Erwartet man ein Kind, prasselt auf die werdende Mutter jede Menge ein: Vielerlei Untersuchungen stehen an, man erhält gut gemeinte Ratschläge, dazu wird gegoogelt und es gibt Still-Apps, in denen Still-, Abpump- und Schlafenszeiten sowie Windelwechsel eingetragen und ausgewertet werden können. „Natürlich will eine werdende Mutter alles richtigmachen, aber viele geben sich auf und denken, die anderen wissen, was gut für sie ist“, sagt Cornelia Burkhardt.
Ihre Aufgabe als Hebamme sieht sie darin, die Frauen zu bestärken, sich selbst zu vertrauen und auf sich zu hören. „Ich habe mein Ziel erreicht, wenn die Frauen an sich glauben und daran, dass sie eine starke Mutter sein werden.“ Sicherheit zu vermitteln, sei für sie das A und O. „Ich versuche, die Frauen fühlen zu lassen, was sie wollen und dem Gefühl auch zu folgen. Jede Frau sollte in der Schwangerschaft und bei der Geburt ihren eigenen Weg gehen.“
2.000 Familien beim Kinderkriegen unterstützt
1984 hat sich Burghardt als Hebamme im Kreis Heidenheim selbstständig gemacht, davor war sie in Krankenhäusern in Stuttgart und Crailsheim tätig. Gut und gerne 2.000 Familien hat sie bislang beim Kinderkriegen unterstützt. Außerdem ist sie selbst dreifache Mutter und weiß: „Es kann eine Wonne sein, ein Kind zu kriegen. Eine Geburt ist etwas Tolles und nichts, wovor man sich fürchten muss.“ Unsicherheit und Angst führen ihrer Erfahrung nach dazu, dass Frauen sich innerlich sperren und die Geburt dadurch schwieriger und schmerzhafter wird. „Natürlich ist gebären mit Schmerzen verbunden, wenn man sie zulässt und durch sie hindurchgeht, wirken die ausgeschütteten Hormone wie Opium.“
In ihrem Haus in Bolheim bietet Cornelia Burkhardt Vorbereitungs- und Rückbildungskurse an. Auch sonst ist sie für die Schwangeren immer ansprechbar, bei der Geburt selbst ist sie allerdings nicht dabei. „Das ist für die werdenden Mamis kein Hindernis. Sie akzeptieren das“, sagt die 66-Jährige. „Viele sagen mir danach, sie hätten im Kreißsaal immerzu meine Stimme gehört, als säße ich in ihrer Hosentasche. Das freut mich natürlich.“
Überhaupt ist ihr die Freude an ihrem Beruf anzumerken. Wobei Cornelia Burkhardt nicht von einem Beruf sprechen möchte, sondern von einer Berufung. „Kinder sind unsere Zukunft. Und je sicherer die Frauen sind, desto besser wird die Zukunft der Kinder. Das ist für mich Herzenssache.“ Deshalb denkt die 66-Jährige auch noch gar nicht an Rente.
Ganzheitliche Methode der Geburtsvorbereitung
Ganz im Gegenteil. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, besucht sie regelmäßig Fortbildungen. Sie glaubt an die Saltogenese, eine Lehre, die Gesundheit nicht als Zustand, sondern als Prozess versteht, ein Konzept, das aufzeigt, wie sich Gesundheit entwickelt, damit es nicht zum Entstehen einer Erkrankung kommt. Sie verfolgt eine ganzheitliche Methode der Geburtsvorbereitung. Nichts hält sie von einer sogenannten programmierten Geburt, bei der das Kind zum errechneten und vermeintlich richtigen Zeitpunkt geholt wird. „Ich glaube an die sanfte, selbstbestimmte Geburt. In der Fachliteratur nennt man das auch im Vertrauen gebären.“
Eine Homepage, die auf ihr Angebot hinweist, hat Cornelia Burkhardt nicht. Hatte sie noch nie. Im Internet sind nur ihr Name und ihre Adressdaten zu finden. „Und trotzdem gibt es mich noch nach 40 Jahren“, sagt sie lachend. Sie setzt auf Mundpropaganda. Und die scheint sehr gut zu funktionieren. „Mütter, die ich in den 80er Jahren begleitet haben, empfehlen mich ihren Töchtern und die wiederum ihren Töchtern. Damit habe ich geholfen, drei Generationen einer Familie auf die Welt zu bringen. Ist das nicht toll?“
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