieles wurde aufgeweicht, weil die Windkraft Vorrang hat.“ Man werde das Thema aber weiter kritisch begleiten.
Herbrechtingen setzt auf Windkraft im „Schönbühl“
Die Stadt selbst möchte im „Schönbühl“, nordwestlich des Ugenhofs, auf Teilflächen des Herbrechtinger Stadtwalds einen Windpark mit drei Anlagen errichten lassen. Vogt verwies auf den potenziellen finanziellen Nutzen „für die Kommune und damit auch für die gesamte Bürgerschaft“. Das sahen auch die Anwesenden weitgehend so, aber es gab Kritik, weil für die Anlagen natürlich zahlreiche Bäume gefällt werden müssten. „Dann können wir es gleich sein lassen“, entgegnete Vogt. „Zur Wahrheit gehört hier aber auch, dass die Bäume dort nicht nur zum Anschauen da sind. Das ist ein Wirtschaftswald und die Bäume werden verarbeitet.“ Wie viel Holz pro Jahr eingeschlagen werde, regle man über den Waldbewirtschaftungsplan. „So würde in Summe für den Windpark nicht mehr eingeschlagen werden als in einem anderen Jahr.“
Der Giengener Industriepark an der A7
Beim Thema regenerative Energien ging es dann auch um den Industriepark an der Autobahn und die dort ansässigen Unternehmen. „Warum gibt es keine PV-Anlagen auf den Industriehallen?“, fragte eine Bürgerin. „Natürlich gehören die da hin“, entgegnete Vogt. Mittlerweile gebe es auch eine gesetzliche Grundlage, die besagt, dass PV-Anlagen ab einer Mindestdachgröße Pflicht sind. „Aber die Gebäude im Industriepark sind eben vorher gebaut worden. Da kann man wenig machen.“
Und noch etwas anderes stört in Bezug auf den Giengener Industriepark an der A7. „Er ist unverhältnismäßig hell beleuchtet“, so die Meinung eines Eselsburgers. „Es war eine Auflage der Stadt Giengen, dass eine insektenfreundliche Beleuchtung eingesetzt wird, aber es halten sich nicht alle daran und die Stadt tut nichts dagegen.“ Man wolle selbst mit Oberbürgermeister Dieter Henle deshalb in Kontakt treten und erbat sich dasselbe von Bürgermeister Vogt.
Kritik am Radwegekonzept
Auch das Radwegekonzept in Herbrechtingen wurde am Mittwoch kritisiert. „Es gibt keine vernünftigen Wege Richtung Giengen oder Heidenheim.“ Man sprach von einem erbärmlichen Zustand. Das Thema habe oberste Priorität, versicherte Bürgermeister Vogt. „Es ging noch nicht voran, weil ein Förderprogramm gestoppt wurde und ohne Förderung ist das nicht machbar.“ Die Förderung komme aber gerade wieder in Gang. Man hoffe auf eine Förderquote von 50 Prozent. „Sobald klar ist, dass wir die Zuschüsse kriegen, gehen wir an die Konzeption – inklusive Bürgerbeteiligung.“