Mathias Brodbeck lässt keinen Zweifel an den Absichten des DRK: „Wir haben richtig Lust, in Herbrechtingen etwas Gutes zu bauen.“ Dass dies nicht nur ein vages Vorhaben ist, belegt der DRK-Kreisgeschäftsführer mit ein paar Mausklicks. Auf dem Bildschirm erscheinen ausgearbeitete Pläne für das neue Karl-Kaipf-Heim, mit eingezeichneter Möblierung und allen relevanten Maßen, wie sie für eine Baugenehmigung benötigt würden. Man sieht, dass in den Zeichnungen viele Monate Arbeit stecken. Eine kurzfristige Umsetzung, das verhehlt Brodbeck auch nicht, wird es aber nicht geben.
Das bestehende Karl-Kaipf-Heim an der Mühlstraße ist zwar erst gut 30 Jahre alt, aber es ist aus mehrerlei Gründen nicht mehr zeitgemäß. Damals wurden vorrangig Doppelzimmer eingebaut, nach heute geltenden Regeln müssen Pflegeheime künftig aber Einzelzimmer für die Bewohnerinnen und Bewohner vorsehen. Sinnvoll umbauen lässt sich das Bestandsgebäude aber nicht.
Das bestehende Heim ist eine „energetische Katastrophe“
Noch schwerer wiegt, dass das Haus eine Energieschleuder ist, beim DRK spricht man von einer „energetischen Katastrophe“. Brodbeck rechnet vor: Das Karl-Kaipf-Heim verbraucht im Betrieb doppelt so viel Energie wie das Heidenheimer „Haus der Pflege“, das ebenfalls zum DRK gehört. Weil das Herbrechtinger Heim aber weitgehend aus Beton und Metall-Glas-Fassaden besteht, ließe es sich auch nur mit riesigem Aufwand dämmen.
Schon vor Jahren entstand daher die Idee, das Heim abzureißen und neu zu bauen. Zunächst baute das DRK aber in Giengen sein neues Pflegezentrum. „Wir hatten den Plan, nach der Inbetriebnahme in Giengen das Haus in Herbrechtingen neu zu bauen“, sagt Brodbeck. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hätten sich aber Baupreise und Zinsen so massiv verändert, dass die kurzfristige Umsetzung nicht mehr möglich sei. Das liegt dem Geschäftsführer zufolge auch daran, dass das DRK die Investitionskosten nicht einfach auf die Pflegeplätze umlegen könne. Erst wenn sich die Investitionen durch die zu erwartenden Einnahmen rechtfertigen lassen, kann gebaut werden.
Wir planen trotzdem weiter.
Mathias Brodbeck, Kreisgeschäftsführer DRK
Nicht zuletzt das Personal ist für das DRK der Grund, warum man einen nahtlosen Übergang zwischen den Einrichtungen anstrebt. Wegen des in der Pflege grassierenden Fachkräftemangels will man es nicht riskieren, dass Personal zu anderen Arbeitgebern abwandern könnte.
„Wir planen trotzdem weiter“, betont Brodbeck. Jetzt aber hat das DRK eine andere Taktung im Sinn: Auf dem Heidenheimer Schlachthof-Areal will das Rote Kreuz eine Pflegeeinrichtung mit 45 Plätzen bauen. Ab 2025 soll gebaut werden, Ende 2026 will man einziehen. Dann könnten dort die bis dahin in Herbrechtingen lebenden Heimbewohner einziehen, auch das Personal könnte im Neubau in der Oststadt arbeiten.
Das DRK könnte noch 2024 das Baugesuch für den Neubau einreichen
Nach der Inbetriebnahme in Heidenheim könnte schließlich in Herbrechtingen neu gebaut werden – wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen entsprechend verbessert haben. Die Planung sei jedenfalls kurz vor der Zielgeraden, der Bauantrag könnte noch 2024 eingereicht werden, auch als Signal an die Stadt Herbrechtingen, dass das DRK an diesem, so Brodbeck, „tollen Standort“ festhält.
Geplant sind im Neubau 60 Pflegeplätze im ersten und zweiten Obergeschoss, im Erdgeschoss sollen neben Verwaltungsräumen und der Küche, die auch künftig sämtliche DRK-Heime im Landkreis mit Essen versorgen soll, 15 Tagespflegeplätze entstehen. Im obersten Geschoss plant das DRK zehn betreute Wohnungen.
Von oben betrachtet ähnelt der Grundriss einem großen „M“. Mittig wölbt sich zur Brenz hin eine halbrunde Ausbuchtung, in der auf mehreren Ebenen Gemeinschaftsräume entstehen sollen. Der Neubau soll ein Geschoss höher werden, weil das oberste Stockwerk sich aber nicht über die gesamte Grundfläche erstrecken soll, wird sich der Baukörper Brodbeck zufolge auch nicht allzu massiv gegenüber der Nachbarbebauung erheben.
Innovative Heiztechnik soll Wärme aus Brenzwasser gewinnen
Derzeit plant das DRK mit einem Massivbau, der auch aus energetischer Sicht weit zukunftsträchtiger sein soll als der Bestand. Zum einen soll das Dach großflächig mit Photovoltaikanlagen bestückt werden, außerdem liebäugelt man beim DRK mit Wasserwärmepumpen, die Heizwärme und Warmwasser aus der Brenz gewinnen könnten. „Das wäre sehr innovativ“, sagt Brodbeck, und hätte sogar den positiven Nebeneffekt, dass das Brenzwasser zumindest leicht gekühlt würde.
„Wir wollen weiter ein verlässlicher Partner in Herbrechtingen sein“, sagt der Geschäftsführer. Mit einer Baugenehmigung im Gepäck werde das DRK die Ausführungsplanung und nicht zuletzt die Ausschreibungen vorantreiben. Das Ziel: „Wir werden das sofort machen, wenn wir es refinanzieren können.“
Betrieb ist befristet
Das Karl-Kaipf-Heim wird aktuell nur noch mit rund der Hälfte der vorhandenen Pflegeplätze betrieben. Basis ist eine bis August 2024 befristete Betriebserlaubnis. Man werde aber mit der Heimaufsicht verhandeln und darlegen, wie ernsthaft die Neubaupläne sind, um eine weitere befristete Erlaubnis zu bekommen. Neben den Heimen in Herbrechtingen, Giengen und Heidenheim betreibt der DRK in Steinheim auch das Altenhilfezentrum „Im Olgagarten“. Im Pflegebereich beschäftigt das DRK im Landkreis rund 300 Menschen, davon sind gut 50 eigene Auszubildende.
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