Warum bei Herbrechtingen ein Pflug Kabel vergräbt
In der angelaufenen Erntezeit sind große Fahrzeuge in Feld und Flur ein häufiger Anblick. Auf Herbrechtinger Gemarkung ist dieser Tage dagegen ein recht eigentümliches Gerät unterwegs: Im Auftrag der Firma Vento Ludens verlegt ein sogenannter Kabelpflug eine Stromleitung. Unterstützt von einer Seilwinde zieht die Maschine eine Art Pflugschar durchs Gelände und legt zugleich ein unterarmdickes Kabel in den entstehenden Schlitz.
Neun Kilometer Stromleitung von Küpfendorf nach Herbrechtingen
Der Zweck der Baumaßnahme mutet zunächst überraschend an: Das Kabel wird verlegt, um den im künftigen Solarpark Küpfendorf erzeugten Strom einzuspeisen – und zwar im Umspannwerk an der Herbrechtinger Industriestraße. Rund neun Kilometer lang, so Vento-Ludens-Geschäftsführer Joachim Finkel, wird die Leitung. Von Küpfendorf kommend führt sie durchs Ugental, an der Kliffhütte vorbei Richtung Wangenhof und über Anhausen schließlich nach Herbrechtingen.
Die Kabelverlegung per Pflug geht dabei vergleichsweise schnell und vermeidet aufwändige Baggerarbeiten. Allerdings, erklärt Finkel, ist dieses Verfahren nicht auf der gesamten Distanz anzuwenden. Zum einen halte abschnittsweise die Geologie der Schwäbischen Alb dagegen, sprich: der Untergrund ist zu steinig für den Pflug. Dort wird dann klassisch per Bagger ein Graben für das Kabel ausgehoben. Außerdem kreuzt oder berührt die Trasse an etlichen Stellen andere Versorgungsleitungen, sodass auch dort aus Sicherheitsgründen auf den Pflug verzichtet werden müsse. Weitere Hindernisse sind die Brenz und die Bahnlinie. Beide müssen mithilfe einer sogenannten Horizontalbohrung unterquert werden.
Dass der in Wind- oder Solarparks erzeugte Strom über lange Distanzen „abtransportiert“ wird, ist nicht ungewöhnlich, da ausreichend leistungsfähige Einspeisepunkte zunehmend rar sind. Im Solarpark Küpfendorf werden derzeit 40.000 Photovoltaikmodule installiert, die nach Inbetriebnahme Strom für bis zu 3500 Haushalte produzieren sollen.