Vier Tage voller Feste, Konzerte und Erlebnisse liegen hinter den Herbrechtingern. Das große 1250-Jahre-Jubiläum wurde ausgiebig gefeiert – dank eines abwechslungsreichen und nahezu perfekt vorbereiteten Festprogramms.
Nahezu perfekt? Nun, vieles kann man im Vorhinein eines solchen Jubiläums planen und einkalkulieren. Das Wetter etwa oder den möglichen Ausfall eines Künstlers. Eines aber konnten die Herbrechtinger nicht auf dem Zettel haben: Dass just dann, wenn ihr zentraler Festakt stattfindet, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale auf Spanien treffen würde. Und so ist sicherlich davon auszugehen, dass viele der leeren Stühle in der Bibrishalle am späten Freitagnachmittag besetzt gewesen wären, hätte dieses Spiel zu einem anderen Zeitpunkt stattgefunden.
Was wäre eine Stadt ohne ihre Menschen?
Daniel Vogt, Bürgermeister
Der Qualität des Festes tat das freilich keinen Abbruch. Denn ganz ehrlich: Deutschland wird wahrscheinlich einmal wieder im Viertelfinale einer Fußball-EM stehen, ein 1250-Jahr-Jubiläum wird es in Herbrechtingen aber kein zweites Mal geben.
Bürgermeister Daniel Vogt: „Stolz und dankbar“
Bürgermeister Daniel Vogt eröffnete den zentralen Festakt am Freitag und stellte genau das dabei heraus: „1250 Jahre: Das ist eine beeindruckende Zeitspanne, die uns stolz und dankbar Rückschau halten lässt.“ Vieles hat Herbrechtingen zu bieten, keine Frage: wunderschöne Natur, viel Kultur und eine gute Infrastruktur. „Doch was wäre eine Stadt ohne ihre Menschen?“, so Vogt weiter. Herbrechtingen, die „junge Stadt mit alter Seele“, sei nicht nur ein geografischer Ort, sondern vor allem eine Gemeinschaft von Menschen, die zusammenarbeiten, sich unterstützen und gemeinsam feiern. Sie seien es, die Herbrechtingen zu dem machen, was es ist: „Ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlt und in dem man gut leben kann.“
Zuhause fühlt sich in Herbrechtingen im Übrigen auch die Moderatorin des Abends: Marita Kasischke ist eine waschechte Herbrechtingerin und führte so nicht nur mit einer großen Portion Humor, sondern auch mit dem nötigen Hintergrundwissen durch den Festakt. Die Herbrechtinger in der Halle, das war deutlich zu spüren, fühlten sich sehr verstanden. Dabei nutzte Kasischke die Gelegenheit auch, um eine Sache endgültig und ein für allemal klarzustellen: Es heißt HERbrechtingen – mit der Betonung auf der ersten Silbe!
Die Aufgabe war somit auch für alle folgenden Redner beim Festakt klar: bloß nicht falsch betonen. Und weder Landrat Peter Polta noch der Landtagsabgeordnete Andreas Stoch oder der Bürgermeister der ungarischen Partnerstadt Biatorbagy, Istvan Tarjani, gaben sich diese Blöße.
Seit 50 Jahren ist Herbrechtingen Stadt
Vom ehemaligen Bürgermeister Peter Kiefner wäre dieser Fauxpas ohnehin nicht zu erwarten gewesen: Er kennt sein Herbrechtingen natürlich gut. Und nicht nur das: Er gilt als Vater der Stadterhebung, war damals vor 50 Jahren Bürgermeister in Herbrechtingen. „Im Jahr 1974 war diese Kommune arm wie eine Kirchenmaus“, erinnerte sich Kiefner. So arm, dass eine Fraktion des Gemeinderats sogar gefordert habe, den Bau des Hallenbads zu stoppen, weil 50.000 D-Mark fehlten. Bekanntermaßen ist das nicht geschehen und ebenso bekanntermaßen hat sich Herbrechtingen seitdem auch als Stadt wunderbar entwickelt. Dabei ließ aber auch Kiefner keinen Zweifel daran, wem das zu verdanken ist: „Die Bürgerinnen und Bürger haben Herbrechtingen zu dem gemacht, was es heute ist: ein ganz besonderes, liebenswertes Städtchen in einer wundervollen Landschaft.“
Ganz besonders und ganz besonders liebenswert machten den Festakt am Freitag auch die Herbrechtinger selbst: neben Moderatorin Marita Kasischke waren das die Musikerinnen und Musiker des Streichorchesters der Musikschule und die Sängerinnen und Sänger der Chöre Total Vokal aus Herbrechtingen und K2 aus Bolheim, die gemeinsam auf der Bühne standen.
Zum Abschluss sangen die Chöre passend zu diesem Festtag „Auf uns“ von Andreas Bourani. Ein Lied, das wohl für immer mit dem Weltmeistertitel der Deutschen National-Elf im Jahr 2014 verbunden sein wird. Schon wieder Fußball? Nein, der Song gehörte am Freitagabend zur Abwechslung mal nicht dem Fußball, sondern ganz allein den Herbrechtingern und ihrem Festwochenende: „Ein Hoch auf uns.“
Ein Hoch auf Herbrechtingen.