Der 88-jährige Hermann Roos aus Tübingen ist der Ur-Ur-Urenkel von Magnus Friedrich Roos. Zusammen mit seiner Frau Elfriede Arnold-Roos war er jetzt zu Gast im Herbrechtinger Rathaus, um Bürgermeister Daniel Vogt das Buch zu der Sonderausstellung "Ungleiche Paare - auf der Suche nach dem richtigen Leben" des Stuttgarter Bibelmuseums Bibliorama für die städtische Sammlung zu übergeben. In Ausstellung und Buch geht es um zwölf historische Persönlichkeiten aus Württemberg und dem hessischen Bereich Nassau, die in schweren Zeiten lebten und für die die Frage eine Rolle spielte, wie man ein ethisch gutes Leben führen kann. Eine dieser Personen ist Magnus Friedrich Roos, dessen Andenken unter anderem durch einen Förderverein bewahrt wird und der als Prälat in Anhausen auch im Raum Herbrechtingen Spuren hinterlassen hat.
Roos (geboren 1727 in Sulz am Neckar, gestorben 1803 in Anhausen) war ein pietistischer Theologe und vielgelesener Schriftsteller, der für eine Erneuerung der Menschen aus dem Glauben heraus stand. Bei der Buchübergabe im Herbrechtinger Rathaus sagte der direkte Nachfahre Hermann Roos über seinen Urahn: "Das Besondere für mich persönlich ist, dass mein Vorfahr die Kraft hatte, das, was in der Bibel steht, fürs breite Volk verständlich zu machen. Und es trägt auch uns jeden Tag." So etwa mit seinem berühmtesten Werk, dem 1783 von ihm verfassten "Christlichen Hausbuch", das für jeden Tag des Jahres eine Morgen- und eine Abendandacht enthält.
Als Schriftsteller hat er den christlichen Glauben in Richtung der evangelischen Kirche sehr stark manifestiert.
Herrmann Roos
Insgesamt verfasste Magnus Friedrich Roos etwa 60 Bücher und Schriften und die von ihm praktizierte theologische Vernetzung in lutheranischen Kreisen hatte unter anderem große Auswirkungen in Schweden, wo sein Hausbuch zur Lektüre empfohlen wurde und heute ebenfalls noch gelesen wird. Doch auch in Württemberg war es sehr verbreitet und ist es etwa bei den Apis und den pietistischen Pregizer-Gemeinschaften auch weiterhin. Hermann Roos: "Als Schriftsteller hat er den christlichen Glauben in Richtung der evangelischen Kirche sehr stark manifestiert."
1784 wurde der als "Bibelausleger für den Alltag" (so Sebastian Schmauder im Buch zur Stuttgarter Ausstellung) wirkende Roos von Herzog Carl Eugen zum Prälaten mit Sitz im ehemaligen Kloster Anhausen ernannt. Er gehörte als "Herzoglich Wirtembergischer Rath" von 1788 bis 1797 dem Landtag an. Spuren der Erinnerung an den Prälaten Roos finden sich im Raum Heidenheim mit einer Vitrine im Bolheimer Rathaus, einer Gedenktafel am Eckturm des Prälatur-Gebäudes in Anhausen und mit Büchern in der Hiller-Ausstellung im Turm der Steinheimer Peterskirche.
Sein Vorfahr habe in seinen Werken eine Sprache gewählt, die es jedem, der einigermaßen Deutsch konnte, ermöglichte, sie zu lesen, so Hermann Roos zu Bürgermeister Vogt. "Ein Mann, der 20 Jahre hier wirkte", bemerkte Vogt anerkennend in Bezug auf den einstigen Prälaten Magnus Friedrich Roos. Und zu dem 88-jährigen Ur-Ur-Urenkel: "Ich freue mich, eine besondere Persönlichkeit in Gestalt eines echten Nachfahren kennengelernt zu haben."