Auf seinen jugendlich klingenden Namen wird Danny Müller regelmäßig angesprochen. Aber jung ist der Bolheimer Pfarrer ja auch. „Ich weiß nicht, ob ich mich mit 43 noch als jung bezeichnen kann, aber unter Pfarrern gehöre ich wohl eher zu den Jüngeren“, meint er dazu. Danny ist jedenfalls kein Spitzname, wie viele vermuten. „Der Name verrät einfach, dass ich in den 1980er-Jahren in den neuen Bundesländern geboren bin. Damals war es eine Modeerscheinung, den Kindern englische oder amerikanische Namen zu geben, die sonst eigentlich niemand benutzt hat.“
Am kommenden Sonntag, 22. September, findet die Investitur von Pfarrer Danny Müller in der evangelischen Kirche in Bolheim statt. Vor gut drei Jahren war er mit seiner Frau und seinen drei Kindern aus dem Stuttgarter Raum nach Herbrechtingen gekommen. Als Pfarrer in Ausbildung. „Ich bin Quereinsteiger“, erklärt Müller. Er hat nicht Theologie studiert, sondern eine gemeindepädagogische Ausbildung absolviert und war dann als Jugendreferent und Diakon tätig.
„Natürlich kommt irgendwann die Zeit, wenn sich die eigenen Lebensjahre von der Jugend entfernen, in der man sich fragt, was nach der Jugendarbeit kommt“, erklärt Müller. „Die Frage: ,Wer und was will ich sein?‘ sollte man sich nicht erst stellen, wenn es zu spät ist.“ Und auf diese Fragen hatte Müller eine ganz eindeutige Antwort: Er wollte Pfarrer sein. „Ich habe in der Arbeit schnell gemerkt, dass mein Herz für die ganze Gemeinde schlägt und ich für alle da sein möchte.“
Pfarrer von einem Tag auf den anderen
Also zog man vor drei Jahren auf die Ostalb nach Bolheim. „Es war eine turbulente und herausfordernde Zeit für alle“, beschreibt Müller. Anders als ein Vikar, der vom Pfarrer eingearbeitet wird, übernahm Müller die Gemeinde von einem Tag auf den anderen. „Und natürlich kann man nicht alles gleich, auch wenn man aus der Kirche kommt.“ Dazu kam die soziale Entwurzelung der Familie. „Wir kannten hier niemanden und haben Familie, Freunde und unser ganzes Netzwerk zurückgelassen.“ Dazu der Spagat zwischen dem als Pfarrer für seine Gemeinde da zu sein und der Ausbildung zum Pfarrer. Etwa 20 Kurswochen war er in den vergangenen drei Jahren nicht daheim und absolvierte immer wieder Prüfungen.
„Die Bolheimer haben ihr Herz am rechten Fleck“
Drei Jahre sind nun trotz Unterbrechungen eine Zeit, in der man sich eine Meinung über die Menschen auf der Ostalb gebildet haben kann. „Ich bin von den Bolheimern sehr angetan, weil sie ihr Herz am rechten Fleck haben“, sagt Müller. Es gebe in der Gemeinde eine starke Identifikation und Bereitschaft, sich sozial zu engagieren. „Wenn man jemanden braucht, dann sind sie da. Sie sind Schaffer, sie machen mit und denken mit“, schwärmt der Pfarrer. Er wisse um das Vorurteil der Bruddligkeit und vielleicht stimme es auch, dass man die Herzlichkeit der Ostälbler erst auf den zweiten Blick erkenne. „Aber das Herz und die Herzlichkeit sind groß. Wir als Familie haben hier sehr viel Offenheit erlebt. Die Leute sind interessiert daran, wer wir sind und wie wir sind. Wir alle fühlen uns sehr wohl hier.“
Alt wird Danny Müller in Bolheim allerdings nicht werden können. Spätestens 2030 werde seine Pfarrstelle – sein Schwerpunkt liegt in Bolheim, er hat aber auch einen Teilauftrag für die evangelische Kirchengemeinde Herbrechtingen – auf eine 50-Prozent-Stelle reduziert werden. „Und dann müssen wir wohl weiterziehen, aber das sind nicht ,nur‘ sechs Jahre, sondern immerhin sechs Jahre und ich möchte die Zeit gut in die Menschen hier investieren.“
Politik und Rechtsruck sind Themen
Womit kommen denn die Menschen zu ihm? Welche Sorgen haben sie? „Die politische Großwetterlage beschäftigt viele“, sagt Müller. „Die Verrohung in der Gesellschaft, der Rechtsruck und die Feindseligkeit gegenüber vermeintlich Fremden.“ Einmal pro Woche gibt er in der Bolheimer Grundschule Religionsunterricht. „Die Kinder beschäftigt der Krieg in unserer Nähe massiv.“ Wie kann man als Pfarrer diesen Sorgen begegnen? „Ich kann an der Situation oder am aktuellen Empfinden meist nicht viel ändern“, sagt Müller. „Aber ich versuche, die Perspektive zu verändern und zu weiten.“ Bewusst hat er auch das Thema seines Gottesdienstes am Sonntag gewählt: „Wir sind eine Gemeinschaft, die aufeinander angewiesen ist. Wir dürfen nicht ausgrenzen, sondern sollten einschließen.“
Investitur am Sonntag
Am Sonntag, 22. September, findet die Investitur von Pfarrer Danny Müller statt. Ab 13.30 Uhr ist Empfang der Gäste bei Kaffee und Gebäck. Um 14 Uhr beginnt der Festgottesdienst mit Investitur in der evangelischen Kirche in Bolheim. Dekan Gerd Häußler wird die Einsetzung vornehmen, weitere Beteiligte wirken mit, Posaunenchor und Band gestalten den Gottesdienst musikalisch. Parallel zum Gottesdienst gibt es ein Kinderprogramm. Im Anschluss wird gemeinsam die Investitur mit Beiträgen und Grußworten bei Kaffee, Kuchen, Waffeln und Cocktails im Gemeindehaus gefeiert.