Zwei Wochen ohne Handy

Warum 100 Menschen aus Winnenden in Bolheim zelten

Rund 15 große weiße Zelte, viel Engagement und Rainer Bihlmaier: Was hinter dem Zeltlager in der Nähe des Ugenhofs in Bolheim steckt.

Wer von Bolheim aus in Richtung Ugenhof fährt und kurz vor dem Wanderparkplatz Brunnenhau nach rechts schaut, sieht dort seit einer Weile eine Kuriosität: Auf der Wiese am Waldrand stehen etwa 15 große weiße Zelte. Auf den ersten Blick ist nicht ersichtlich, wer sie bewohnt.

Wie sich bei einem Besuch vor Ort herausstellt, handelt es sich um ein Zeltlager aus Winnenden. Eine Frage, die sich aufdrängt: Warum kommt die Schar aus dem Rems-Murr-Kreis ausgerechnet in den Landkreis Heidenheim?

Mit fast 80 Kindern im Alter von acht bis 15 Jahren sind vor knapp zwei Wochen rund 20 ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer aus Winnenden nach Bolheim gekommen. Ihre Mission: Den Kids für zwei Wochen ein vielseitiges Ferien- und Gemeinschafts-Programm zu bieten. „Es tut hier allen gut, einfach mal ohne Handys raus in die Natur zu kommen und gemeinsam kreativ zu werden“, sagt Chantal Lämmle, die seit elf Jahren Betreuerin des Zeltlagers ist.

Nicht zum ersten Mal in Bolheim

„Wir machen mit den Kindern Verschiedenes wie Hüttenbau, Cheerleading, Zauberwürfel-Löten; wir bauen Drachen aus Mülltüten und Flöße, gehen wandern, und dürfen nach vorheriger Absprache mit der örtlichen Försterin auch Waldspiele veranstalten“, so Lämmle. Für die Gruppe aus Winnenden gebe es eine Notunterkunft in der Herbrechtinger Sporthalle, Kompost-Toiletten seien aufgestellt, alles sei gut organisiert und abgesprochen. „Unser Zeltlager ist hier schon beinahe fest etabliert“, sagt Lämmle lächelnd. Wie die Verbindung nach Herbrechtingen zustande gekommen ist, wisse sie nicht genau. Klar sei nur: Möglich macht das vor allem Rainer Bihlmaier von Bio-Bihlmaier aus Herbrechtingen. „Genau genommen ist es nicht das erste Mal, dass wir in Bolheim sind. Schon 2014 und zuletzt 2018 hat uns Herr Bihlmaier gestattet, dass wir auf seiner Wiese zelten dürfen“, so die Betreuerin.

Bihlmaier, der Agraringenieur vom Ugenhof, sagt, er könne sich auch nicht mehr wirklich daran erinnern, wie die Verbindung nach Winnenden einst zustande gekommen ist. „Vielleicht über Bekannte von Bekannten“, mutmaßt er, denn ursprünglich komme er ja aus Winnenden. Vor allem sei er aber auch selbst viele Jahre in der Jugendarbeit tätig gewesen und habe nach Zeltplätzen gesucht. „Wie schwierig das sein kann, weiß ich gut. Deshalb unterstütze ich gerne, wenn ich kann“, so Bihlmaier. Er finde es großartig, dass es junge Menschen gebe, die sich für andere junge Menschen engagierten. „Und wenn ich dabei eine Hilfe sein kann, indem ich Platz zur Verfügung stelle, dann soll es so sein.“ Ein kleiner Beitrag zur Gesellschaft eben und eine große Freude für die jungen Menschen aus Winnenden.

Rainer Bihlmaier, Agraringenieur von Bio-Bihlmaier am Ugenhof in Bolheim, unterstützt gerne junge Leute dabei, anderen jungen Leuten zu helfen. Rudi Penk
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