Zum Abschluss seines Vortrags holte der französische Generalkonsul Gaël de Maisonneuve noch einmal charmant zur großen Geste aus: „Englisch ist nötig, aber Französisch ist nützlich.“ Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 bis 12 des Herbrechtinger Buigen-Gymnasiums quittierten dies am Mittwochvormittag mit einem Lachen. Beinahe nebenbei wurde die Schule, die de Maisonneuve aus seinem Blickwinkel als „Teil der Elite in Baden-Württemberg“ bezeichnet hatte, als Partnerschule des französischen Sprachzertifikats DELF ausgezeichnet. Nur gut eine Handvoll Schulen im Regierungsbezirk haben diese Würdigung bislang erhalten.
In seiner Rede vor den Schülerinnen und Schülern hob der seit September 2022 in Stuttgart amtierende Generalkonsul den Wert des Erlernens von Fremdsprachen hervor. Dies sei für gegenseitiges Verständnis unerlässlich. Gerade angesichts des Erstarkens von Parteien am rechten Rand des politischen Spektrums brauche es auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich.
Französisch-LK wird immer seltener
In dieser Hinsicht wertete der Konsul das Buigen-Gymnasium mit allen Beteiligten als wichtigen Partner. Das DELF-Zertifikat gilt als standardisierter und international anerkannter Nachweis für ein hohes erworbenes Sprachniveau. Den Schulen soll es zugleich zur Profilierung dienen. Das Herbrechtinger Buigen-Gymnasium gehört zu den seltener werdenden Schulen, die einen Französisch-Leistungskurs anbieten.
Rektor Axel Krug freute sich über die Verleihung der Auszeichnung in Form einer Plakette. Nur wenigen Schulen dürfen das DELF-Zertifikat in Eigenregie vergeben. Zugleich erinnerte Krug an den Geist des 1963 zwischen Frankreich und Deutschland geschlossenen Élysée-Vertrags, der es nach den auch gesellschaftlichen Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs ermöglichen sollte, dass junge Menschen beider Länder sich kennenlernen und Gemeinsamkeiten entdecken können. „Wenn das Buigen-Gymnasium hier einen kleinen Beitrag leisten könnte, wäre unglaublich viel erreicht“, so Krug.
Bewährte Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland
Im Mittelpunkt der Begegnung standen inhaltlich breit gefächerte Schülerfragen an den Generalkonsul, etwa, ob er sich vor einem erstarkenden Nationalismus in beiden Ländern sorge. „Wir leben in einer Krisenzeit“, bestätigte de Maisonneuve. Zugleich habe die deutsch-französische Zusammenarbeit während der Corona-Pandemie bewiesen, wie wichtig und konstruktiv internationale Kooperation sein könne. Zudem gebe es in der Europäischen Union „Sicherheitssysteme“, die gewährleisteten, dass die Gemeinschaft weiterarbeiten könne. Er, so der Generalkonsul, habe jedenfalls Hoffnung, dass die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene weitergehen wird. Dies betrifft auch die Zukunft des Verteidigungsbündnisses Nato.
Wir leben in einer Krisenzeit.
Gaël de Maisonneuve, Generalkonsul
Auf die womöglich provokant gemeinte Frage eines Schülers, ob Wählen denn ausreiche, oder ob die Menschen „auf die Barrikaden“ gehen müssten, um Veränderungen zu erwirken, gab de Maisonneuve zu bedenken, dass Aggression keine Lösung sei: „Man kann nicht nur demonstrieren, sondern muss auch Lösungen anbieten.“ Ein Hauptproblem sei, dass viele Menschen nicht mehr von den Chancen überzeugt seien, die ihnen das Leben in demokratischen und nicht wirklich von wirtschaftlichen Krisen erfassten Staaten wie Deutschland und Frankreich biete. Der offizielle Vertreter der französischen Regierung räumte aber ein, dass es der extremen Rechten in Frankreich wie auch in Deutschland zunehmend gelinge, ihre intolerante Politik Jugendlichen über soziale Medien schmackhaft zu machen.
Freilich gab es auch leichtere Fragen aus den Reihen der Zuhörenden, etwa nach der Fußball-EM. Er hoffe, so Maisonneuve, natürlich auf eine Finale zwischen Deutschland und Frankreich. Immerhin sei der Sport ein gutes Mittel, um Integration und Zusammenarbeit voranzutreiben.
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