Bauprojekt in Bolheim

Trotz Kritik von Anwohnern: Herbrechtinger Gemeinderat stimmt für ursprüngliche Planung für Mehrfamilienhäuser

Der Herbrechtinger Gemeinderat beriet am Donnerstag über eine Variante für den Bau von zwei Mehrfamilienhäusern in Bolheim. Anwohner hatten das Projekt zuvor unter anderem wegen geplanter Flachdächer kritisiert. Es folgte eine neue Planung. Nach intensiver Diskussion wurde nun allerdings beschlossen, die ursprüngliche Planung weiterzuverfolgen. Wie es dazu kam:

Die beiden Mehrfamilienhäuser auf der Freifläche gegenüber dem Bolheimer Feuerwehrgerätehaus können in der ursprünglichen Version weitergeplant werden. Das hat der Herbrechtinger Gemeinderat am Donnerstag nach intensiver Diskussion beschlossen. Etliche Bürgerinnen und Bürger, die mutmaßlich ein anderes Ergebnis erwartet hatten, verließen danach unter Unmutsbekundungen den Ratssaal.

Erstmals wurde die Heidenheimer Firma Heinrich Hebel im April im Bauausschuss des Gemeinderats öffentlich vorstellig. Diesem ersten Konzept zufolge sollen auf einem leerstehenden Grundstück an der Zoeppritzstraße, angrenzend an das Gelände eines Steinmetzbetriebs, zwei Häuser mit insgesamt 22 Zwei- und Dreizimmerwohnungen entstehen. Die Flachdachgebäude sind viergeschossig geplant, wobei das oberste Stockwerk als sogenanntes Staffelgeschoss zurückgesetzt ist, was die Gesamthöhe optisch reduzieren soll.

Im "Bürgerdialog" mit den Kritikern an einem Tisch

Während der Ausschuss damals keine grundsätzlichen Einwände hatte, stieß das Vorhaben bei Anwohnerinnen und Anwohnern auf Kritik. Man fürchtete, die Flachdächer würden das Ortsbild stören, die Gebäude erschienen als zu groß. Eilends wurde ein „Bürgerdialog“ einberufen, Stadtverwaltung und Hebel-Vertreter setzten sich mit Kritikern an den Tisch, man einigte sich darauf, das Konzept zu überarbeiten.

Die Variante, die Hebel-Geschäftsführer Jürgen Beyrle am Donnerstag nun präsentierte, sah Satteldächer anstelle von Flachdächern vor. Das vierte Geschoss entfiel, und damit auch vier Wohnungen und insgesamt 309 Quadratmeter Wohnfläche. Bezogen auf den First des Satteldachs waren die neu geplanten Gebäude rund 30 Zentimeter niedriger als in der ursprünglichen Variante. Es sei der Wunsch seiner Firma, so Beyrle, Projekte mit möglichst breiter Akzeptanz zu schaffen. Daraus resultiere auch die Bereitschaft zur neuerlichen Planung, die Bürgermeister Daniel Vogt als „hervorragende Lösung“ wertete.

Stadträtin Annette Rabausch (FWV) schloss sich dem Dank an die Firma Hebel zwar an, betonte aber, die Variante sei nicht in ihrem Sinne. „Ich sehe nicht das verfolgt, was wir in unserem Stadtentwicklungskonzept wollten“, so Rabausch. Besonders kritisch sah die Bissingerin, dass die Neuplanung auf vier dringend benötigte Wohnungen verzichte. „Wir haben eh kaum jemanden, der überhaupt baut, und jetzt treiben wir ein regionales Unternehmen dazu, auf Wirtschaftlichkeit zu verzichten“, so Rabausch.

Wird das Stadtentwicklungskonzept missachtet?

Der FWV-Fraktionsvorsitzende Matthias Sturm wertete es als „absolut richtig, die Sorgen der Gegner ernst zu nehmen, das ist ein Qualitätsmerkmal für uns“. Er hätte sich aber gewünscht, so Sturm, den Rat über beide Konzepte entscheiden zu lassen. Seine Fraktionskollegin Petra Reiss begrüßte vor allem den Prozess im Vorfeld und den Ansatz, die Bürger anzuhören.

„Es gibt gute Kompromisse und es gibt andere“, sagte Hermann Mader (FWV). Es sei gut, dass die Firma Hebel nicht das Handtuch geworfen habe, aber: „Wir haben die Ziele aus dem Stadtentwicklungskonzept missachtet, die über 3000 Bürger mitgestaltet haben.“ Der erste Entwurf sei zeitgemäß und auch energetisch die bessere Wahl gewesen. Thilo Eckermann (SPD) regte ebenfalls eine Abstimmung über beide Entwürfe an. Sein Fraktionskollege Jörg Ehlers erklärte, seines Erachtens sei das erste Konzept „frischer und moderner“ gewesen.

Peter Koptisch (ebenfalls FWV) zeigte sich zufrieden, dass die Anregungen von Teilen der Bürgerschaft aufgenommen worden waren, um einen Konsens zu finden. Eine ähnliche Position vertrat Martin Müller (FWV). Es sei nicht zeitgemäß, „über die Köpfe der Leute hinweg zu entscheiden“. Er sehe einen Gewinn darin, mit der Bevölkerung zu sprechen. Beide bevorzugten den neuen Entwurf.

Abstimmung über zwei Planvarianten

Manfred Strauß (CDU) stellte schließlich den förmlichen Antrag, über beide Konzepte abzustimmen. Die Frage sei, welche Signalwirkung von einer Entscheidung für das zweite Konzept ausgehe: „Die Leute brauchen nur Remmidemmi machen, dann wird’s vom Tisch sein“, befürchtete Strauß mit Blick auf das von der Kreisbau geplante Gebäude an der Herbrechtinger Badstraße oder andere künftige Vorhaben.

Bürgermeister Vogt unterbrach zunächst die Sitzung, damit sich die Fraktionen beraten konnten. Bei zwölf Ja- und sieben Nein-Stimmen entschied sich der Rat danach für die bereits im April diskutierte Flachdach-Variante. Vogt betonte, Verwaltung und Rat würden das Konzept gemeinsam unterstützen. Die Verwaltung habe nun den klaren Auftrag, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan vorzubereiten, mit dem sich der neu gewählte Gemeinderat dann befassen werde.

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