Gogol und Mäx in der Bibrishalle

Zwischen klassischem Konzert und Clownsparade

In der Herbrechtinger Bibrishalle kam es beim Auftritt der Komödianten Gogol und Mäx als glänzendes Dream-Team wider Willen zu einer surrealen Zwerchfellattacke der besonderen Art.

Zwischen klassischem Konzert und Clownsparade

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Am Ende dieser Veranstaltung hatte sich der ein oder andere der gut 100 anwesenden Zuschauer durchaus die Frage gestellt: was war das gerade  eigentlich? Ein klassisches Konzert, eine Clownsparade, eine Adaption zweier Multiinstrumentalisten oder einfach nur eine clevere Kabarettdarbietung. Eine gesunde Mischung aus all den genannten Attributen wird es wohl gewesen sein, welche die Herren Christoph Schelb (alias Gogol) und Max-Albert Müller (alias Mäx) in der Bibrishalle auf die Bühne zauberten. Über eines hingegen waren sich die Besucher einig: in den knapp zwei Stunden ihres Programmes „Teatro Musicomico“ war es nahezu unmöglich, nicht zu lachen und gleichermaßen nicht zu staunen.

Klassische Werke mit Hindernissen

Eigentlich sollte es der große Abend des Gogol werden. Der Mozart des Pianoforte wollte klassische Werke von Frédéric Chopin, Ludwig van Beethoven, Franz Liszt oder Johann Sebastian Bach zum Besten geben. Leider hatte er dabei die Rechnung ohne seinen kongenialen, chaotischen Adjuvanten Mäx gemacht. Rückte er Gogol anfangs noch akkurat seinen Pianohocker zurecht, fiel er ihm im Anschluss bei jedem Werk, welches Gogol anstimmte im wahrsten Sinne des Wortes in seine musikalische Darbietung. So spielte er beispielsweise die Titel an anderen Musikinstrumenten etwas eigenwillig mit, entwickelte kurzerhand eine vollkommen eigene Melodie oder kramte im breit gefächerten privaten Baumarkt Utensilien hervor, denen er musikalische Laute entlocken konnte. So fungierte beispielsweise der Schlauch mitsamt Trichter als Trompete, die Tonne als Schlagzeug und zwei Haarbürsten als Drumsticks – interessant, mit was man alles Musizieren kann – hier war der Phantasie wirklich keine Grenze gesetzt.

Mit Fortlauf der Veranstaltung entwickelte sich ein wahres Duell zwischen den beiden, die sich zu immer neuen bahnbrechenden Ideen hinreißen ließen. Auf der einen Seite Gogol; elegant im Frack gekleidet und mit sekkant gegeltem Mittelscheitel, der sichtlich genervt von seinem Pendant war. Auf der anderen Seite der mit Schlabberhose und XXL-Clownsschuhen bekleidete Mäx, der es immer wieder schaffte, seinen Herrn und Meister aus dem Konzept zu bringen. Als Mäx, welcher ein unüberhörbares Faible für das spanische Volkslied „La Cucaracha“ hatte, akrobatisch in seiner eigenen Tonne landete und mit der weißen Fahne wedelte, befreite ihn Gogol nicht minder artistisch aus seiner misslichen Lage. Ob der Burgfrieden tatsächlich andauern sollte? Mitnichten. Zeigten die beiden beim Zusammenspiel am Xylophon und Klavier noch eine perfekte Symbiose, zerstörte Mäx Sekunden später mit seinem Alpenhorn jeglichen Rhythmus des Pianisten, um selbiges auf der Klarinette fortzuführen.

Sie können nicht ohne einander

Nicht nur Mäx zeichnete sich als Improvisationstalent aus, auch Gogol bewies, dass er weit mehr drauf hat, als nur meisterlich klassische Musik am Flügel zu kredenzen. Mäx ließ seine Posaune erklingen, was Gogol dazu animierte, die Tuba auszupacken. Diese landete kurze Zeit später auf dem Kopf von Gogol, der dennoch unbeeindruckt sein Piano-Solo fortsetzte. Auf der Wandergitarre gab Gogol spanische Flamenco-Klänge zum Besten, zu denen Mäx eine Tanzeinlage vorführte. Der Balanceakt von Gogol zwischen Klavier und Tuba in luftiger Höhe  war atemberaubend und als selbiger Saxophon-spielend auf zwei Dosen samt Brettunterlage balancierte und sich das Klavier, auf dem Mäx gerade seine musikalischen Ergüsse zum Besten gab eine bedrohliche Schlagseite entwickelte, kannte die Begeisterung im Publikum keine Grenzen mehr. Danach verließen die beiden Künstler den klassischen Korridor endgültig, nisteten sich im Jazz-Genre ein und legten dort eine gelungene Jam-Session hin. Der Konkurrenzgedanke der beiden war offensichtlich verflogen und die beiden glänzten als „Dream-Team wider Willen“.

Christoph Schelb und Max-Albert Müller haben das gefunden, wonach viele andere Künstler suchen: eine Nische, die sie mit Leben und Leidenschaft füllen - und ihren Fähigkeiten ungeniert freien Lauf lassen können - eine surreale Zwerchfelltacke der besonderen Art.