Am 7. Juli geht es los

Von Herbrechtingen nach Ankara: Onur Tekcan startet 2800 km lange Radreise

Onur Tekcan plant eine 2800 Kilometer lange Radreise von Herbrechtingen nach Ankara. Seine Vorbereitungen sind abgeschlossen und er freut sich auf die Herausforderung und den kulturellen Austausch entlang der Strecke.

Am Sonntag wird Onur Tekcan in Herbrechtingen auf sein Fahrrad steigen und losradeln, weiter und immer weiter. 150 bis 180 Kilometer will er an diesem Tag fahren, genauso viele an den folgenden Tagen – und in etwa vier Wochen will er in der türkischen Hauptstadt Ankara ankommen. „Das habe ich mir als kleiner Junge schon vorgenommen“, erzählt der 34-Jährige und lacht.

Damals, als er ein kleiner Junge war, war es ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern fuhr Tekcan in den Sommerferien mit dem Auto nach Ankara, wo seine Eltern geboren worden waren. „An die Fahrten habe ich viele tolle Erinnerungen, die verschiedenen Kulturen entlang der Strecke, die Pausen, das Essen“, erzählt er. An diese Erlebnisse will er jetzt anknüpfen, nur langsamer als mit dem Auto, viel langsamer.

Die 2800 Kilometer nach Ankara will Tekcan in vier Wochen bewältigen

Seit Monaten trainiert Tekcan für die Radreise, die er auf gut 2800 Kilometer kalkuliert hat. Auf dem Rennrad strampelt er mal eben bis nach Nürnberg, über den Winter baute er auf einem Rollentrainer seine Fitness aus. Nebenbei hat er sein eigens angeschafftes Gravel-Bike, eine Art geländetaugliches Rennrad, mit einer Vielzahl Taschen ausgestattet, die sein rund 20 Kilogramm schweres Gepäck für die vierwöchige Reise aufnehmen sollen.

Viel Stauraum: Nach und nach hat Onur Tekcan sein Gravel-Bike mit Taschen ausgestattet, in denen er rund 30 Kilo Gepäck verstauen will. Rudi Penk

Seine Reise wird für ihn nicht nur eine sportliche Herausforderung, sie hat auch eine emotionale Komponente: Seine Mutter lebt heute wieder in Ankara, sein Vater ist dort beerdigt. „Ankara ist die Heimat meiner Eltern, meine Heimat ist Heidenheim“, sagt Tekcan. Sein Interesse für unterschiedliche Kulturen reifte bereits in seiner Jugend, die er in der Heidenheimer Oststadt verbrachte, schon damals ein regelrecht multikulturelles Viertel. Man probierte bei den Straßenfreunden zu Hause das Essen und lernte viele andere Blickwinkel kennen. Über den Tellerrand zu schauen, hält Tekcan für unerlässlich. „Das Miteinander ist wichtig, so können wir alle zusammen leben“, sagt er.

Seine Route führt ihn ab Sonntag zuerst nach Vilshofen, dort gelangt er auf den Donauradweg. Über Österreich und die Slowakei radelt er nach Ungarn, dann über Serbien und Bulgarien in die Türkei – eine ähnliche Strecke wie die, die seine Eltern Jahr für Jahr gewählt hatten. Auf Wien und Budapest freue er sich sehr, auch in dem Wissen, dass nach der ungarischen Hauptstadt die Wege längst nicht mehr so komfortabel sein werden wie auf dem gut ausgebauten Donauradweg.

Unterwegs will sich der Herbrechtinger mit den Menschen vor Ort austauschen

Den vielleicht härtesten Abschnitt seiner Reise erwartet der Osram-Mitarbeiter im bulgarischen Rila-Gebirge, wo er sich auf viel Geröll und womöglich auch wilde Tiere einstellt. Dennoch will Tekcan so oft wie möglich campen und in Kontakt mit der örtlichen Bevölkerung kommen. „Ich will so fahren, dass der Austausch mit den Menschen möglich ist“, sagt er. Lebensgeschichten seien gerade auf dem Balkan wichtig, wo so viele Kulturen aufeinandertreffen.

Ab und zu werde er auch mal ein Hotel zur Übernachtung ansteuern, „für die Hygiene“, sagt er lachend. Sein Tourenplan ist aber nicht bis auf den letzten Meter durchgeplant, er will dort Rast machen, wo es ihm gefällt – und wo er kalorienreiches Essen bekommt. So schafft er es, nicht auch noch Vorräte, Gaskocher und Geschirr aufs Fahrrad packen zu müssen.

Zuletzt blieb ihm für die Vorbereitung mitunter wenig Zeit. Neben seiner Schichtarbeit ist Onur Tekcan in seiner Freizeit auch noch beim Technischen Hilfswerk (THW) engagiert, half nach dem Unwetter in Eislingen/Fils beim Pumpen, grub nahe Schwäbisch Gmünd nach einem Erdrutsch die Bahnstrecke mit frei und unterstützte mit seinen Kameradinnen und Kameraden nach dem Großbrand in Gussenstadt am vorvergangenen Wochenende die Feuerwehr. Es sei einfach schön, Menschen helfen zu können, sagt er.

In den letzten Tagen konzentriert er sich jedoch voll auf seine Reise. „Ich kann es selber noch nicht glauben, dass es losgeht, es war so lange mein Traum“, sagt er.

Ankara-Reise im Internet

Der Herbrechtinger Onur Tekcan wird seine Follower auf Instagram über seine Radreise nach Ankara auf dem Laufenden halten. Zu finden ist er dort unter dem Profil instagram.com/onurtekcan._

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