Wie feiert man Weihnachten in Kenia? Die Bolheimerin Elfriede Mischnick berichtet
Zu Weihnachten fährt man nach Hause. Zur Familie. Das gilt nicht nur für viele Deutsche, sondern auch für die meisten Kenianer. Um Arbeit zu finden und Geld für die Familie zu verdienen, sind viele vom Land in die Großstadt Nairobi gezogen. Diese Landflucht kehrt sich zu Weihnachten um. „Die Stadt ist dann viel leerer als sonst“, sagt Elfriede Mischnick. Zu Hause kommt dann die gesamte Familie zusammen. Dekoriert wird nicht zwangsläufig mit Bäumen oder Zweigen, sondern mit bunten Luftballons und bunten Schleifen. Man mag es – für Deutsches Empfinden – gern etwas kitschig.
Geschmückte Christbäume gibt es in Kenia aber auch. Allerdings vorwiegend in Malls, den Einkaufszentren der Städte. „Da könnte man auch in jeder westlichen Stadt sein, nur dass es draußen nicht kalt, sondern warm ist“, sagt Elfriede Mischnick. Die Malls seien allerdings sehr teuer und daher nur reichen Kenianern und Ausländern vorbehalten.
Geschenke sind wichtiger als Dekoration
Wichtiger als das Schmücken und Dekorieren seien zu Weihnachten in Kenia aber die Geschenke, so Elfriede Mischnick. Traditionell schenkt man sich neue Kleidung und mit dieser am Leib geht es dann gemeinsam in die Kirche, wo viele Bibelverse zitiert werden, die in den Wochen zuvor unter Mühen auswendig gelernt wurden. Und natürlich wird auch gesungen. „Singen ist für viele Kenianer sehr wichtig“, sagt Mischnick. Weihnachtslieder werden allerdings nicht nur an Heiligabend angestimmt. „Das kann auch schon im Sommer vorkommen.“ Neben den Geschenken, geht es an Weihnachten aber natürlich auch ums gemeinsame Essen. Es gibt Chapati, eine Art Pfannkuchen, und Ziege oder Hähnchen. Dazu Maisbrei, Kraut und Obst.
Bei den Mischnicks ist das etwas anders: An Weihnachten wird mit vielen Bekannten und Freunden auf der Terrasse gegrillt. Im Moment ist zwar Regenzeit, aber die Temperatur liegt in Nairobi bei 20 bis 25 Grad. Nairobi, so erklärt Mischnick, habe aufgrund seiner Höhenlage von 1700 Metern ein angenehmes Klima. Und die Lage ihres Hauses ist ebenfalls mehr als angenehm. „Wir leben nicht direkt in der Stadt, sondern beim an die Stadt angrenzenden Nationalpark“, sagt die 74-Jährige. Ein Privileg, denn von der Terrasse aus kann man oft vorbeiziehende Zebras, Nilpferde und Giraffen beobachten.
Der Glaube spielt eine große Rolle
Vor elf Jahren zog Elfriede Mischnick der Liebe wegen nach Nairobi. Ihr Mann lebt dort schon seit fast 50 Jahren. In ganz Afrika baute er christliche Radiosender auf. Die Bolheimerin war vor ihrer Auswanderung als Lehrerin in Bolheim und auch in Heidenheim tätig. Außerdem engagierte sie sich in der Brückengemeinde. Auch in Kenia spielt der Glaube für das Ehepaar eine wichtige Rolle. Nächstenliebe ist ihnen nicht nur zu Weihnachten wichtig. Sie engagieren sich in einer Missionsstation, für Frauenrechte, Musikprojekte in den Slums und bei der Aufklärung über Drogen und Alkohol.
Ihr Haus stehe jederzeit offen und das Paar versucht, zu helfen und zu unterstützen, wo auch immer es geht, so Mischnick. „Die Teuerung in Kenia ist extrem und die Geldnöte sind nicht nur zu Weihnachten groß, aber vor Weihnachten werden wir noch deutlich öfter nach Geld gefragt.“ Trotz allem ist Kenia für Elfriede Mischnick eine zweite Heimat geworden. Ihren Wohnsitz in Bolheim hat sie allerdings behalten. Den Sommer verbringt das Ehepaar dort. Klimatisch hat man so quasi das Beste aus zwei Welten.