Warum der Neubau des Herbrechtinger Karl-Kaipf-Heims in die Ferne rückt
Klar ist: Das vom DRK betriebene Karl-Kaipf-Heim soll abgerissen und neu errichtet werden. Wann genau das geschieht, ist jedoch offen. „Der Zeitpunkt lässt sich noch nicht abschätzen“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck. Die ursprünglich für Mitte 2024 angepeilte Fertigstellung ist damit vom Tisch.
Von einem Stopp des Projekts will Brodbeck allerdings nichts wissen: „Wir planen munter weiter“, sagt er. Aktuell seien die Fachplaner mit dem Vorhaben befasst, beim DRK hofft man, bis Ende des Jahres einen Bauantrag für den Neubau stellen zu können.
Gebaut wird nur, wenn sinkenden Baukosten es zulassen
Die bloße Baugenehmigung werde aber noch nicht den Startschuss für die Bauarbeiten markieren. Zuerst, stellt Brodbeck klar, müssten die Zahlen stimmen: „Abbruch und Neubau hängen von den Baukosten und von den Zinsen ab.“ Das Vorhaben müsse refinanzierbar sein, sprich: Solange die Betriebserlöse nicht die Kosten für die Investition decken können, soll auch nicht gebaut werden. Zugleich sieht Brodbeck erste Signale dafür, dass das hohe Baukostenniveau wieder sinken könnte. Darüber, wieviel der Neubau kosten könnten, will der Kreisgeschäftsführer derzeit nicht sprechen.
Das Karl-Kaipf-Heim ist seit Anfang der 1990er-Jahre in Betrieb. Das ist eigentlich ein Alter, in dem man als Immobilienbesitzer an eine Renovierung denken würde. Dass dem an der Brenz gelegenen Gebäude mit seinen gut 70 Plätzen dagegen der Abrissbagger droht, hat zwei Gründe: Seit 2009 sieht die Landesheimbauverordnung Einzelzimmer in Pflegeheimen vor. Es gibt jedoch lange Übergangsfristen. Im Karl-Kaipf-Heim wurden beim Bau ausschließlich Doppelzimmer oder Einzelzimmer mit gemeinsamer Nasszelle eingerichtet. Außerdem wurde bei der damaligen Planung aus heutiger Sicht sehr wenig Wert auf Energieeffizienz gelegt. „Das Karl-Kaipf-Heim verbraucht so viel Energie wie unser Haus der Pflege in Heidenheim, ist aber nur halb so groß“, sagt Brodbeck. Beide Missstände lassen sich im Bestand nicht beheben.
Das DRK will sein Fachpersonal unbedingt halten
War ursprünglich angedacht gewesen, den Neubau in Herbrechtingen bis 2024 hochzuziehen, hält man beim DRK mittlerweile einen anderen Weg für gangbar: 2025 oder 2026 soll auf dem früheren Schlachthofareal ein neues DRK-Pflegeheim fertig werden. Baubeginn könnte nach Angaben der Stadtwerke Heidenheim, denen das Areal gehört, könnten der Heim-neubau im dritten Quartal 2024 beginnen. Man hoffe, so Brodbeck, einen Teil der bis dahin im Karl-Kaipf-Heim zu betreuenden Menschen dort sowie in anderen DRK-Einrichtungen im näheren Umfeld unterbringen zu können. Diese Varianten hätte aus Brodbecks Sicht auch den Vorteil, dass das DRK sein Personal halten könnte. Pflegepersonal sei überaus knapp, daher wollte man jede Chance nutzen, erfahrene Kräfte zu halten.
Der Haken ist, dass das Herbrechtinger Haus nur noch eine befristete Betriebserlaubnis bis August 2024 hat. Aktuell ist das Haus ungefähr zu Hälfte belegt, das erste Obergeschoss dient vollständig als Pflegestation, das Stockwerk darüber steht dagegen leer. Brodbeck deutet die Hoffnung an, dass die Betriebserlaubnis womöglich nochmals um ein oder zwei Jahre verlängert werden könnte, wenn absehbar wird, dass ein Neubau konkret in Vorbereitung ist.
Es wird wieder ein schönes Gebäude.
Mathias Brodbeck, DRK-Kreisgeschäftsführer
Öffentlich zu sehen sind die Pläne zwar noch nicht, Brodbeck verspricht aber, es werde wieder „ein schönes Gebäude werden.“ Im Erdgeschoss ist aktuell wieder eine Tagespflege vorgesehen, dazu mehrere kleine Mitarbeiterwohnungen, die etwa von Azubis oder neu eingestellten Kräften genutzt werden könnten. Auch die Küche, in der Speisen für mehrere Heime gekocht werden, soll wieder ebenerdig liegen.
Im ersten und zweiten Obergeschoss will das DRK 60 Pflegeplätze einrichten, darüber ist ein auf halber Fläche geplantes sogenanntes Stapelgeschoss vorgesehen, in dem neun Einheiten für betreutes Wohnen eingerichtet werden sollen. Auf einen Keller will man in Zukunft verzichten, zumal das bestehende Untergeschoss für Probleme sorgt: Die Außenwände sind laut Brodbeck ungedämmt, das kühle Brenzwasser dringt zwar nicht hindurch, führt aber dennoch vor allem im Sommer zur Bildung von Kondenswasser im Innern. Der Neubau soll daher nicht mehr unterkellert werden, das bestehende Untergeschoss werde man nach derzeitigem Stand der Planung als „statisches Element“ erhalten und verfüllen.
Die bis zum Frühjahr ebenfalls im Komplex untergebrachte städtische Begegnungsstätte ist mittlerweile ins Buigen-Center umgezogen und wird dort wohl auch bleiben.