„Die Räume sind größer, schöner, uns gefällt es hier sehr gut“, sagt Hausarzt Dr. Axel Meyer. Seine Patienten in Bolheim bedauerten zwar seinen Umzug, aber: „Ich bin nicht aus der Welt und habe keine negativen Kommentare erhalten. Es ist niemand sauer.“ Zudem habe er in den vergangenen 27 Jahren auch nicht nur Patienten aus Bolheim behandelt, sondern auch aus Herbrechtingen. „Und für die bin ich jetzt leichter erreichbar, es gleicht sich also aus.“
Meyer ist in die ehemaligen Praxisräume von Dr. Anna Gajda auf der Hohen Wart gezogen. Mit der Schließung ihrer Praxis in diesem Jahr hat sich die Hausarztsituation in Herbrechtingen verschlechtert. Es verbleiben nur noch fünf Hausarztpraxen, von denen aber nur Dr. Meyer noch neue Patienten aufnimmt. Aber auch nur seinen Patienten zuliebe, sagte der Mediziner im Juli der HZ. Und die Herbrechtinger Hausärztin Dr. Vera Kommer beschrieb die Situation so: „Wir haben sogar Anfragen aus Heidenheim.“ Die Situation ist im ganzen Landkreis angespannt: „Es ist wie eine Lawine, die ins Rollen kommt.“
Ärztliche Versorgung in Herbrechtingen sichern
Auch Bürgermeister Daniel Vogt ist die Situation natürlich bewusst. Die ärztliche Versorgung sei eines seiner persönlichen Kernthemen und ihm ein Herzensanliegen. „Wir versuchen mit Nachdruck, die vor Ort bestehenden Praxen im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten zu unterstützen und suchen Lösungen, um die Situation zu verbessern.“ Vorstellbar sei etwa, Praxen, die Ärzte in einem Anstellungsverhältnis oder in Ausbildung einstellen, finanziell zu unterstützen. „Andernorts erhalten Arztpraxen in solchen Fällen unter bestimmten Voraussetzungen eine Förderung vom Land, aber dafür steht Herbrechtingen im Hinblick auf die ärztliche Versorgung noch etwas zu gut da – zumindest auf dem Papier. Deshalb möchten wir als Stadt ein Zeichen setzen und die Förderung zumindest teilweise kompensieren.“ Möglich sei auch, dass die Stadt in Zukunft die für Hausbesuche notwendigen Weiterbildungen von medizinischem Fachpersonal finanziell unterstütze.
Was, wenn man keinen Hausarzt hat?
Patienten, die keine Hausarztpraxis haben, rät die Kreisärzteschaft, sich an die Nummer 116117 zu wenden. Außerdem kann man sich an die ärztliche Notfallpraxis im Klinikum (nicht zu verwechseln mit der Zentralen Notaufnahme) wenden. Diese ist geöffnet montags, dienstags und donnerstags von 19 bis 21 Uhr, mittwochs von 16 bis 21 Uhr, freitags von 17 bis 21 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 8 bis 20 Uhr.