Der Tag von Bérengère Schmauder muss mehr als 24 Stunden haben. Sie arbeitet Vollzeit als Textilweberin, hat einen Mann und zwei Kinder und 2015 ihre Firma Stricknuckel gegründet. Für ihre Marke frönt sie in ihrer Freizeit der Handarbeit und fertigt Artikel rund um Babys. Personalisierte Beiß- und Schnullerketten, Schuhe, Spielzeug, Kuscheltiere, Strickwaren, Armbänder – die Babyausstattungsliste, die Bérengère Schmauder herstellt, ist lang. „Ich mache einfach alles, was mit Babys zu tun hat“, sagt die 44-Jährige.
Am liebsten häkelt oder strickt sie Babyschuhe. Für einen Schuh braucht sie einen Abend. „Ich habe eine 80-Stunden-Woche, aber das macht mir Spaß, ich bin nicht überfordert“, sagt Schmauder Sie sei einfach ein Arbeitsjunkie. „Wenn ich nichts mache, werde ich krank.“ Ihr Mann unterstütze sie im Haushalt. „Ohne einen tollen Partner würde es natürlich nicht gehen.“
Bérengère Schmauder ist Französin, ihr Mann Herbrechtinger. Kennengelernt haben sie sich vor 24 Jahren bei einem Trachtenverein-Festival in Wales. Die Leidenschaft des Paars fürs Tanzen in Tracht ist bis heute geblieben. Sie sei zu ihm nach Herbrechtingen gezogen und irgendwann habe man dann in Bissingen das „Liebesnest“, wie sie es nennt, gebaut. Schon als Kind war ihr Spitzname bébé, also Baby. Und auch weil viele Deutsche ein Problem mit der Aussprache ihres Vornamens haben, nennt sie einfach bis heute jeder „Baby“. Ihr Spitzname ist damit Programm: „Baby macht Babysachen“, das passt doch sehr gut.
Alle nennen sie nur „Baby“
Ihre handgemachten Artikel verkauft Schmauder nicht nur in ihrem Online-Shop, sondern auch auf Märkten in der Region. Auf 33 an der Zahl war sie schon in diesem Jahr. Und Weihnachten kommt bekanntlich noch. 2023 kam sie auf rund 60 Markttage. Sie hat kein Ladengeschäft, sondern eine Abholbox für bestellte Ware vor ihrem Haus in Bissingen. Und seit eineinhalb Jahren auch ein Selbstbedienungsschränkchen an derselben Stelle, in der sie ihre Babysachen und noch allerlei Geschenkartikel, wie Spardosen, Schlüsselanhänger oder personalisierbare Kugelschreiber, präsentiert.
Weil in Bissingen allerdings Laufkundschaft eher ausfällt, hat sie vor vier Wochen einen weiteren kleinen Selbstbedienungsladen in der Eselsburger Straße 19 in Herbrechtingen vor dem Café am Tal aufgestellt. Noch läuft der Verkauf allerdings mau. „Geguckt wird viel, aber nicht gekauft. Ich hoffe, dass sich das in der Weihnachtszeit ändert.“
Bezahlen kann man die Waren in den Selbstbedienungsläden klassisch mit Bargeld, das man in ein Kässchen legt, aber auch im Nachhinein per Banküberweisung oder PayPal. „Natürlich könnte man die Schränkchen ausräumen, aber ich habe Vertrauen in die Menschheit und glaube auch an Karma“, sagt „Baby“ Schmauder. Bislang wurde in Bissingen nur einmal eine Schnullerkette gestohlen.
Farb- und speichelfest und schadstoffgeprüft
Was Schmauder immens wichtig ist: „Ich arbeite ausschließlich mit zertifizierten Materialien aus Deutschland. Sie sind farb- und speichelfest und schadstoffgeprüft. Die Babysachen sollen nicht nur schön, sondern auch sicher sein. Sicherheit und Qualität ist für mich und meine kleinen Kunden das Allerwichtigste.“
In ihrem Brotberuf webt Schmauder seit 22 Jahren Rollladengurte an Textilmaschinen bei der Carl Stahl GmbH in Herbrechtingen. „Das macht mir großen Spaß, aber die Handarbeit für mein eigenes kleines Unternehmen ist mein Ausgleich“, sagt „Baby“ Schmauder. „In der Fabrik ist es laut und auch staubig, bei der Handarbeit daheim habe ich dann komplette Ruhe. Ich möchte beides nicht missen.“