Vier Heidenheimer Kommunen kooperieren mit der Netcom
Kühler Sekt und ein gediegenes Ambiente: In einem feierlichen Rahmen setzten jetzt Vertreter der Gemeindeverwaltungen von Sontheim, Hermaringen, Niederstotzingen und Herbrechtingen im Schloss Brenz ihre Unterschriften unter vier Verträge, die die jeweiligen Kommunen mit der Netcom BW GmbH aus Ellwangen ausgehandelt hatten. Der Dienstleister will im sogenannten „eigenwirtschaftlichen Ausbau“ in den vier Gemeinden den Anschluss an ein Glasfasernetz vorantreiben.
Eigenwirtschaftlicher Ausbau bedeutet dabei, dass das Unternehmen Netcom BW von der Planung, der Vermarktung, dem Verlegen des Glasfasernetzes bis hin zum anschließenden Betrieb der Infrastruktur sämtliche Investitionen in Eigenverantwortung übernimmt. Den vier Gemeindekassen entstehen keine Kosten. Außerdem sparen sich die Gemeinden so den Aufwand und die juristischen Risiken einer europaweiten Ausschreibung eines solchen Projekts.
Risikofaktor für die Gemeinden ist die Eigentümerstruktur des Breitbandnetzes
Nachteil dieser kostengünstigen und möglicherweise auch schnelleren Variante des Ausbaus des Breitbandnetzes: Die vier Gemeinden selbst haben keinerlei Zugriff auf die Netzinfrastruktur selbst. Das heißt, sie können damit keine Vermarktungserlöse erzielen und man hat auch keinen Einfluss auf den zukünftigen Umgang mit dem Glasfasernetz. Ob die Infrastruktur zukünftig also einmal ausgebaut oder modernisiert wird und ob sie später einmal möglicherweise sogar veräußert wird, entscheidet allein die Netcom BW.
Umso wichtiger war es den Gemeindeverwaltungen und auch den vier Gemeinderäten deshalb, wem sie den Bau und Betrieb dieser zukünftig immer wichtiger werdenden Infrastruktur für möglicherweise Jahrzehnte auf ihren jeweiligen Gemarkungen überlassen. Zur Auswahl stand neben der Netcom BW noch ein zweiter Anbieter für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau. Auch die Breitbandversorgung Deutschland GmbH (Markenname „Toni“) hatte jeder Gemeinde ein Angebot für einen Kooperationsvertrag vorgelegt.
„Wir wollten einen verlässlichen Partner“
Sontheims Bürgermeister Tobias Rief
Finanziell seien die Angebote der beiden Wettbewerber dem Vernehmen nach ungefähr auf Augenhöhe gewesen, sodass letztlich die mit der Netcom BW in den jeweiligen Gemeinden gemachten Erfahrungen in den vergangenen Jahren für das Ellwanger Unternehmen sprachen. Die Netcom BW betreibt bereits ein Breitbandnetz im Landkreis Heidenheim. Außerdem versprachen sich die Gemeinderäte von der Eigentümerstruktur der Netcom BW ein geringeres zukünftiges Risiko, was den möglichen Weiterverkauf der Netzinfrastruktur anbelangt.
„Wir wollten einen verlässlichen Partner“, lautete dann demzufolge auch das Fazit des Sontheimer Bürgermeisters Tobias Rief bei der Vertragsunterzeichnung. Infrastruktur sei Zukunft, so Rief, dazu gehöre auch schnelles Internet. Egal ob im Home Office, in der Schule, bei medizinischer Betreuung oder zukünftigen Anwendungsbereichen, die momentan noch gar nicht absehbar seien. Mit dem jetzigen Kooperationspartner Netcom BW habe man „ein sicheres Gefühl“, so der Bürgermeister.
Vermarktungsbeginn im Herbst 2023
Man baue mit dem Kooperationsvertrag auf dem in den zurückliegenden Jahren erworbenen Vertrauensvorschuss in den vier Gemeinden auf, sagte Jochen Schmid, Prokurist und Leiter der Geschäftsentwicklung der Netcom BW. Die Planungen für den Ausbau des Glasfasernetzes hätten bereits begonnen, man sei jetzt in der Phase der Bauausschreibung, so Schmid. Die Vorvermarktung werde im Oktober in Sontheim beginnen, im November soll Niederstotzingen folgen und ab 2024 dann Herbrechtingen und Hermaringen.
Mindestens 35 Prozent der Gebäude in den jeweiligen Gemeinden werden benötigt, damit die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens auch gewährleistet sei, heißt es von Seiten der Netcom BW. Man sei aber zuversichtlich, dass man diese Zahl an Vertragsabschlüssen auch erreichen werde, sagte Schmid. Die eigentliche bauliche Anbindung an das Glasfasernetz ist für die Gebäudeeigentümer kostenlos, einzige Bedingung sei die Buchung eines Netcom BW-Diensts mit einer Mindestbandbreite von 300 MBit pro Sekunde und einer Laufzeit von mindestens 24 Monaten.
35 Millionen Euro Investitionssumme
Die Investitionssumme in den vier Gemeinden wird nach Angaben von Jochen Schmid bei etwa 35 Millionen Euro liegen. Mit dieser Summe möchte man bis zu 8500 Gebäude in den vier Gemeinden insgesamt an das unternehmenseigene Glasfasernetz anbinden. Im Einzelnen entfallen dabei auf Herbrechtingen ungefähr 4100 Gebäude sowie auf Sontheim knapp 2000, auf Niederstotzingen etwa 1600 und Hermaringen etwa 800.