Witz, Tempo und bemerkenswertes Niveau – das alles steckte im Konzert „Bach be-lebt“, das am Sonntagabend den Infotag der Musikschule Herbrechtingen, bei dem kaum Plätze im Karl-Saal des Klosters Herbrechtingen leer blieben. Und der Titel hatte nicht zu viel versprochen: Tatsächlich hatte das Gebotene eine enorm belebende Wirkung für das Publikum.
Für diese Wirkung hatten die Ausführenden, das Streichorchester Klosterbande und weitere Musiker und Musikschüler unter der Leitung von Gottfried Götz, keine Mühen gescheut. Aus der „Kette der einzigartigen Perlen der Musikgeschichte“, so Gottfried Götz, hatte dieser vier besonders schillernde Perlen ausgewählt und ins Programm genommen. Den Anfang mache die Streichersinfonie Nr.10 von Felix Mendelssohn-Bartholdy, und die hatte es ganz schön in sich. Im Alter von 13 Jahren hat Mendelssohn-Bartholdy diese Sinfonie geschrieben, und er hat dabei ganz offensichtlich jenes Ungestüm und Feuer umgesetzt, das der Jugend zu eigen ist. Und das heißt: Ständig aufwallendes hohes Tempo, und dabei anspruchsvolle Dynamik, denn auch feine, liebliche Passagen finden sich neben der Musik gewordenen überbordenden Lebenslust wieder. Die belebende Wirkung war bei diesem Stück also schon einmal gesichert, aber auch nur, weil das Streichorchester die Herausforderungen glänzend parierte.
Kaffee oder Ehemann
Mendelssohn-Bartholdy hatte also bereits belebt, nun war es an Bach, nachzuziehen. Und das geschah mit bei Bach eher seltener gehörtem Witz. Davon steckt in seiner „Kaffeekantate“ eine ganze Menge, und Gottfried Götz verstand es bestens, diesen herauszukitzeln. Und nicht nur das: Er dirigierte, sang und lieferte auch so manche Einlage am gedeckten Kaffeetisch, an dem Ulrich Feige (Bass) und Laetitia Feige (Sopran) Vater und Tochter sich singend auseinandersetzten, ob dem Kaffee gegenüber einem Ehegemahl der Vorzug zu geben sei oder nicht. Wie zur Vermittlung schaltete sich einerseits die Flöte (Chiara Filzek) mit wie Kaffee anregenden Läufen ein. Und die Moral von der Geschicht‘? Die Katze lässt das Mausen nicht. Oder wie Gottfried Götz den munteren Kehraus ausdrückte: „Väter, traut den Töchtern nicht“. Der gekonnte Vortrag aller gewann nicht nur die Hochachtung des Publikums, sondern ließ auch hellauf auflachen.
Und schließlich gab es noch Bach, wie er bekannt und bliebt ist. Da war das Largo aus dem Doppelkonzert für zwei Violinen in d-Moll, gefühlvoll und virtuos umgesetzt von den Musikschülern Leonie Trostel und Joshua Franke, anmutig und bewegend, den Beweis erbringend, warum es zu Recht zu den bekanntesten Werken Bachs gehört. Und nach dem Auftakt mit Schmackes tat es ihm der Ausklang gleich. Die b-Moll Suite für Flöte und Orchester ließ fast die Spucke wegbleiben: Musikschülerin Chiara Filzek hatte ihr Können bereits bei der Kaffeekantate gezeigt, nun zeigte die Suite, wer dafür verantwortlich ist. Flötenlehrer Botond Rab legte vor allem eine furiose Badinerie hin, in einem enormen Tempo, sodass auch das Publikum beim Klatschen einen Zahn zulegte.
Eine Zugabe war ebenso erwünscht wie erwartet, verblüffend war dabei nur, dass das vorgelegte Tempo noch übertroffen werden sollte: „Er will’s noch schneller“, verkündete Götz mit Blick auf den Solisten. Und tatsächlich überboten sich die Akteure selbst an Geschwindigkeit: Botond Rabs Finger flitzten über die Querflöte, das Orchester hielt mit, und gemeinsam entfachten sie einen wahren Wirbelwind an Badinerie. Das war insgesamt genommen schon eine kleine Sternstunde der Musik. Oder um es mit Gottfried Götz zu sagen: eine Perle. Und wahrlich belebend.
Starke Solisten, starkes Orchester
Im Ensemble „Klosterbande“ wirkten mit: Leonie Trostel, Vera Künzel, Regina Wellhäuser, Joshua Franke, Tina Trostel, Elke Trittler, Milena Rost, Ute Hammer-Chabada, Ulrich Trittler, Margarete Pfeiffer, Emma Croizat, Philipp Steiff, Jael Götz und Ulrich Eckhardt. Am Continuo zu hören waren Ulrike Götz und Sven Reepschläger.