Branchenjournalisten nannten den Ausblick „verhalten“, die Osram-Konzernspitze hingegen schaute bei der Jahrespressekonferenz in München optimistisch in die Zukunft. Am Rande gab es vom Vorstandsvorsitzenden Aldo Kamper ein klares Bekenntnis zum Standort Herbrechtingen.
Das Werk an der Industriestraße nehme bei der Produktion klassischer Lampentechnologie „eine wichtige Rolle“ ein, so Kamper auf Frage der Heidenheimer Zeitung hin. Bedeutsam seien Produkte aus Herbrechtingen vor allem im Ersatzteilgeschäft. Kamper wörtlich: „Es sind noch viele Millionen Fahrzeuge auf den Straßen, die Ersatz brauchen, weil ihre Halogenlampen ausbrennen.“
Herbrechtingen gilt im Konzern als wichtiges Werk
Mit Blick auf das gesamte Unternehmen sei der Standort Herbrechtingen bedeutend im sogenannten Aftermarket-Absatz. „In diesem Umfeld ist Herbrechtingen sehr wichtig“, weil Lampen für Europa und die ganze Welt hergestellt würden. Diese gute Position wolle man auch weiter ausbauen.
Ganz ohne Wermutstropfen ging es freilich nicht. Kamper wies darauf hin, dass dieser Markt naturgemäß nach und nach kleiner werde, weil Neufahrzeuge in der Regel mit anderen Systemen ausgerüstet würden. „Die Mitarbeitenden schlagen sich sehr tapfer“, betonte der Vorstandsvorsitzende. Zudem arbeite man in dem Werk auch an der Entwicklung neuer Produkte für die Erstausstattung neuer Fahrzeuge. Dieser Zweig sei allerdings noch klein.
Es war die erste Jahrespressekonferenz für Kamper, der im April 2023 auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden berufen worden war. Auf dem Podium saß Kamper gemeinsam mit Finanzvorstand Rainer Irle, der seine Stelle im vergangenen Juli übernommen hat. Beide waren mit der ausdrücklichen Absicht angetreten, aus AMS-Osram, wie der Konzern vollständig heißt, ein, so Kamper, „profitableres Unternehmen“ zu formen. Das vierte Quartal 2023 habe bereits gezeigt, dass man „solide unterwegs“ sei.
Der Markt für Ersatzlampen entwickelt sich erwartungsgemäß
Im vergangenen Jahr erlöste der Gesamtkonzern einen Umsatz von 3,59 Milliarden Euro und damit ein Viertel weniger als noch 2022. Der Rückgang um mehr als eine Milliarde Euro resultiere zur Hälfte aus einer „Portfoliobereinigung“ im Bereich Lampen und Systeme, wo einzelne Bereiche veräußert wurden. Der Standort Herbrechtingen gehört ebenfalls zu diesem Konzernsegment, allerdings zu jenen, die verlässlich für Umsatz sorgen. Gleichwohl erkenne der Konzern auch ein „rasantes Wachstum“ bei LED-Ersatzlampen für Halogen.
Der Aftermarkt-Absatz von Ersatzlampen verlief laut einer zeitgleich zur Jahrespressekonferenz veröffentlichten Pressemitteilung im vierten Quartal 2023 „so stark wie saisonal erwartet“. Traditionell verlaufe dieses Geschäft im ersten und vierten Quartal eines Jahres am besten, wenn in Europa und Nordamerika besonders hohe Austauschraten für Halogenlampen zu verzeichnen seien.
Das erste Dreivierteljahr unter neuer Führung war bei AMS-Osram geprägt von einer Neuausrichtung, die Kamper zufolge „erste Früchte trägt“. Es gelte jetzt, das große Potenzial des Unternehmens umzusetzen. Dazu gehöre auch, durch vereinfachte Strukturen die eigene Innovationskraft in Umsatz zu wandeln.
Von Berlin nach Herbrechtingen
Der Hauptsitz von AMS-Osram befindet sich im österreichischen Premstätten, dazu gibt es den Co-Hauptsitz in München. Insgesamt beschäftigt der Konzern weltweit rund 22.000 Menschen, etwa 3000 davon am Standort Regensburg und 2000 weitere an anderen deutschen Standorten. Das Werk in Herbrechtingen hat seinen Ursprung im Jahr 1946. Damals mietete das Unternehmen, dessen Berliner Fertigungseinrichtungen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, zunächst Hallen in Herbrechtingen an. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Standort sukzessive ausgebaut. Osram wurde 1919 in Berlin gegründet und wurde 2019 von der AMS AG übernommen.