Warum sich Gabriele Krauss aus Herbrechtingen für Puppenstuben begeistert
So kurz vor dem ersten Advent ist der Backofen in vielen Küchen gerade im Dauerbetrieb. Auch bei Gabriele Krauss. Allerdings backt sie keine Weihnachtsplätzchen aus Mehl, Zucker und Butter, sondern aus Fimo. Aus der Modelliermasse formt sie Mini-Bredle im Maßstab 1:12 und härtet sie danach im Ofen.
Seit sie vor gut einem Jahr in Rente gegangen ist, hat die 63-Jährige mehr Zeit für ihr Hobby. Sechs Stunden am Tag kommen da leicht zusammen. Als sie noch als Versicherungsfachfrau tätig war, ging das natürlich nicht, aber ihrem Hobby ist sie schon seit Jahrzehnten treu. „Wenn ich mich nach der Arbeit mit der Pinzette hingesetzt und gebastelt hab, war das einfach entspannend“, sagt Gabriele Krauss. „Und zu sehen, was man mit den eigenen Händen schaffen kann, ist einfach schön.“
Anfangs hat Gabriele Krauss Puppenstuben und Kaufläden nur gesammelt. „Ich habe mir diese Dinge als Kind sehr gewünscht“, sagt die Herbrechtingerin. Und weil der Wunsch damals unerfüllt blieb, erfüllte sie ihn sich eben als Erwachsene selbst. „Das ist irgendwann einfach aus mir herausgebrochen.“ Angefangen hat es mit ein paar Kaufläden aus den 50er und 60er Jahren. Mittlerweile nennt sie 40 Kaufläden, 20 Puppenschlafzimmer und zehn Wohnzimmer ihr Eigen. Allesamt aufgestellt in zwei Zimmern. „Mein Mann hat gesagt, dass ich mich daheim nicht weiter ausbreiten darf.“
Insgesamt ist ihr Mann dem Hobby seiner Frau aber durchaus zugetan. „Er hilft feste mit und muss gerade viele Lebkuchen ausstechen“, sagt Gabriele Krauss. Bis vor einigen Jahren war sie regelmäßig auf Weihnachtsmärkten mit einem Stand vertreten. „Da war er auch immer mit von der Partie.“ Doch die Kälte dort, der Regen und der Schnee – das sei nichts mehr für sie und auch ihre Sammlerstücke leiden unter derartiger Witterung. „Wir gehen nur noch auf Märkte, die in geschlossenen Räumen stattfinden.“ Wie etwa am 9. und 10. Dezember im Kurhaus in Bad Reichenhall.
Mit von der Partie ist nicht nur ihr Mann, sondern auch ihre 87-jährige Mutter mischt munter mit. „Ich habe sie in den Wahn mit hineingezogen“, sagt Gabriele Krauss. „Sie sammelt nicht nur selbst, sondern strickt und ist mir bei der Fertigung der Inneneinrichtung der Puppenstuben eine sehr große Hilfe.“ Gemeinsam fertigen sie im Grunde alles, nur die Möbel werden zugekauft.
Die Kunden sind Liebhaber und Sammler
„Als ich vor 20 Jahren den Laden in der Langen Straße aufgemacht habe, konnte man vom Geschäft natürlich nicht leben, aber es lief gut.“ Selbst ihr Mann habe mit verkaufen müssen, so groß sei der Andrang der Kunden anfangs gewesen. Mittlerweile hat sich das geändert. „Früher gab es eigene Miniatur-Märkte und viele Ausstellungen. Das ist passé. Heute sammeln nur noch Liebhaber.“ Auch die Möbel für die Puppenstuben zu beziehen, sei schwierig geworden. „Früher wurden sie in Deutschland hergestellt, aber die meisten Hersteller haben mittlerweile aufgegeben.“
Die Liebhaber kommen allerdings teils von weit her, um sich in Herbrechtingen bei „Gabis Puppenstube“ umzusehen. Aus München, Ulm, Augsburg, Reutlingen oder Biberach. „Nur die Herbrechtinger verirren sich mittlerweile selten zu mir, außer es ist ein Tag der offenen Tür“, sagt Gabriele Krauss. „Manchmal kommen junge Mütter in den Laden, weil sie die Sachen schön finden, aber für kleine Kinder sind die Puppenstuben nichts.“ Sie seien nicht zum Spielen gedacht, sondern zum Anschauen. Die Preise für die Raritäten schwanken stark – für eine Puppenstube könne man 40 oder auch 800 Euro ausgeben. Ihre Kunden sind überwiegend Frauen gehobenen Alters, manchmal verirre sich aber auch ein Mann in das Geschäft.
Manche halten "Gabis Puppenstube" für ein Museum
Geöffnet hat „Gabis Puppenstube“ in der Langen Straße 15 übrigens nur freitags von 14 bis 17.30 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr. „Ich bin schon ein paar Mal gefragt worden, ob man ein Ticket kaufen muss, weil die Leute meinen Laden für ein Museum halten“, sagt Gabriele Krauss. „Aber man braucht kein Ticket, man kann jederzeit reinkommen und sich umsehen.“ Auch auf einen Online-Shop wird sie regelmäßig angesprochen, aber einen solchen zu erstellen, dazu sei sie bislang noch nicht gekommen.