Egal ob Atemschutz-, Funk- oder hydraulische Rettungsgeräte. „Wenn es brennt, muss alles funktionieren, davon hängen Menschenleben ab“, sagt Dominik Fahland. Und genau das ist sein Job. Seit zwei Jahren ist er hauptamtlicher Gerätewart bei der Freiwilligen Feuerwehr in Herbrechtingen. 3500 prüfpflichtige Geräte hat die Wehr im Einsatz, erläutert Kommandant Sascha Frey. Er kalkuliert mit 7000 Prüfungen pro Jahr und 15 Minuten pro Gerät. „Damit ist unser Gerätewart ein dreiviertel Jahr beschäftigt und dann wurde nur geprüft und die Geräte wurden noch nicht gewartet, geölt und so weiter.“
Fahland, der zuvor im Bereich Brandschutz beim Stuttgart-21-Tunnelbau tätig war, wohnt in Geislingen und ist dort zusätzlich bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Seit er zwölf ist, ist er dabei. „Mein Opa war bei der Feuerwehr, mein Vater auch. Wir sind eine Feuerwehr-Familie. Es war keine Frage, dass ich auch eintrete“, erklärt der 32-Jährige. Was schätzt er so an seinem Ehrenamt? „Es ist toll, Menschen zu helfen und etwas für die Allgemeinheit zu tun.“ Das Beste sei aber die Kameradschaft. „Nach einem harten Einsatz sitzen wir zusammen und reden darüber, das ist sehr wichtig.“
Sascha Frey ist seit 2021 Kommandant. Allerdings ehrenamtlich. Im Landkreis haben nur die Feuerwehren in Heidenheim und Giengen einen hauptamtlichen Kommandanten. Gleiches gilt für hauptamtliche Gerätewarte. Frey erläutert, wie es zur Schaffung der Vollzeitstelle in Herbrechtingen kam: „Von der Stadt wurde ein Organisationsgutachten in Auftrag gegeben. Darin erfasst wurden anfallende Tätigkeiten und die dafür benötigte Zeit.“ Heraus kam der Bedarf von 1,2 Stellen allein für die Gerätewartung und 0,5 für Sachbearbeitung. Eine Mitarbeiterin im Rathaus unterstützt ihn seitdem bei Verwaltungsaufgaben. „Wenn man einen Bürgermeister mit einem offenen Ohr hat, findet man für viele Dinge gute Lösungen“, sagt der 39-Jährige.
Einsatzzahl hat sich in Herbrechtingen verdoppelt
Rund 200 Mitglieder hat die Freiwillige Feuerwehr Herbrechtingen, 145 sind im aktiven Einsatzdienst. Und ihre Arbeit und Aufgaben werden nicht weniger. Das Gegenteil ist der Fall. Es sind nicht nur immer mehr Vorschriften – in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Einsätze von 100 pro Jahr auf derzeit rund 200 verdoppelt. Woran liegt das? „Wir haben immer mehr Natureinsätze und Kleineinsätze“, sagt Frey. „Viele Sturmschäden hätten die Leute früher selbst geregelt, ohne die Feuerwehr zu rufen, aber das hat sich geändert. In großen Städten war schon immer selbstverständlich, auch bei kleineren Einsätzen die Feuerwehr zu rufen. Heute ist das auch auf dem Land so.“
Kommt es auch auf dem Land zu Anfeindungen bei Einsätzen? „Es kommt vor, ist aber nicht an der Tagesordnung“, sagt Frey. Allgemein habe die Akzeptanz für die Tätigkeit der Feuerwehr aber klar nachgelassen. „Wenn wir etwa wegen eines brennenden Fahrzeugs die Straße absperren, dann wird das nicht mehr von allen akzeptiert.“ In einem konkreten Fall umfuhr ein Autofahrer die Absperrung und beschädigte dabei sogar Einsatzfahrzeug. Auch die Dankbarkeit für den freiwilligen Dienst habe nachgelassen. Woran liegt das? „Gute Frage“, sagt Frey nachdenklich. Er glaubt, es sei nicht allen bewusst, dass es sich um ein Ehrenamt handelt. „Ich bin ja mit vielen Bürgern in Kontakt und viele glauben, wir sitzen den ganzen Tag auf der Wache und warten auf einen Brand. Dass wir alle vom Geschäft wegspringen bei einem Einsatz, können sie dann kaum glauben.“
Es ist toll, Menschen zu helfen und etwas für die Allgemeinheit zu tun.
Dominik Fahland, hauptamtlicher Gerätewart bei der Freiwilligen Feuerwehr Herbrechtingen
Auch er „springt“ bei Einsätzen vom Geschäft weg. Sascha Fey ist kaufmännischer Leiter in einem mittelständischen Industriebetrieb und arbeitet 40 Stunden. Sein Ehrenamt bei der Feuerwehr sei eigentlich noch eine weitere 40-Stunden-Stelle. Verheiratet ist er dennoch, man erwartet gerade das zweite Kind. „Ich glaube, das geht nur, wenn man die Frau kennengelernt hat, als man schon bei der Feuerwehr aktiv war. Sonst ist das wohl schwer zu vermitteln.“
Sascha Frey: „Man muss die Ehrenamtlichen entlasten“
Wie andere Vereine hat auch die Feuerwehr vor allem Probleme, Funktionsträger zu finden. „Zwei Vollzeitstellen zu stemmen – das schreckt natürlich ab“, sagt Frey. Auch deshalb sei die Arbeit von Gerätewart Fahland so immens wichtig. „Man muss die Ehrenamtlichen entlasten“, erklärt Frey. „Da sind die Einsätze, die Übungen – wenn die Leute jetzt noch jeden Samstag zum Gerätewarten einrücken müssen, haben wir bald keine Mitglieder mehr.“ Man müsse sich auf die Kernthemen konzentrieren und die Zeit der Ehrenamtlichen nicht mit Nebentätigkeiten füllen.
Auch deshalb glaubt Sascha Frey, dass über kurz oder lang auch kleinere Wehren nicht darum herumkommen werden, hauptamtliche Kommandanten und Gerätewarte zu beschäftigen. Die Alternative sei, dass man die Prüffristen schleifen lasse. Und das kann erhebliche Konsequenzen haben. Auch für ihn persönlich, denn wenn ein Gerät bei einem Einsatz nicht richtig funktioniert, überprüfen Versicherungen, wie es dazu kam. Träger der Feuerwehr sei zwar die Stadt. „Aber der Kommandant ist laut dem Feuerwehrgesetz verantwortlich für die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr“, sagt Frey. „Da kann man durchaus auf der Anklagebank landen.“ Schläft man da überhaupt noch? „Es geht“, sagt er. „Seit Dominik unser Gerätewart ist, schlafe ich zumindest etwas besser.“