Es dauerte nicht länger als ein reguläres Fußballspiel, bis am Dienstagabend klar war: Für den SV Bolheim geht es weiter, ein fünfköpfiges Vorstandsteam wird den Verein für die nächsten zwei Jahre führen. Die Kandidaten wurden mit großer Mehrheit gewählt. Die akut drohende Auflösung des größten Bolheimer Vereins ist damit abgewendet. Erleichtert stellten sich die künftigen Vereinslenker für ein Gruppenfoto auf.
Dass diese außerordentliche Hauptversammlung in der Bolheimer Turn- und Festhalle keine Randnotiz war, belegte schon die Zahl der Anwesenden: Von den aktuell 1068 Mitgliedern waren 182 gekommen, kaum ein Stuhl blieb frei. Herbrechtingens Bürgermeister Daniel Vogt übernahm die Versammlungsleitung. Unausgesprochen schwebte über dem Abend ein Ultimatum des zuständigen Vereinsregisters am Amtsgericht Ulm, dass der SVB nicht länger ohne Vorstand bleiben dürfe.
Seit März war der SV Bolheim ohne Führung
Seit einer im März aus dem Ruder gelaufenen Hauptversammlung war der Sportverein mit seinen zehn Abteilungen nach außen hin führungslos. Die bis dahin amtierenden Vorstandsmitglieder stellten sich nicht erneut zur Wahl, Ersatz fand sich damals nicht.
Seither wurde in vielen Sitzungen des Hauptausschusses an einer Lösung gearbeitet. Auch Bürgermeister Vogt war offenbar eng in die Bemühungen eingebunden. Unter anderem wurde eine neue Vereinssatzung erarbeitet, die eine erweiterte Führungsstruktur vorsieht. Bis zu zehn gleichberechtigte Mitglieder kann der SVB-Vorstand künftig haben, deren Zuständigkeiten in einem Geschäftsverteilungsplan festgehalten werden. Die neue Satzung wurde bei lediglich einer Gegenstimme beschlossen.
Eine vergleichbar deutliche Zustimmung erfuhren wenig später die Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorstand. Zwar gab es bei deren Wahl auch Gegenstimmen und Enthaltungen, diese bewegten sich aber jeweils im einstelligen Prozentbereich der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder.
Große Mehrheit für neues Vorstandsteam
Dem Vorstand gehören nach der Wahl an: Marcel Kostka (stellvertretender Leiter der Tischtennisabteilung), Melanie Waller (Abteilungsleiterin Wintersport und Leiterin der Geschäftsstelle), Armin Bausch (Abteilungsleiter Turnen), Beate Quinsz (Abteilungsleiterin Gymnastik) sowie Raimund Martin (Leiter der Fußballabteilung). Als Kassenprüfer wurden jeweils einstimmig Alexander Nierichlo und Patrick Rio gewählt. Ebenso einstimmig wurde Ramona Wagner zur Schriftführerin ernannt.
Er habe ein gutes Gefühl, was die Zukunft des SV Bolheim betrifft, zog Bürgermeister Vogt nach der Versammlung sein Fazit. Der Verein habe nun einen neuen Rahmen. Jetzt gelte es, den Verein im Sinne des Sports und der Gemeinschaft fortzuführen.
An Aufgaben wird es für den neuen Vorstand nicht mangeln. Unter anderem wird man sich über die Zukunft des Vereinsheims Gedanken machen müssen, das in Teilen dringend saniert werden müsste. Nicht zuletzt an dieser Frage hatte sich im März der vereinsinterne Streit entzündet. Offen ist auch die Frage der Bewirtung, nachdem der bisherige Pächter ab dem kommenden Jahr die Gastronomie im Kloster Herbrechtingen übernehmen wird.
Der SV Bolheim kann im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiern.
Diskussion über Umlage
Diskussionsbedarf gab es in der außerordentlichen Hauptversammlung bei der Frage einer neu formulierten Umlage „zur Finanzierung besonderer Vorhaben oder zur Beseitigung finanzieller Schwierigkeiten des Vereins“. Diese Umlage soll bis maximal zur Höhe des doppelten Jahresbeitrags eines Erwachsenen erhoben werden können. Die Formulierung, dass etwa Kinder und Jugendliche oder Menschen in Ausbildung ausgenommen sind, wurde in der Sitzung noch nachgeschärft. Betont wurde zudem, dass ausschließlich die Mitgliederversammlung über die Anwendung dieser Klausel entscheiden kann.