Als „komplexe Projektstruktur“ bezeichnet es die Verwaltung und hat damit nicht unrecht: Die Sanierung und Erweiterung des Bibriscampus wird ebenso umfangreich wie teuer. In der Sitzung am Donnerstag wurde dem Herbrechtinger Gemeinderat der aktuelle Stand der Planung für das Großprojekt vorgestellt. Aufgrund der Komplexität wird die Maßnahme in mehrere Teilprojekte untergliedert: Zunächst soll der Abbruch der Grundschule erfolgen, dann im zweiten Abschnitt der Neubau der Grund- und Gemeinschaftsschule, Bauabschnitt drei sieht die Sanierung des Gymnasiums vor und Abschnitt vier die Modernisierung der Gemeinschaftsschule und des Fachklassentrakts.
Ein Hort für Ganztagesbetreuung
Neu im Plan ist, dass im Obergeschoss des Grundschulneubaus ein Hort für die Ganztagesbetreuung untergebracht wird. Hintergrund ist der ab dem Schuljahr 2026/2027 geltende Rechtsanspruch in Baden-Württemberg, der vorsieht, jedem Kind von der ersten bis zur vierten Klasse die Möglichkeit auf ganztägige Förderung in einer Tageseinrichtung zu geben. Der Anspruch umfasst acht Stunden an allen fünf Werktagen der Woche und gilt auch für die Zeit der Schulferien. „Dafür müssen wir uns wappnen“, so Dieter Frank, Fachbereichsleiter Bau in der Stadtverwaltung. Der bereits bestehende Hort auf dem Bibriscampus im sogenannten Roten Haus reiche zum Erfüllen des Rechtsanspruchs aus heutiger Sicht nicht aus. Ein weiterer Grund für die Schaffung des Horts ist ein neues Förderprogramm für Ganztagesbetreuung, das voraussichtlich ab Mitte März gelten wird. Man rechne mit einer Förderquote von 70 Prozent der zusätzlich anfallenden Kosten für die Ganztagesbetreuung in Höhe von 3,6 Millionen Euro, so Frank.
37,5 Millionen Euro für das gesamte Projekt
Auch ein grober Zeitplan steht: Anfang kommenden Jahres soll die Grundschule abgebrochen werden. Die Arbeiten am Neubau sollen laut dem Planungsbüro Campus aus Reutlingen im Mai 2025 beginnen. Für die Fertigstellung der Grundschule ist August 2026 anvisiert. Mit der Sanierung des Gymnasiums und der Verwaltung wird frühestens Ende 2025 bzw. im Jahr 2026 begonnen. Für den Neubau sind Kosten von 13 Millionen Euro veranschlagt. Insgesamt rechnet man mit Kosten in Höhe von 37,5 Millionen Euro für das gesamte Projekt, 20,4 Millionen Euro entfallen auf die Sanierung des Gymnasiums.
Über die Kosten entspann sich im Gremium eine Diskussion. Es ging um die von den Planern vorgesehene Holzfassade für den Neubau sowie vorgesehene Aluholzverbundfenster und Steingutfliesen. Martin Müller verwies darauf, dass man, als man die Sanierung vor Jahren zu planen begann, mit Kosten in Höhe von 24 Millionen Euro gerechnet habe. Die Kosten sollten nicht beliebig nach oben geschraubt werden. „Es muss nicht zwangsläufig das Teuerste sein. Wir müssen in der Detailplanung über Einsparpotentiale diskutieren.“ Matthias Sturm stimmte zu und verwies ebenfalls darauf, die Gesamtkosten im Hinterkopf zu behalten. In Richtung der Planer sagte er: „Wir wollen keine Erklärung, warum es so teuer ist, sondern wir erwarten Vorschläge, wie die Kosten abgefedert werden können.“ Patrick Braig, Geschäftsführer von Campus, zu den Anregungen: „Wir gehen sorgfältig mit Ihrem Geld um. In der Entwurfsplanung können wir über jedes Detail diskutieren. Die Entscheidung liegt letztendlich immer bei Ihnen.“
Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung einstimmig damit, den Abbruch der Grundschule und den Neubau der Grund- und Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetreuung weiter zu planen und entsprechende Förderanträge zu stellen.
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