Wohin zieht der Polizeiposten in Herbrechtingen?
Der Herbrechtinger Polizeiposten könnte in absehbarer Zeit eine neue Heimat bekommen. Das Land Baden-Württemberg in Form seines Landesbetriebs „Vermögen und Bau“ sucht dieser Tage per Zeitungsannoncen nach potenziellen Vermietern, die eine Fläche zur Verfügung stellen möchten.
Gesucht wird eine reine Nutzfläche von 135 Quadratmetern, dazu die notwendigen Neben- und Verkehrsflächen sowie ein Pkw-Stellplatz und eine Garage. Erwünscht ist ein Standort „in zentraler Lage“ von Herbrechtingen. Weiter heißt es, die Flächen sollten barrierefrei erreichbar sein, zudem müssten mögliche Vermieter sich um die Umsetzung sicherheitstechnischer Anforderungen kümmern. Dafür soll es aber finanzielle Zuschüsse seitens des Landes geben. Noch bis zum 5. Januar läuft die Angebotsfrist.
Die vier Beamten des Herbrechtinger Postens sind im Rathaus untergebracht
Der aktuell mit vier Beamtinnen und Beamten besetzte Posten ist seit Jahrzehnten an der Pfarrstraße ansässig und gehört damit zum Rathauskomplex. Seit Jahren steht im Raum, dass die Polizistinnen und Polizisten zu wenig Platz haben, dass die Unterbringung nicht mehr zeitgemäß ist. Eine Lösung fand sich bislang nicht.
Jetzt soll das Thema forciert werden, offenbar in enger Abstimmung mit allen Beteiligten. Vor wenigen Wochen trafen sich demnach Herbrechtingens Bürgermeister Daniel Vogt, der Amtsleiter von „Vermögen und Bau“ Dr. Stefan Horrer und der Ulmer Polizeipräsident Bernhard Weber, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die öffentliche Fahndung nach einem neuen Domizil ist demnach der nächste Schritt auf dem Weg zu einer Lösung.
„Ich möchte auf jeden Fall, dass der Polizeiposten in Herbrechtingen bleibt“, betont Vogt. Auch wenn die Stadt nicht mehr unmittelbar Hausherr eines neuen Postens sein sollte, will man die weitere Entwicklung eng begleiten.
Die Überlegungen laufen seit 2019
Es gebe seit 2019 Überlegungen, wie die Raumnot zu beseitigen sei, bestätigt der Bürgermeister. In frühen Ansätzen habe man über einen Um- und Anbau des bestehenden Postens nachgedacht. Dann rückte der VHS-Raum in den Blickpunkt, der jetzt als Begegnungsstätte dient, später der Bahnhof und das Buigen-Center. Auch dort fanden die Beteiligten keine gemeinsame Richtung. Den denkmalgeschützten Bahnhof versucht die Stadt mittlerweile wieder zu verkaufen.
Im Buigen-Center ließen sich zwar Flächen finden, doch der Gebäudekomplex wird im Zentrum künftiger Überlegungen von Gemeinderat und Stadt stehen. Sprich: Von Renovierung bis Neubau ist alles denkbar, aber noch längst nicht festgelegt. Eine kurzfristige Entscheidung ist wiederum nicht zu erwarten. Daher habe man beschlossen, eine Mietlösung anzustreben. „Wir sind guter Dinge, dass wir eine Lösung finden“, sagt Vogt.
Ein Neubau des Postens auf Landeskosten kommt nicht infrage
Der aktuelle Polizeiposten sei von seiner Größe und der Ausstattung her nicht mehr zeitgemäß, sagt auch Stefan Horrer. Dass innerhalb von vier Jahren mehrere Planungsvarianten nicht zum Ziel führten, bedauert er. Das Land könne allerdings auch nicht selbst zum Bauherrn werden. Einen vergleichsweise kleinen Posten auf Landeskosten neu zu bauen, sei unwirtschaftlich. „Das machen wir nirgends“, sagt Horrer. Eine aktuelle Tendenz, gerade auf dem Land, seien sogenannte Blaulichtzentren, in denen etwa Freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei angesiedelt sind. In Gerstetten ist ein solches Zentrum im Bau, in Oberkochen aktuell in Planung.
Horrer zeigt sich gegenüber der HZ „zuversichtlich“, dass es auch für Herbrechtingen eine Lösung geben werde. Allerdings bestehe mittlerweile ein gewisser Zeitdruck. Eine Anmietung erscheine aktuell als bester Weg. Ob sich in der Innenstadt ein geeigneter Leerstand finden lässt, soll im ersten Quartal 2024 feststehen.