Wie eine neue Selbsthilfegruppe in Bolheim gegen Adipositas kämpft
Im Landkreis Heidenheim mit seinen 135.000 Einwohnern haben laut AOK-Pressesprecher Oliver Bayer allein 5.181 Personen, die bei der AOK krankenversichert sind, vom Arzt attestiert bekommen, dass sie adipös sind. Im Jahr 2021 waren im Landkreis Heidenheim darunter 343 AOK-versicherte Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre wegen Adipositas in Behandlung. Ihr Anteil sei zwischen 2017 und 2021 im Durchschnitt um 2,79 Prozent pro Jahr gestiegen, so Bayer.
Übergewichtig oder adipös?
Adipositas ist laut der Deutschen Adipositas Gesellschaft „eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körpergewichts“. Die Bemessungsgrundlage ist der sogenannte „Body Mass Index“ (BMI). Mit einem BMI ab 25 gilt man als übergewichtig, mit einem BMI von 25 bis 29,9 als präadipös und ab einem BMI von über 30 als adipös. Die Ursachen für Adipositas können sehr unterschiedlich sein und darüber hinaus kann Adipositas Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck mit sich bringen.
Neue Selbsthilfegruppe in Bolheim
Wer sich über das Thema austauschen will oder selbst betroffen ist, kann sich seit dem 3. Oktober der Adipositas Selbsthilfegruppe (SHG) im Evangelischen Gemeindehaus in Bolheim anschließen. Das Treffen findet alle zwei Wochen dienstags um 19 Uhr statt und wird von Klaus Strammbach, Helmut Bischoff und Marion Benner geleitet. Die SHG ist eine Erweiterung zu der bereits existierenden Gruppe in Ulm/Neu-Ulm, die Teilnahme bedarf einer vorherigen Anmeldung bei den Gruppenleitern. Kontaktdaten und Termine können unter www.asunu.org eingesehen werden. Obwohl die Teilnahme an einer SHG nicht mehr Voraussetzung für eine Magenverkleinerungs-OP ist, befinden sich in der Gruppe operierte und nicht operierte Menschen mit Adipositas.
Bei dem Treffen stößt man nicht auf eine bedrückende Stimmung, wie man es sich bei einer Selbsthilfegruppe vielleicht vorstellen könnte, sondern eher auf eine lockere Stammtisch-Atmosphäre. Auch wenn die Teilnehmer persönliche oder emotionale Geschichten über ihre Adipositaserkrankung teilen, sinkt die Stimmung nicht auf den Nullpunkt, sondern die Ermutigung und Motivation der Teilnehmer untereinander steht im Vordergrund. Die Betroffenen öffnen sich untereinander schnell, auch weil das Motto lautet: „Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt auch in der Gruppe“.
Generell ist der Umgang miteinander sehr respektvoll und es werden Gespräche über Erfahrungen, Tipps, Ernährung, medizinische Behandlungen, Diskriminierung, Depression und den Alltag mit Adipositas geführt. „Bei uns wird auch niemand an den Pranger gestellt, wenn er oder sie nach einer Phase des Abnehmens wieder ein paar Kilo zugelegt hat“ so Leiterin Benner.
Adipositas im Landkreis Heidenheim
Laut Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2021 42,2 Prozent der Frauen in Deutschland und 62,4 Prozent der Männer über 18 Jahren übergewichtig oder adipös.
Worin sich die adipösen Heidenheimer AOK-Versicherten von der Bundesstatistik unterscheiden, ist in der Verteilung zwischen Männern und Frauen. Im Landkreis Heidenheim sind deutlich mehr AOK-versicherte Frauen übergewichtig als die bei der gleichen Krankenkasse versicherten Männer. Die Heidenheimer zwischen 60 und 64 Jahren sind am stärksten von Adipositas betroffen. Darauf folgt die Altersgruppe der 50 bis 49-jährigen. Am wenigsten Fälle von Adipositas verzeichnen die Kinder im Alter von fünf bis neun.
Was ist Asunu?
Der Verein Asunu wurde im Jahr 2011 gegründet. Die Vorsitzende ist Marion Benner, die auch bereits die Adipositas-Selbsthilfegruppe in Ulm/Neu-Ulm leitet. Asunu hält aber nicht nur Selbsthilfegruppen ab, sondern auch offene Treffs, zu denen auch Angehörige eingeladen sind. Zudem werden regelmäßig Vorträge zum Thema Adipositas gehalten und Freizeitausflüge geplant.