Herbrechtingens Stadtförsterin Karin Baur

Wie das E-Bike bei der Borkenkäfersuche hilft

Im Herbrechtinger Stadtwald sind dieses Jahr bislang vergleichsweise wenige Fichten von Borkenkäfern befallen worden. Stadtförsterin Karin Baur setzt bei der Suche jetzt auch auf ein E-Bike.

Wie das E-Bike bei der Borkenkäfersuche hilft

Försterinnen und Förstern begegnet man häufig, wenn sie mit staubigen oder verschlammten Geländewagen durch den Wald fahren. Aber es gibt Ausnahmen: Karin Baur kann man neuerdings auf dem Fahrrad im Wald sehen, genaugenommen auf dem Dienst-E-Bike.

„Das Fahrrad ist super fürs Monitoring“, sagt die beim Landkreis tätige Försterin, die für den Herbrechtinger Stadtwald zuständig ist. Monitoring, das bedeutet, dass Baur jeden Tag gewissermaßen Streife fährt und nach Fichten Ausschau hält, die vom Borkenkäfer befallen sind.

Mit dem E-Bike im Wald: weniger Staub, weniger Spritverbrauch

Das E-Bike, sagt Baur, habe den Vorteil, dass sie auch mal in mit dem Auto nicht befahrbare Gassen abbiegen könne, außerdem könne sie ihre Fahrgeschwindigkeit so anpassen, dass sie den Wald optimal inspizieren könne. Nicht zuletzt hat Baur die Erfahrung gemacht, dass Waldbesucher sehr positiv auf ihr neues Dienstfahrzeug reagieren, weil sie an trockenen Tagen nicht mehr vom fahrenden Auto eingestaubt werden. „Und ich verbrauche weniger Sprit“, sagt sie. Unterlagen und Kleinwerkzeug transportiert sie in Satteltaschen und in einem Korb, für längere Fahrten kommt das Rad auf den Gepäckträger am Dienstwagen. Abends nimmt sie es zum Laden mit nach Hause.

Försterin Karin Baur ist im Herbrechtinger Stadtwald jetzt mit einem Dienst-E-Bike unterwegs. Jens Eber

Allein ist Karin Baur mit dem neuen E-Bike aber nicht. Auch die fürs Härtsfeld zuständige Kollegin Beatrix Diedering sowie Andreas Kühnhöfer (Steinheim), griffen zu, als die Forstbehörde am Landratsamt E-Bikes anschaffen wollte.

Wie wichtig die Suche nach den Borkenkäfern ist, verdeutlichte Försterin Baur auch in der jüngsten Sitzung des Herbrechtinger Gemeinderats. „Das Thema ist sehr präsent und jeden Tag ploppt irgendwo ein Nest auf.“ In Baden-Württemberg sei jetzt schon doppelt so viel Käferholz angefallen wie zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. „In den Wäldern um Herbrechtingen habe ich bisher nur vereinzelt Befall entdeckt, aber die Lage bleibt angespannt.“ Im Grunde muss jeder Baum einzeln begutachtet werden, denn gesucht wird nach den zunächst unauffälligen Spuren, die das winzige Insekt an Fichten hinterlässt, in die es sich hineingebohrt hat, um unter der Rinde Eier abzulegen. „Drei Millimeter sind sie groß, aber 100 Stück davon lassen eine Fichte absterben“, so Patrick Haas, der neue Leiter des Fachbereichs Forst und Naturschutz im Landratsamt Heidenheim.

100 Borkenkäfer lassen eine Fichte absterben.

Patrick Haas, Leiter des Fachbereichs Forst und Naturschutz im Landratsamt Heidenheim

Derzeit macht der Sommer zwar Pause, aber die letzten Wochen und Monate waren erneut zu trocken und überdurchschnittlich warm. „Und das wird in Zukunft die Regel werden“, so Haas. „Dürre in der Vegetationszeit ist ein großes Problem für den Wald, darüber freut sich nur einer, der Borkenkäfer.“ Denn Wassermangel schwäche die Fichten. „Sie können kein Harz als Schutz vor Schädlingen aufbauen und damit haben die Käfer dann leichtes Spiel“. Den Wald nach Borkenkäferbefall abzusuchen, sei die große Herausforderung im Sommer.

Vom Käfer befallene Bäume müssen schnell gefällt werden

Nach dem Finden befallener Bäume muss es schnell gehen. Die betroffenen Fichten werden gefällt und dann schnell aus dem Wald heraustransportiert. Wenn man ihn stehen lassen würde, hätte das erhebliche Konsequenzen. Haas schildert: „Aus einem einzigen befallenen Käferbaum können, wenn die Jungkäfer schlüpfen, zwanzig neue Bäume befallen werden. Wenn wir das gleiche Spiel noch einmal vier bis sechs Wochen später haben, werden aus den zwanzig befallenen Bäumen 400. Das potenziert sich.”

Stadtwald brachte Gewinn ein

In Zahlen schilderte Försterin Baur im Gemeinderat das Forstwirtschaftsjahr 2022 wie folgt: Rund 6200 Festmeter Holz wurde eingeschlagen, fast so viel wie nach Plan. Abgeschlossen wurde das Forstjahr mit einem Überschuss von rund 210.000 Euro. Fast doppelt so viel wie geplant. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis, ermöglicht hat das der gute Absatz und der gute Holzpreis.“

Auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern wurden 530 neue Bäume gepflanzt und mit Wuchshüllen vor Wildverbiss geschützt. Den Fokus bei den Neupflanzungen legte Baur im vergangenen Jahr auf Laubbäume wie Spitzahorn, Schwarznuss und Stieleiche. Je mehr verschiedene Baumarten ein Wald hat, umso stabiler ist er.