Wie sich Abteilungskommandantin Sarah Häckel bei der Feuerwehr in Hausen engagiert
„In der Abteilung Hausen sind 100 Prozent der Feuerwehrfrauen in Führungspositionen“, sagt Sarah Häckel, wartet einen Moment, bis die Information beim Reporter durchgesickert ist, und fängt dann an zu lachen. Natürlich, die stellvertretende Kommandantin ist in der kleinsten Abteilung der Herbrechtinger die einzige Frau. Der Gag funktioniere immer wieder, sagt sie fröhlich.
Seit zehn Jahren ist die Hausenerin bei der Feuerwehr. Als Atemschutzgeräteträgerin ist sie Teil des sogenannten Angriffstrupps, wenn es brennt, rückt sie also mit einem Kameraden als erste gegen die Flammen vor. Seit Mitte Mai ist sie nun Stellvertreterin des Kommandanten Michael Wiedenmann. Ob sie da genauso furchtlos agiert? „Naja, als junge Frau und Studentin vorne zu stehen und Anweisungen zu geben, war am Anfang schwer“, gibt die 27-Jährige zu. Sie sei von den Kameraden aber sehr positiv überrascht: „Sie finden es cool und stehen voll hinter mir.“
Am liebsten ganz vorne im Einsatz dabei
Sarah Häckel stammt aus Hausen, ist auf dem Hof ihrer Eltern aufgewachsen und mit 17 in die Feuerwehr eingetreten. Seither übt sie jeden Montag mit den übrigen Abteilungsmitgliedern für den Ernstfall. Normalerweise tritt der Ernstfall in Hausen nicht allzu oft ein, nach den Unwettern im Juli wurde aber auch die Abteilung Hausen ein halbes Dutzend Mal alarmiert. Zuletzt kümmerten sich die Aktiven um eine Ölspur. Weil viele der rund 30 Angehörigen der Abteilung vor Ort arbeiten, sind sie tagsüber gut verfügbar und werden etwa bei Einsätzen auf der Autobahn oder im Raum Bissingen mit alarmiert.
Die Sirene kann jeden Moment losgehen, dann brauchen wir jeden.
Sarah Häckel, Feuerwehrfrau
Letztlich ist es aber unwichtig, wie lange die Phasen ohne Einsatz sind – es kommt darauf an, dass alle wissen, was zu tun ist, wenn der Alarm ertönt. In Hausen erinnert man sich bis heute daran, wie vor einigen Jahrzehnten ein Stall mitten im dicht bebauten Ort brannte. Sie trainieren dafür, in solchen Momenten eine Katastrophe zu verhindern. „Die Sirene kann jeden Moment losgehen, dann brauchen wir jeden“, sagt Häckel.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich in dieser Position lande“, sagt die Vizekommandantin. Sie war viel im Ausland, hat in Fulda Internationale Gesundheitswissenschaften studiert. Dabei beschäftige man sich systematisch mit Gesundheit und Fragen der Prävention. Sie erforschen die Rahmenbedingungen für die Medizin und wie man Veränderungen im Verhalten der Menschen erwirken könnte. Ihr Freiwilliges Soziales Jahr hat sie in der Notaufnahme eines Krankenhauses absolviert, ihr Auslandssemester und ein Auslandspraktikum verbrachte sie in Kenia. Für einen Arbeitseinsatz in einem Gesundheitszentrum war sie in Gambia.
Neues Team kümmert sich um die Einsatznachsorge
Engagement ist ihr also nicht fremd, die Verantwortung innerhalb der Feuerwehrabteilung habe sie aber nicht aktiv angestrebt. „Ich hätte mich selber wahrscheinlich nicht getraut“, sagt Sarah Häckel freimütig. Am Tag der Wahl habe Kommandant Wiedenmann sie allerdings bestärkt. Sie sei keine Unterstützerin einer Frauenquote, sagt Häckel. „Wenn eine Frau den Job gerne macht, dann ist es prima, wenn es keine gibt, dann ist es eben so“, sagt sie pragmatisch. Und: „Viele Frauen überschätzen die Tätigkeit in einer Freiwilligen Feuerwehr vielleicht auch.“ Als Führungskraft auf Abteilungsebene ist sie derzeit noch allein im Kreis.
Körperliche Herausforderungen bei Übungen und im Einsatz sind freilich das eine – die psychischen Folgen belastender Einsätze sind das andere. Daher engagiert sich Sarah Häckel auch im neu gegründeten Einsatznachsorgeteam des Landkreises. Analog zum bewährten System der Notfallseelsorger bietet das Team Einsatzkräften nach schwierigen Einsätzen Hilfe an. Im kommenden Jahr wolle sie auch einen Gruppenführerlehrgang absolvieren.
Über den Sommer half sie nun in der Landwirtschaft mit, ab September wird Sarah Häckel nochmals für einige Zeit mit der christlichen Organisation „Coworkers“ in die Demokratische Republik Kongo gehen und dort eine Krankenkasse für die Ärmsten weiterentwickeln. Wie es dann weitergeht? Das steht noch nicht fest, die Begeisterung für die Feuerwehrarbeit dürfte aber nicht so schnell erlöschen.