Natur

Warum die Lone bei Bissingen häufig kein Wasser führt

2009 wurde die Lone auf Gemarkung Bissingen renaturiert. Seitdem führt der Bach allerdings kaum noch Wasser und liegt oft trocken. Kann das an den Renaturierungsmaßnahmen liegen?

„In der Lone fließt kein Wasser“, bemerkte ein Stadtrat jüngst in einer Sitzung des Herbrechtinger Gemeinderats. „Und das trotz der Niederschlagsrekorde in diesem Frühjahr. Woran liegt das?“, fragte er in Richtung Verwaltung, beantwortete die Frage aber dann gleich selbst: „Seit der Renaturierung ist die Lone trocken, man muss dabei etwas kaputtgemacht oder das Flussbett falsch ausgegraben haben. Damals wurde viel Geld ausgegeben und die Natur damit aber verschlechtert.“

Dieter Frank vom Fachbereich Bau war auf städtischer Seite zuständig für die Renaturierungsarbeiten im Jahr 2009 und hat sowohl die Planungen als auch die Maßnahmen begleitet. In der Sitzung erwiderte er direkt: „Man hat die Natur natürlich nicht verschlechtert. Das ist Ihre, aber nicht die allgemeine Meinung.“

In naturnahen Bachlauf zurückverwandeln

Doch warum führt die Lone kein Wasser? „Zunächst einmal muss man wissen, wie der Bach vor der Renaturierung ausgesehen hat“, sagt Frank auf Nachfrage. „Die Lone war, wie viele andere Gewässer auch, begradigt. Es war einfach ein schnurgerader Graben durchs Lonetal gebaggert und mit Betonplatten ausgekleidet worden.“ Viel Gülle sei in die Lone eingetragen worden. „Und durch die Überdüngung wuchsen dort nur Brennnesseln.“ Es mangelte an gewässertypischen Artengemeinschaften und Biotopen. 2003 sei dann entschieden worden, die Lone in einen naturnahen Bachlauf zurückzuverwandeln und 2009 wurden die Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt.

Seit geraumer Zeit liegt die Lone trocken. Foto: Rudi Penk

Dass die Lone seit geraumer Zeit dennoch häufig trocken liegt und nur nach Starkregen kurz Wasser führt, ist sowohl Dieter Frank als auch dem damaligen Planungsbüro Zeeb aus Ulm natürlich bewusst. Und das hat aus ihrer Sicht zwei Gründe: zu wenig Niederschlag und der Biber. „Die Lone als Karstgewässer führt nur dann Wasser, wenn der unterirdische Karstwasserhaushalt über ausreichend Wasser verfügt. Das heißt, in der Regel fallen diese Gewässer mehrfach über das Jahr trocken“, so das Planungsbüro in einer Stellungnahme. „Das ist natürlicherweise so.“

Zu wenig Niederschlag und der Biber

In Trockenperioden, die sich über mehrere Wochen bei großer Hitze erstrecken, fällt das Gewässerbett komplett trocken. „Das war in den vergangenen Jahren so und ist eine Folge des Klimawandels“, so die Planer. Erst in diesem Jahr, in dem es wirklich viel geregnet hat, habe sich der Karstwasserhaushalt etwas erholt. Aber mittlerweile sei die Sohle rissig und Wasser versickert schnell darin. „Die Sohle muss sich erst wieder durchfeuchten und schließen. Das ist ein längerer Prozess.“

Dazu kommt: „Im Oberlauf der Lone ist ab 2006 in Lonsee-Halzhausen der Biber eingezogen und hat das Wasser so weit aufgestaut, dass unterhalb liegende Gewässerabschnitte kein Wasser mehr bekommen haben.“ Dauerhaft habe sich der Biber auch in Setzingen eingerichtet. „Dort ist eine ganze Wiese neben der Lone eingestaut und je nachdem wie viel Wasser im Angebot ist, werden mehr oder weniger viele Dämme gebaut. In Öllingen und auf der Gemarkung Herbrechtingen kommt dann gar kein Wasser mehr an.“

Dieter Frank fasst noch einmal zusammen: „Der Karst ist löchrig wie ein Schweizer Käse und das Wasser versickert umgehend darin. Weil der Lehm extrem ausgetrocknet ist, wirkt er wie ein Schwamm.“ Der Grundwasserspiegel sinke von unten ab und von oben komme durch die Aufstauung der Biber weniger Wasser an.

„Alle Ziele der Renaturierung erreicht“

Und daran wird sich wohl auch nichts ändern. „Wenn wir nicht dauerhaft sehr nasse Jahre haben, damit sich der Karst auffüllt, ist es unwahrscheinlich, dass in der Lone dauerhaft Wasser fließt“, sagt Dieter Frank. Für ihn sowie die Untere Naturschutzbehörde ist dennoch klar: „Es wurden alle Ziele der Renaturierung erreicht. Der Bach mäandert und die Artenvielfalt hat zugenommen“, so Frank. Natürlich wäre die Biodiversität dort noch besser, wenn Wasser fließen würde. Aber dass durch die Renaturierung etwas verschlechtert worden ist, sei schlichtweg falsch.

Die Renaturierung der Lone

Im Jahr 2001 wurde der Gewässerentwicklungsplan dem Herbrechtinger Gemeinderat zum ersten Mal vorgestellt. Ziel war die Verbesserung der ökologischen Verhältnisse der Lone auf Gemarkung Herbrechtingen bzw. Bissingen, Niederstotzingen, Öllingen und Rammingen. 2003 stimmte der Gemeinderat der Flurbereinigung und Renaturierung unter der Bauleitung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes und dem damaligen Naturschutzbeauftragten zu. Planungsbüro war das Ingenieurbüro Zeeb aus Ulm.

Im Jahr 2009 fanden die Maßnahmen dann statt. Insgesamt kostete die Renaturierung der Lone auf einer Länge von 3,9 Kilometern inklusive zehn Hektar an Gewässerrandstreifen rund 350.000 Euro, wobei 67 Prozent über Zuschüsse gedeckt wurden.

Die Lone entspringt in Urspring, einem Teilort der Gemeinde Lonsee. Von da fließt sie in südöstlicher Richtung durch die Orte Lonsee, Westerstetten und Breitingen. Kurz nach Bernstadt schwenkt sie nach Nordosten und mündet nach fast 38 Kilometern zwischen Hürben und Burgberg in die Hürbe.

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