Kommentar

Kommentar von Jens Eber zum SV Bolheim: Bärendienst fürs Ehrenamt

Sachliche Kritik muss auch gegenüber ehrenamtlich Tätigen möglich sein. Bei der Hauptversammlung des SV Bolheim wurde der Bogen allerdings weit überspannt, kommentiert Jens Eber.

Der Unmut, der sich am Freitag in der Hauptversammlung des SV Bolheim Bahn brach, mag aus individueller Sicht nachvollziehbar und verständlich sein. Dem viel beschworenen Ehrenamt wurde dennoch ein gewaltiger Bärendienst erwiesen. Wer soll es unter dem Eindruck dieser Versammlung noch auf sich nehmen, ein Vorstandsamt im größten Bolheimer Verein zu übernehmen? Raten möchte man es niemandem – und dennoch ist die Alternative noch erschreckender: Ein Verein, in dem rechnerisch jeder dritte Bewohner Bolheims Mitglied ist, steht vor dem Aus.

Bei Differenzen und Streitigkeiten ist selten nur einer schuld. Man mag dem bisherigen Vorstand vorwerfen, dass er den unterschwellig brodelnden Frust und die Ziele etlicher Vereinsmitglieder unterschätzt hat. Womöglich hätte auch sein Sanierungskonzept für das Vereinsheim, das sich auf den vordringlichsten Bedarf fokussierte, detaillierter sein können.

Wer im Ehrenamt arbeitet, verdient ein Mindestmaß an Respekt

Das größte Problem aber waren nicht die vorgestellten Zahlen oder die Frage, wie gravierend ein Formfehler in einem Antrag war – sondern der eklatante Mangel an Respekt, der sich in der Versammlung zeigte. Im Begriff Ehrenamt steckt nun einmal das Wort „Ehre“. Wer einen Teil seiner Freizeit dafür einsetzt, ohne Bezahlung einen Verein zu leiten, dessen Finanzen im Auge zu behalten oder ihn in der Öffentlichkeit zu vertreten, sollte ein Mindestmaß an Respekt erwarten dürfen.

Wenn ein Vorstandsmitglied aber trotz Mikrofons kaum gegen die Zwischenrufe ankommt, wenn ihm trotz nachvollziehbarer Argumente schlicht Mauscheleien vorgeworfen werden und als Gipfel Beleidigungen ausgesprochen werden, sollte sich niemand wundern, wenn diese Freiwilligen auf ihr Ehrenamt verzichten.

Natürlich ist auch Kritik an ehrenamtlich Tätigen legitim. Es kommt dabei immer auf den Ton an. Und wenn nach aller Fundamentalkritik niemand Lust hat, selber in die Verantwortung zu gehen, bleibt ein sehr schaler Nachgeschmack zurück.

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