Warum aus der Rechtsabbiegespur ein Bypass mit Einfädelspur wird
Wer die Landesstraße 1082 von Giengen kommend fährt und auf die B19 in Richtung Autobahn oder Herbrechtingen einbiegen möchte, muss an der Ampel besonders im Berufsverkehr lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Wegen der Steigung können Lkw nur langsam anfahren und verhindern deshalb oft, dass mehrere Fahrzeuge die Grünphase nutzen können. Seit eineinhalb Jahren wird den Verkehrsteilnehmern eine Verbesserung der Pelletskreuzung in Form einer separaten Rechtsabbiegespur in Aussicht gestellt, jetzt ist man der Umsetzung ein großes Stück nähergekommen. „Es hat lange gedauert, da in der Corona-Pandemie die Planungsbüros ausgelastet waren, aber jetzt sind wir ausschreibungsreif“, sagte Dieter Frank, Fachbereichsleiter Bau in der Herbrechtinger Stadtverwaltung, in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.
Stadt Herbrechtingen handelt im Auftrag des RP
Im Juni 2021 wurde die Stadt Herbrechtingen vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP) beauftragt, die Verkehrssicherheit und die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes zu erhöhen und eine Fahrbahndeckenerneuerung der B19 von dort durch den Tunnel bis zur Einmündung der Mergelstetter Straße zu veranlassen. Bezogen auf die Pelletskreuzung tragen die Kosten für die Errichtung einer Lichtsignalanlage und Trennung des Mischfahrstreifens komplett die Straßenbaulastträger Bund und Land. Hierfür stehen drei Millionen Euro zur Verfügung.
Bevor man die Ausschreibung der Bauarbeiten finalisieren und damit auf den Markt gehen kann, musste der Herbrechtinger Gemeinderat noch eine Grundsatzentscheidung treffen: Soll die Stadt Herbrechtingen 235.000 Euro „aus eigener Tasche“ obendrauf legen, um für die Rechtsabbieger von der L1082 einen Bypass ohne Ampel mit Einfädelspur in die B19 zu erhalten? Dies würde laut Gutachten des Büros Bernard den Knotenpunkt gegenüber einer separaten Rechtsabbiegespur mit Ampel noch leistungs- und vor allem zukunftsfähiger machen. Auch wenn das Gutachten die Variante ohne Einfädelspur als ausreichend erachtet, hatte die Stadtverwaltung dringend die Variante mit Einfädelspur empfohlen. Bestes Beispiel sei der Bypass im Süden Giengens, so Frank.
Winterdienst übernimmt Bund
In den 235.000 Euro ist die Ablöse in Höhe von 50.000 Euro inkludiert. Das bedeutet, dass die künftige Verantwortung bezüglich Instandhaltung und Winterdienst auf den Bund übergeht.
Warum muss die Stadt Herbrechtingen überhaupt für die Einfädelspur aufkommen, schließlich handelt es sich um eine Landes- und eine Bundesstraße? „Darüber, wer der Verursacher des hohen Verkehrsaufkommens an dieser Stelle ist, kann man trefflich streiten“, sagte Frank. Doch bevor man nun weitere Untersuchungen anstelle, ob tatsächlich die Stadt Herbrechtingen mit ihrem Industriegebiet verantwortlich sei, und noch mehr Zeit ins Land ziehe, sollte man die Chance nutzen, es in einem Abwasch zu erledigen.
Das sahen auch die Stadträte so, der Beschluss des Gemeinderates fiel einstimmig aus. „Wir müssen das Nadelöhr entschärfen, auch wenn es uns Geld kostet“, betonte Manfred Strauß (CDU). SPD-Stadtrat Walter Fuchslocher plädierte für die Einfädelspur, weil „fließender Verkehr besser als Stillstand ist“. Günter Thierer (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass sobald die Pelletskreuzung optimiert wurde, es die Linksabbieger von der Giengener Straße auf die B19 schwerer haben dürften. Laut dem Fachbereichsleiter Bau kann dies der Fall sein. In der Diskussion mit den Planern habe man sich am Ende jedoch gegen eine weitere Ampelanlage an dieser Stelle ausgesprochen.
Baustart noch nicht terminiert
Wann die Bagger anrollen, ist noch nicht terminiert. Das hänge, so Frank, mit den anderen Großbaustellen in der Region zusammen, die das RP noch miteinander koordinieren müsse. Es könne schlecht gleichzeitig an mehreren Stellen im Umkreis die Straße aufreißen und sperren. Schließlich müsse der Verkehr noch fließen können.
Ob das RP eine Stützwand oder eine bewehrte Böschung bevorzugt, um die zweite etwa 80 Meter lange Aufstellspur zu realisieren, stehe noch nicht fest. Laut Frank kosten beide Methoden gleich. In jedem Fall müsse man steil werden, da unterhalb der Straße der Radweg vorbeiführt. Knackpunkt sei auch die unterirdisch verlaufende kritische Infrastruktur, die man entweder umlegen oder sichern müsse.