Einsatz in Offingen

Wie Thomas Renner aus Hausen mit seinem Feuerwehrauto Fluthilfe leistete

Zusammen mit drei weiteren Männern aus dem Landkreis Heidenheim machte sich Thomas Renner am 8. Juni auf den Weg ins hochwassergeschädigte Offingen bei Günzburg. Was er dort erlebt hat.

Einmal im Leben in einem Hochwassergebiet helfen. Warum eigentlich nicht? Das dachte sich Thomas Renner aus Hausen – und fuhr mit drei weiteren Freiwilligen nach Offingen bei Günzburg, als Anfang Juni die Donau und viele andere Flüsse nach anhaltenden Regenfällen Hochwasser führten. Zu seiner Entscheidung hatte beigetragen, dass er im Besitz eines ausgemusterten Feuerwehrautos ist, einem Mercedes 814 mit Baujahr 1991.

„Ich habe das Fahrzeug ursprünglich gekauft, weil ich ein Wohnmobil wollte“, erklärt Renner. Das Feuerwehrfahrzeug sei die günstigere Option gewesen, später wollte er es umbauen, aber es habe verschiedene Probleme gegeben. Das Fahrzeug wurde dann zunächst nicht genutzt, im April entschied sich der 57-Jährige, es doch noch anzumelden. Als im Juni die Hochwassermeldungen eintrafen, musste Renner wieder daran denken. „Mir fiel ein, dass es vorne eine Pumpe dran hat. Die erwies sich als noch funktionstüchtig“, sagt Renner.

Vorerfahrung hatte Renner, der sich beruflich mit der Sanierung von Altbauten beschäftigt, keine. Trotzdem fasste er schnell einen Plan. Unterstützung in Form von Druck- und Saugschläuchen sowie Spritzen erhielt er von den Technischen Werken Herbrechtingen und der Firma Ziegler. Mitstreiter fand er über Whatsapp-Gruppen: Hannes Binder aus Söhnstetten, Werner Weber aus Dettingen und der 16 Jahre alte Lewin Haas aus Herbrechtingen erklärten sich dazu bereit, Renner zu begleiten.

Mit dem Feuerwehrauto von Thomas Renner fuhren die Helfer aus dem Landkreis Heidenheim nach Offingen. Renner

Am 8. Juni um 8 Uhr ging es los. „Wir sind total naiv hingefahren“, berichtet Renner, „dann wollten wir schauen, was auf uns zukommt.“ In Offingen trafen sie, nach der Registrierung als Helfer, auf Chris, der aus Duisburg angereist war und bereits im Ahrtal geholfen hatte. „Der hat gleich gesagt: 'Ihr kommt mit mir'“, erinnert sich Renner. Die Gruppe aus dem Landkreis Heidenheim entfernte dann mithilfe einer Eimerkette Restwasser aus einem Haus, das die Feuerwehr vorher ausgepumpt hatte.

„Gott sei Dank kam unsere Pumpe nicht zum Einsatz“, sagt Renner. Weil viel Heizöl ausgelaufen sei, hätte ein Einsatz der Schläuche diese wohl stark verschmutzt. Das Auspumpen überlasse man ohnehin besser der Feuerwehr, weil die besser einschätzen könne, wann der richtige Zeitpunkt dafür sei. „Wenn man das Wasser in einem Haus abpumpt, während es draußen noch steht, erschafft man ein Druckgefälle“, erklärt der 57-Jährige. Das könne dann zu Schäden an Wänden oder an der Bodenplatte führen.

Im Verlauf des Tages entfernten Renner und seine Mitstreiter auch Möbel und andere Gegenstände aus überfluteten Häusern. „Wir wussten nie, wem das Haus gehört, man geht einfach rein und schaut, was es zu tun gibt“, sagt Renner. Die Bewohner habe man nur getroffen, wenn sie gerade zugegen waren, um den Helfern etwas zu essen oder zu trinken anzubieten.

Die überfluteten Keller und Erdgeschosse vieler Häuser mussten ausgeräumt werden. Renner

Bei Gesprächen sei offensichtlich geworden, wie sehr das Hochwasser die Lebensgrundlagen der Menschen erschüttert habe. „Manche waren nicht gegen Hochwasser versichert, ein anderer hatte ein Haus in Holzständerbauweise fast fertig gebaut, als das Hochwasser kam. Er wird jetzt wohl neu bauen müssen“, berichtet Renner. Auf den Straßen sammelten sich Berge aus Möbeln und Besitztümern an, die später von Baggern auf Anhänger verladen wurden, überall war ausgelaufenes Öl.

Positiv überrascht hat Renner, dass die Hilfe trotz der chaotischen Umstände so gut funktioniert hat. „Alles organisierte sich irgendwie von selbst, es gab keine zentrale Leitung“, sagt Renner. „Leute kommen und gehen, jeder macht, was er kann. Man tut sich spontan für Aufgaben zusammen.“ Der 57-Jährige freut sich darüber, dass unter den Helfern viele junge Leute waren. Mit seiner Erzählung möchte er weitere Menschen motivieren, im Ernstfall anderen zu helfen. Dafür brauche es nur die eigene Arbeitskraft, Gummistiefel und -handschuhe könnten auch nicht schaden. Ein eigenes Feuerwehrauto ist keine Voraussetzung.

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