Als schönstes Vereinsheim in ganz Ostwürttemberg bezeichnete unlängst Jens-Peter Schuller, Vorsitzender des Fußball-Bezirks Ostwürttemberg, das Haus der Vereine in Bissingen während einer Veranstaltung. Und mit dieser Meinung steht er nicht allein da. „Natürlich sind wir stolz, auf das, was wir geschaffen haben“, sagt Cindy Schramek bei einem Rundgang durchs Haus. Sie teilt sich den Vereinsvorsitz des SV Bissingen mit Roland Hiller und Michael Römer.
Einweihung war im November 2019, nach 16 Monaten Bauzeit, in der 60 Helferinnen und Helfer an 150 Tagen 6000 Arbeitsstunden geleistet haben. „In der Zeit hat an den Wochenenden eigentlich niemand mehr etwas Anderes gemacht“, sagt Cindy Schramek. Mit vereinten Kräften wurde ein top-moderner Dorfmittelpunkt am Rande des Dorfes errichtet. Ziel sei es gewesen, einen Raum für das ganze Dorf zu schaffen. „Außer dem SV hat ja kein Verein mehr eine richtige Heimat gehabt“, sagt Cindy Schramek. „Und wir haben ja auch keine Gaststätte mehr im Ort.“
Das ist die Philosophie des SV Bissingen mit seinen mehr als 500 Mitgliedern. „Wir sind anders als viele anderen Vereine und vor allem wollen wir anders sein, als die anderen“, so ist es in der Vereinsschrift nachzulesen. „Der SVB will mehr sein, als nur ein gewöhnlicher Sportverein.“
Man sei ein wichtiger Bestandteil des Dorfes und ein zentraler Anker des gesellschaftlichen Lebens innerhalb der Dorfgemeinschaft. Man stelle sich dieser Verantwortung und möchte den bestmöglichen Teil dazu beitragen, das gesellschaftliche und kulturelle Leben innerhalb der Dorfgemeinschaft zu stützen und zu fördern.
Natürlich sind die Fußballer im Clubhaus – nach dem Training und nach den Heimspielen. Aber auch der Sängerbund hat hier seine neue Heimat gefunden. „Deshalb wurde unter der Holzdecke schwarzes Vlies angebracht – für eine bessere Raumakkustik“, erklärt Schramek. „Das dämpft auch die Lautstärke, selbst wenn der Raum bei einem Fest voll mit Leuten ist.“ Bau- und Hausherr sei zwar der SV, aber auch die anderen Vereine nutzen das Clubhaus. Privatleute können es auch mieten, Vorrang haben allerdings Vereinsaktivitäten.
Von der Bar bis an die Stühle und Polstermöbel – im Clubhaus wurde auf Details geachtet. „Wir haben Schreiner im Verein, wie Bernd Cebulla, die sind handwerklich geschickt, haben ein Auge fürs Detail und kennen viele Leute.“ Beraten wurde man etwa von einem Unternehmen aus Günzburg, das auch für die Inneneinrichtung der Barfüßer-Lokale zuständig ist. Ein cooler Stil, findet auch Cindy Schramek. Und der coole Stil setzt sich auch draußen fort. Unter der Linde im Garten gibt es eine Grillstelle mit Barbetrieb. Die nächste Veranstaltung wird hier der Obst- und Gartenbauverein ausrichten – am 7. September findet hier ein Weinfest „Wine time unter der Linde“ statt.
Das 750.000-Euro-Projekt war eine große finanzielle Herausforderung. 139 Haushalte nahmen an der Baustein-Aktion teil, die schließlich 120.000 Euro einbrachte. „Ohne die vielen Spender wäre es nicht gegangen“, sagt Cindy Schramek. Jeweils weitere 140.000 Euro steuerten die Stadt Herbrechtingen sowie der Landkreis Heidenheim über das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum des Landes bei.
Dass man die Zukunft des Vereins in Bissingen in die eigenen Hände nimmt, hat lange Tradition. Bereits 1967 errichteten fleißige Vereinsmitglieder als einer der ersten Dorfvereine im Landkreis ein eigenes Vereinsheim mit Umkleide- und Duschgelegenheit für die Sportler. 50 Jahre leistete das Vereinsheim gute Dienste. „Es war schon unsere Heimat“, sagt Cindy Schramek. „Aber das Gebäude wurde den heutigen Ansprüchen einfach nicht mehr gerecht.“ Nur 13 Quadratmeter maß die Umkleide und für beide Umkleideräume stand nur eine Dusche zur Verfügung.
Und auch andere Spuren des Lebens waren nach einem halben Jahrhundert nicht zu leugnen. Das obere Stockwerk senkte sich um mehrere Zentimeter ab und führte zu unübersehbaren Rissen im Mauerwerk. Nicht zu überriechen war auch, dass unzählige Zigaretten über die Jahre in den Räumen konsumiert worden waren.
Das ist Vergangenheit. „Und jetzt haben wir das schönste Vereinsheim in der Region, oder?“, fragt Cindy Schramek nach dem Rundgang breit lächelnd. Dem kann nicht widersprochen werden.