Vom Traktor zum E-Bike

Wie sich die Firma Hof in Herbrechtingen seit der Gründung verändert hat

Vor 100 Jahren wurde die Firma Hof in Herbrechtingen gegründet. Auch in der vierten Generation liegen den Geschäftsführern Lukas und Markus Engel Fahrräder am Herzen und im Blut.

Wie sich die Firma Hof in Herbrechtingen seit der Gründung verändert hat

"Eigentlich gibt es wenig, was die Firma Hof noch nicht verkauft hat“, sagt der Geschäftsführer Lukas Engel lachend. Und er hat nicht unrecht. Die Verkaufspalette, seit Karl Hof die Firma am 12. November 1923 in Herbrechtingen gegründet hat, ist beachtlich breit. Das Hauptaugenmerk des Firmengründers lag zunächst auf Motorrädern, Rollern und Fahrrädern der damals bekannten Marke NSU-Motorenwerke (heute Audi) aus Neckarsulm.

1946 erweiterte Karl Hof die Produktpalette um Traktoren und Rasenmäher. Außerdem wurde aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Treibstoff eine kleine Shell-Tankstelle gebaut. Zum Portfolio gehörten aber auch eine Flaschnerei, eine Dreherei, Sanitär- und Heizungsbau sowie Schlosserarbeiten. „In den 1980er und 90er Jahren kamen dann noch große Aluschiebeleitern und Gartengeräte dazu“, sagt Lukas Engel. „Wir hatten aber auch schon Porzellan, Geschirr und Eisenwaren.“ Geblieben ist am Ende aber nur eins: das Fahrrad. „Unser Verkaufsschlager“, so Engel.

Die Meisterwerkstatt wurde umgebaut und digitalisiert. Rudi Penk

Doch auch das Fahrrad-Geschäft hat sich gewandelt. Inzwischen machen E-Bikes im Verkauf einen Anteil von 70 Prozent aus. „Wir haben uns darauf konzentriert, aber natürlich haben wir auch noch Bio-Räder, wie man normale Fahrräder heute nennt, im Programm.“ Während ein solides Mountainbike für 600 bis 800 Euro zu haben ist, kostet ein gutes Mittelklassemodell zwischen 3000 und 3500 Euro, so Engel. „Deshalb wird fast jedes E-Bike geleast. Durch die Arbeitnehmerregelung muss ein Dienst-E-Bike faktisch mit 0,25 Prozent besteuert werden. Das ist lukrativer, als ein Auto zu leasen und mittlerweile unser Hauptgeschäft.“

80 Prozent der Fahrräder werden im lokalen Handel verkauft

Während Corona haben E-Bikes einen regelrechten Boom erlebt. Wie ist es heute? „Die Nachfrage ist etwas zurückgegangen, aber das war zu erwarten“, so Lukas Engel. Sie sei allerdings noch immer hoch. „Es hat sich nur etwas relativiert.“ Wie steht es denn um die Online-Konkurrenz? Kommen Kunden in den Laden, um sich vom Fachhändler beraten zu lassen, um ihr Rad dann aber doch online zu bestellen? „Dazu gibt es eine interessante Studie vom Zweiradindustrieverband“, erklärt der 30-Jährige. „Sie besagt, dass 80 Prozent aller Fahrräder, auch E-Bikes, im lokalen Handel verkauft werden und nicht übers Internet.“ Der Grund liegt für Engel auf der Hand: „Die Kunden wollen sich mit den Rädern beschäftigen, sie nicht nur Probefahren, sondern erwarten auch eine umfangreiche Beratung.“

Und die Entwicklung bei den E-Bikes sei ebenfalls rasant, so Engel. „Wir haben unsere Werkstatt umgebaut, haben elektrische Hebebühnen und sind voll vernetzt und digitalisiert. Man muss sich ständig weiterbilden, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Das gilt auch für die Mitarbeiter. Die technischen Anforderungen sind hoch, deshalb entlohnen wir auch dementsprechend. Sonst würde das Ganze nicht funktionieren.“ Den Satz „es ist doch nur ein Fahrrad“ habe er schon oft gehört. „Aber man glaubt nicht, wie viel dahintersteckt und was man alles beachten muss.“

Fast die ganze Familie ist involviert

Lukas Engel ist 30, seit Mai mit Lisa Engel verheiratet und nicht nur selbst leidenschaftlicher Bio-Rad-Fahrer, sondern auch seit 16 Jahren mit Leib und Seele Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr Herbrechtingen. Karl Hof war sein Urgroßvater. Seit acht Jahren arbeitete der gelernte Elektroniker im Familienbetrieb und teilt sich die Geschäftsführung mit seinem Vater Markus Engel (60). „Ich war aber eigentlich schon immer in der Firma tätig“, sagt er. „Man hat die Entwicklung des Unternehmens von klein auf miterlebt und es steckt einfach Herzblut drin.“ Und das gilt offenbar nicht nur für Lukas Engel. 15 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, vier in Vollzeit, elf in Teilzeit. Und bei den Teilzeitstellen mischt fast die gesamte Familie mit. „Meine Schwägerin macht die Buchhaltung“, sagt Engel. „Mein Bruder arbeitet am Wochenende im Verkauf und in der Werkstatt mit, obwohl er selbst selbstständig ist. Eigentlich sind alle in der Familie irgendwie involviert.“

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