Eine neue Stimme verjüngt die "Jungen Chöre" beim Chorfestival in Hermaringen
„Liederkranz“ und „gemischter Chor“, das klang auch schon vor 20 Jahren ein wenig angestaubt. Entsprechend konnten immer weniger Sängerinnen und Sänger als Nachwuchs gewonnen werden. Vielen Gesangvereinen drohte deshalb, trotz ihrer beachtlichen Tradition von oftmals über 100 Jahren, das Aus. Neue Konzepte mussten her, um Nachwuchs zu gewinnen und so entstand die Idee der „Jungen Chöre“. Statt alter Volkslieder kam moderne Chorliteratur aufs Programm, gesungen wurde deutsch und englisch, je nach Geschmack der jungen Mitglieder. Mit neuen Namen, wie „Voices and Fun“ oder „People in Motion“ wollte man das neue Image auch nach außen zeigen und erarbeitete sich nach und nach ein ganz neues Repertoire an moderner und internationaler Chormusik. Dabei wollte man sich nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Formationen sehen, sondern als Ergänzung.
Ein Abend – sieben Chöre
Die Rechnung ging auf und viele jüngere Menschen fühlten sich angesprochen. Die „Jungen Chöre“ wurden zu einem Erfolgsrezept. Was sie zu bieten haben, kann man sich am 7. Oktober bei einem Festival in der Hermaringer Güssenhalle anhören. Ein Abend – acht Chöre, lautet das Motto. Zum einen sei das eine gute Gelegenheit für die Chöre, sich zu präsentieren, aber auch sich gegenseitig zu inspirieren, erklärt Johanna Thumm, Bezirksvorsitzende des Eugen-Jaekle-Chorverbandes, der das Festival veranstaltet. Aber natürlich wolle man einfach auch Werbung für das Singen im Chor machen. An diesem Abend könne man ganz zwanglos reinschnuppern und sich anhören, welcher Chor vielleicht passen könnte.
Inzwischen plagen nämlich auch die „Jungen Chöre“ Nachwuchssorgen. Das „jung“ beziehe sich inzwischen mehr auf das musikalische Repertoire als auf das tatsächliche Alter der Mitglieder, bestätigt Johanna Thumm mit einem Lachen. Man werde deshalb auch in naher Zukunft ein Konzept entwickeln, wie man die Chöre wieder verjüngen könne.
Oftmals komme der Nachwuchs aus den eigenen Reihen, so wie auch Johanna Thumm, deren Eltern sie schon als Kind zum Singen als Hobby gebracht haben. Seit einigen Jahren ist die 24-jährige Sozialpädagogin zudem in der Vereinsarbeit engagiert. Seit Februar 2022 ist sie sogar Vorsitzende der Sontheimer „Sängereintracht“. Ein Glücksfall für den Verein, denn Ehrenamtliche zu finden, die auch noch eine Leitungsfunktion übernehmen, damit tun sich inzwischen sämtliche Vereine schwer, egal ob Gesang oder Sport. Johanna Thumm hat sogar noch einen draufgesetzt: Seit März ist sie auch noch Bezirksvorsitzende des Eugen-Jaekle-Chorverbandes für Heidenheim.
Singen ist ein Stück Heimat
Warum begeistert sie dieses Hobby so sehr, dass sie dafür bereit ist, große Teile ihrer Freizeit zu investieren? Singen sei für sie „schon auch ein Stück Heimat“, sagt sie. Es sei ein tolles Gemeinschaftsgefühl, wenn man ein neues Lied Stück für Stück erarbeite, bis am Ende alles passt. Auf Leistung komme es dabei gar nicht an. Ein Ausgleich vielleicht auch zu ihrer Arbeit in der Akutpsychiatrie.
Aber dennoch merke sie auch, dass sie Gleichaltrige, die bisher nie in einem Chor gesungen haben, nur schwer überzeugen könne, sagt Thumm. Manchmal sei wohl einfach die Hemmung zu groß, den ersten Schritt zu machen. Das Festival der Chöre am 7. Oktober sei eine ganz niederschwellige Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, für Menschen, die Lust auf Singen haben, aber bisher nicht den Einstieg gefunden haben.
Festival der Jungen Chöre
Das „Festival der Jungen Chöre“ findet am 7. Oktober um 19 Uhr in der Güssenhalle in Hermaringen statt. Der Eintritt ist frei. Vertreten sind: Chor 2000 aus Schnaitheim und Sing & Swing aus Hohenmemmingen (bilden einen gemeinsamen Chor), ChorALLE (Liederkranz Nattheim), Happy Voices (Liederkranz Mergelstetten), SonnaGrabrChor (Sängerkranz Fleinheim), People in Motion (Liederkranz Heldenfingen), Voices & Fun (Gesangverein Hermaringen) Chor HalbAcht (Gesangverein Eintracht Sontheim im Stubental), Chorgemeinschaft Dettingen-Heuchlingen
Der Eugen-Jaekle-Chorverband ist ein Zusammenschluss von 116 Vereinen in ganz Ostwürttemberg. Ziel ist es, die Arbeit der Vereine vor Ort zu unterstützen, z. B. bei der Organisation von Veranstaltungen oder mit Fortbildungen. Der Verband ist unterteilt in vier Bezirke, von denen Heidenheim mit 38 Gesangsvereinen den größten bildet.