Nachhaltigkeit

Pflegeleicht? Herbrechtinger Garten- und Landschaftsarchitekt klärt über Schottergärten auf

Schottergärten sind seit 2020 in Baden-Württemberg verboten. Gibt es dennoch noch eine Nachfrage? Garten- und Landschaftsarchitekt Rainer Hötzsch aus Herbrechtingen erklärt, wie sich Gartentrends im Laufe der Jahre verändert haben.

Gärten aus Kies, Split oder Schotter sind in Baden-Württemberg seit Juli 2020 verboten. Doch nicht alle Gartenbesitzer halten sich daran und legen weiterhin Geröllwüsten an – oder lassen sie anlegen. Manche Städte wollen die weitere Versiegelung von Flächen nicht mehr hinnehmen. So auch Aalen. Wer seinen Garten bereits vor 2020 so angelegt hat, kann sich auf den Bestandsschutz berufen. Alle anderen Schottergartenbesitzer müssen sich darauf einstellen, dass ihr Vorgarten beanstandet wird.

So laufen die Kontrollen in Aalen

Stephan Dürr vom Presseamt im Rathaus: „Wenn Schottergärten auffallen, wird dies bei den Verantwortlichen thematisiert. Wir gehen auf die Besitzer zu, klären auf, bieten Beratung an und konnten uns bisher immer einig werden.“ Was kommt auf Gartenbesitzer zu, wenn sie sich nicht an die Regeln halten? „Sie werden aufgefordert, die Mängel zu beheben. Falls das nicht geschieht, ergeht eine Anordnung. Das war aber bis heute nicht nötig.“ In der Stadt Heidenheim ist es laut Pressesprecher Stefan Bentele so, dass der Geschäftsbereich Bauordnung und Denkmalschutz das Schottergärtenverbot insofern kontrolliert, als dass Hinweisen aus der Bevölkerung oder von anderen Behörden nachgegangen wird, die auf Schottergärten im Stadtgebiet hinweisen.

In Herbrechtingen findet eine Kontrolle von Amts wegen nicht statt. Bürgermeister Daniel Vogt: „Da auf Gemarkung Herbrechtingen seit 2020 nur noch wenige Baugebiete neu erschlossen wurden, sind uns keine Fälle von neuen Schottergärten bekannt. Im Rahmen von allgemeinen Baukontrollen und durch aufmerksame Mitbürger werden zum Teil Verstöße entdeckt, die dann auch auf einen eventuell notwendigen Rückbau geprüft werden.“ Die Stadt sei selbst in der Langen Straße/Giengener Straße mit gutem Beispiel vorangegangen und habe bestehende Schotterflächen zurückgebaut. „Dazu gibt es keine gesetzliche Grundlage, aber seit wir dort Blumenflächen und Beete angelegt haben, gibt es ausnahmslos positives Feedback von Seiten der Bevölkerung. Ich hoffe, dass wir damit auch die Privaten inspirieren.“

Sind Schottergärten denn grundsätzlich noch immer beliebt? Rainer Hötzsch vom gleichnamigen Garten- und Landschaftsbau aus Herbrechtingen: „Es kommen noch Anfragen, aber lang nicht mehr so viele wie noch vor ein paar Jahren.“ Das Bewusstsein für die Natur sei in der Bevölkerung gestiegen. „Aber natürlich gibt es immer Menschen, denen das egal ist.“

Rainer Hötzsch hat in Weihenstephan Garten- und Landschaftsarchitektur studiert. Foto: Rudi Penk

In den vergangenen 20 Jahren habe sich beim Thema Garten viel verändert. Ein wichtiger Faktor im Landkreis sei dafür die Landesgartenschau gewesen. „Da haben die Leute gesehen, was möglich wäre“, sagt Hötzsch. Knallerbsenstrauch, Maschendrahtzaun und Immergrünes seien seither auf dem Rückzug. „Heute sind Blüten viel wichtiger, weil die Menschen erkannt haben, dass es auch für sie ein Gewinn an Lebensqualität und -freude ist. Da kann eine dreckige Betonstein-Schotterwüste nicht mithalten.“

Ob es ein Verbot von Schottergärten gebraucht habe, darüber ist Hötzsch zwiespältiger Meinung. „Ich sehe die Gefahr, dass man private Gartenbesitzer mit Vorschriften überzieht, während man die intensive Landwirtschaft einfach so weiterarbeiten lässt.“ Hier anzusetzen sei aus gesamt-ökologischer Sicht aber wichtiger. „Natürlich kann man mit einem naturnahen Garten etwas bewirken, aber letztlich ist es ein Tropfen auf den heißen Stein.“

„Nicht schön, nicht nachhaltig und nicht ökologisch“

Persönlich hat er zu der Art der Gartengestaltung eine ganz klare Meinung: „Schottergärten sind nicht schön, nicht nachhaltig und nicht ökologisch.“ Mit einem Garten habe eine solche tote Steinwüste eigentlich nichts zu tun. „Die sieht ja das ganze Jahr über gleich aus und ein richtiger Garten wandelt sich mit den Jahreszeiten. Wir als Unternehmen stehen für Natur und Vielfalt.“

Und für pflegeleicht hält Hötzsch Schottergärten ebenfalls nicht. „Im Schotter sammelt sich im Lauf der Zeit Staub, Blätter und alles Mögliche. Und das verwächst und verunkrautet dann, wenn man nicht die Giftkeule schwingt, was ja eigentlich auch verboten ist.“ Vlies und Folie unter dem Schotter sollen zwar verhindern, dass Pflanzen aus dem Untergrund hochwachsen, aber auf dem Schotter bilde sich neuer Boden. „Nach fünf bis zehn Jahren muss man alles komplett rausreißen.“

In der Herstellung seien Schottergärten zwar relativ günstig, so Hötzsch, aber: „Ein Rasen ist sicher nicht teurer. Und der ist ökologisch zwar nicht so wertvoll wie eine Blumenwiese, aber dennoch biete er Lebensraum für Insekten, Würmer und Mikroben. Und damit dann auch für Vögel und andere Tiere.“ Dazu kommt der Klimaeffekt. „Eine Rasenfläche kühlt, während eine Steinfläche nur dazu führt, dass es noch heißer wird.“

Rainer Hötzsch hat in Weihenstephan Garten- und Landschaftsarchitektur studiert und ist bei seinem Vater in die Firma eingestiegen. Mittlerweile hat man knapp 30 Mitarbeiter. Sein Beruf ist aber eher Berufung. Und das gilt offensichtlich auch für seinen Vater. „Er ist mittlerweile 97, hat aber bis vor fünf Jahren noch mit großer Freude Pflanzpläne gemacht“, sagt der 60-jährige Sohn. „Man geht mit anderen Augen durchs Leben, wenn man weiß, was da wächst.“ Mehrere Tausend Pflanzen könne er bestimmen.

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