Büchereileitung

Warum sich die Bolheimerin Christiane Jooss mit 55 beruflich neu orientiert

Nach 23 Jahren in der Bücherei Steinheim stellt sich Christiane Jooss neuen beruflichen Herausforderungen: Sie wird Leiterin der Herbrechtinger Bücherei.

Eigentlich habe sie selbst nicht damit gerechnet. „Ich bin sehr zufrieden und glücklich in Steinheim und habe nicht nach einer neuen Stelle gesucht“, sagt Christiane Jooss. Nur zufällig sei sie auf die Stellenausschreibung gestoßen: Die Herbechtinger Stadtbücherei im Kloster suchte eine neue Leiterin. Und dann hat es sie einfach gepackt. „Ich bin 55, aber ich wollte es einfach nochmal wissen und mich beruflich verändern.“ Etwas Trauer ist bei einem Abschied nach 23 Jahren natürlich schon dabei. „Ich habe in Steinheim ein tolles Kollegium, aber ich tröste mich mit dem Spruch, dass man gehen sollte, wenn es am schönsten ist.“

In Herbrechtingen ist alles doppelt so groß

Die Freude darüber, dass sie die Leitung in Herbrechtingen voraussichtlich ab 1. März übernehmen wird, ist groß. „In Steinheim haben wir 13.000 Medien, in Herbrechtingen sind es 26.000. Auch was Mitarbeiter und Größe angeht, ist quasi alles verdoppelt.“ Natürlich kennt sie die Bücherei im Kloster. „Sie ist einfach schön, hat eine gute Atmosphäre und hohe Aufenthaltsqualität.“ Dazu kommt der kurze Weg zur Arbeit, da Christiane Jooss in Bolheim lebt. „Ich sehe mich schon durch das Eselsburger Tal zum Kloster radeln“, sagt sie und lacht.

Man muss die Medienwelt kennen

Christiane Jooss hat als Kind und Jugendliche viel und gern gelesen, warum sie aber Bibliothekarin geworden ist, kann sie gar nicht mehr wirklich sagen. „Ich weiß nur, dass es der absolut richtige Beruf für mich war und ist.“ Sie studierte in Stuttgart Bibliothekswesen, war danach einige Jahre Leiterin der Volkshochschule in Gerstetten und wurde dann Leiterin der Bücherei in Steinheim. Ein abwechslungsreicher Beruf, wie sie findet. „Es geht weniger darum, viel zu lesen, als die Medienwelt zu kennen.“

Die Menschen sollen gern kommen, sich wohlfühlen und einen Ort zum Verweilen haben.“

Christiane Jooss

Und wie die Medienwelt haben sich auch der Beruf Bibliothekarin und die Büchereien an sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. „Früher ging man davon aus, dass die Leute kommen, sich ein Buch nehmen und wieder gehen. Die Anzahl der Bücher war wichtig, es stand Regal an Regal.“ Heute zähle vielleicht sogar noch mehr als die Ausleihzahlen, die Aufenthaltsqualität. „Die Menschen sollen gern kommen, sich wohlfühlen und einen Ort zum Verweilen haben.“

Kindern die Freude am Lesen vermitteln

Was ihr an ihrem Beruf besonders wichtig ist: Kindern Freude am Lesen zu vermitteln. „Es gibt viele Studien darüber, dass das Leseverständnis bei den Kindern abnimmt. Ich sehe es als Aufgabe von Büchereien, dagegen etwas zu tun und die Kinder im Lesen und in der Medienkompetenz zu fördern.“ Zu vermitteln, dass Lesen etwas Schönes und Aufregendes ist, falle Büchereien oft leichter als den Schulen. „In der Schule müssen sie lernen, bei uns kann Lesen ein Hobby werden.“

Dass in Büchereien Veranstaltungen für Kinder wie für Erwachsene stattfinden, ist für Christiane Jooss daher unabdingbar. Und nicht nur Lesungen sollen es sein. Besonders gefällt ihr das Konzept des Maker Spaces, einer Art Ermöglichungsraum. „Dabei nutzen Menschen die Bücherei für ihre eigenen Hobbys“, erklärt sie. „Man spielt Gesellschaftsspiele, macht gemeinsam Handarbeit oder bietet ein Reparaturcafé an.“ Ob sich so etwas in Herbrechtingen etablieren lasse, werde sich zeigen. „Es gibt schon jetzt tolle Angebote in Herbrechtingen, aber ich muss mich erst einarbeiten. Ich bin jedenfalls sehr motiviert, dass es so gut weitergeht und hätte auch große Lust auf Kooperationen mit den Schulen und der VHS.“

Geänderte Öffnungszeiten

Da die Stelle der Bibliotheksleitung derzeit noch vakant ist, passt die Stadtbücherei die Öffnungszeiten an, bis Christiane Jooss – voraussichtlich am 1. März – ihre Arbeit beginnt. Ab sofort hat die Bücherei nur noch jeden zweiten Samstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet (am 13. und 27. Januar sowie am 10. und 24. Februar). Die übrigen Öffnungszeiten bleiben wie gehabt: dienstags 10 bis 16 Uhr; mittwochs 14 bis 19 Uhr, donnerstags 10 bis 16 Uhr und freitags 10 bis 12 Uhr.

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